Text: Anna Blattner
Um herauszufinden, was Neuköllner von ihrem Bezirk halten und was geschehen müsste, um den öffentlichen Raum zu einem besseren Ort zu machen, hat sich Wanda im Vorfeld des Spaziergangs an die Bewohner selbst gewandt und sie befragt. Die erste Station der Tour ist die Hasenheide. Zu dreckig sei es hier. Und zu wenig Blumen gäbe es auch. Das ist einfach zu optimieren. Wanda bimmelt mit einer Glocke, verwandelt sich dank orangenem Umhang in ihr Alter Ego „X“ und fängt an, den Abfall einzusammeln. „Alles Müll hier!“ kommentiert ein Passant. Die Künstlerin scheint also einen Nerv getroffen zu haben.
Der Spaziergang geht weiter, am kleinen Tierpark vorbei. Unterwegs werden noch ein paar Blümchen und Radieschen gepflanzt, dann sind wir am nächsten Problempunkt. Wie eine Superheldin mit wehendem Umhang flitzt Wanda über die Wiese, streut Rasensamen und rettet das Gras. Eine Gruppe von Parkbesuchern freut’s, also wird sie laut bejubelt und angefeuert.
Friedenstauben gegen Getrifizierung
Nicht immer ist die Optimierung Neuköllns scheinbar so einfach und belustigend wie in der Hasenheide. Der Spaziergang führt uns auch zur Friedelstraße 54, wo es um das Problem der Verdrängung geht. Um Neukölln an diesem Ort besser zu machen wird von „X“ ein unterstützendes Plakat aufgehängt. Außerdem wird die Situation erträglicher gemacht indem das Baugerüst mit Friedenstauben dekoriert wird. An diesem Punkt wird die allgemeine Hilfs- und Ratlosigkeit im Umbang mit den Veränderungen, die Neukölln in den vergangenen Jahren erfahren hat, deutlich.
Ähnlich ist es in der Weserstraße. Weniger Studenten, weniger Bars und weniger Lärm wurden gefordert. Gegen die Studenten weiß auch „X“ keine Abhilfe. Aber der Lärm ist einfach zu beseitigen. Sie zieht los und verteilt Ohrenstöpsel. „Bist’n Engel!“ freut sich ein älterer Mann. Um gegen die Bars vorzugehen sind die Teilnehmer des Spaziergangs gefragt. Wir dürfen wählen, welche Bar zwischen Reuterplatz und Pannierstraße bleiben darf und welche schließen muss. Einstimmig wird beschlossen, dass das Silverfuture bleibt. Men Men und Sadhu scheinen jedoch auf keine große Gegenliebe zu stoßen.
Nach weiteren Stationen an Sonnenallee und Karl-Marx-Straße geht es zum Alfred-Scholz-Platz. An diesem letzten Problempunkt wird die Widersprüchlichkeit und Zweifelhaftigkeit der Optimierung deutlich. Nach der Umgestaltung des Platzes sei es hier zu sauber. Also wird der eingesammelte Müll aus der Hasenheide von „X“ um die neuen Bänke gestreut. Es bleiben viele Fragen: Was ist ein „besserer“ Ort? Bei so unterschiedlichen Meinungen dazu, wer entscheidet was „besser“ gemacht werden soll? Ist es überhaupt möglich Neukölln zu einem „besseren“ Ort zu machen?
Antworten darauf können heute mit Wanda und „X“ während dem Spaziergang „Neukölln. A better place“ diskutiert werden. Um 12 Uhr geht’s in der Hasenheide los. Veranstalter ist B_Tour.
Kommentare:
tolle idee klasse jut endlee dit wird watt