Von Michalina Kowol
Vor drei Jahren habe ich mich entschieden, nach Berlin zu kommen. Und, ehrlich gesagt, es ist eine „Love-Hate“-Beziehung gewesen. Denn in den drei Jahren habe ich viele Probleme gehabt, meistens bürokratische. Es war kompliziert und auch ermüdend.
Und doch: Hier bin ich aber auch zu Hause, hier habe ich Menschen kennengelernt, die heute meine Familie sind, hier ist überall Musik und im Sommer kann ich den ganzen Tag in der Hasenheide in der Sonne liegen und nachts auf dem Reuterplatz über den Sinn des Lebens reden. Ich habe mir und Berlin eine zweite Chance gegeben. Jetzt geht es mir sehr gut, aber vielleicht wäre es noch viel einfacher, wenn ich außer nur zu reden, auch Sachen ändern könnte? Ich bin jetzt doch auch Berlinerin.
Letzte Woche habe ich dann total unerwartet in meinen Briefkasten ein sehr besonderes Schreiben gefunden: die Wahlbenachrichtigung für die Wahlen zum Abgeordnetenhaus von Berlin und zur Bezirksverordnetenversammlung. Das heißt, ich darf jetzt zum ersten Mal in Berlin wählen. Aber was bedeutet das genau? Das wollte ich auch gerne wissen – und habe Folgendes entdeckt: Am 18. September ab 8 Uhr geht’s los, bis 18 Uhr werden in den zwölf Berliner Bezirken 55 Bezirksverordnete gewählt. Für das Abgeordnetenhaus werden mindestens 130 Abgeordnete aus 21 Parteien ausgesucht.
Auch EU-Bürger und -Bürgerinnen, die in Berlin seit mindestens drei Monaten ununterbrochen wohnen und das 18. Lebensjahr vollendet haben, dürfen wählen – im nebenstehend angegebenen Wahllokal oder durch Briefwahl (die Erteilung eines Wahlscheins kann man mit dem Antrag, der mit der Wahlbenachrichtigung gekommen ist beantragen. Per Briefwahl darf man allerdings nur bis zum 16. September wählen).
Jut. Dies sind die Fakten. Viel wichtiger aber: Wen soll ich eigentlich wählen?
Wahl-O-Mat als Entscheidungshilfe
Jede Wählerin und jeder Wähler hat zwei Stimmen – eine für die Wahl einer Person im eigenem Wahlkreis und die andere für die Wahl einer Landes- oder Bezirksliste. Und es ist gar nicht so einfach, aus den 21 zur Wahl stehenden Parteien die richtigen Personen auszusuchen, besonders wenn man neu in Berlin ist.
Auf der Seite der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) kann man kurze Beschreibungen zu jeder Partei finden. Oder, wenn du ein Quiz genauso entspannend wie ich findest, dann kann dir dieser von der bpb entwickelte Wahl-O-Mat helfen, deine Entscheidung zur Wahl zu treffen. Dort haben alle 21 Parteien Antworten zu 38 Thesen gegeben. Zu welchen Themen? Zu allem, was Berlin bewegt – Miete, Flüchtlingspolitik, Hartz IV, Rechte für Ausländer, aber auch Clubs, Drogen und Spätis.
Fragen an die Bürgermeisterin
Hast du doch noch ein paar Fragen? Du hast Glück gehabt – am heutigen Donnerstag, den 8. September kannst du alle Antworten auf deine Fragen von der Neuköllner Bezirksbürgermeisterin einholen. Franziska Giffey lädt nämlich alle die aus der EU kommenden Neuköllner und Neuköllnerinnen zum Bezirksamt ein, um alle die Zweifel zu zerstreuen. Und es gibt eine Führung auf den Turm des Rathauses Neukölln – und Getränke dazu!
Jetzt aber ernst, von Ausländerin zu Ausländer – ob die Anerkennung unserer Abschlüsse vereinfacht werden soll, ob wir die gleichen Rechte bei der Vergabe von Sozialwohnungen haben sollen oder ob wir Sonntagabend doch noch ein Radler im Späti um die Ecke kriegen, das ist auch von uns selbst abhängig. Wir sind ja auch Berliner und Berlinerinnen, oder?!
Hier gibt es weitere Infos zur Veranstaltung im Rathaus Neukölln.
Kommentare:
Eine Kandidatin klärt in Neukölln also darüber auf, wer was wählen kann. Mmh. Kann man so machen.