1-Euro-Döner hinter der roten Linie

wochenschau_28-16-bigImmer wieder freitags. Geschichten vom Neukoellner Tellerrand und darüber hinaus. An dieser Stelle präsentieren wir die Themen der Woche – was wir noch sagen wollten, was die Anderen so machen und unsere Empfehlungen fürs Wochenende. (mehr …)

Freitag, 15. Juli 2016

Hinter roten Linien verbirgt sich in der Politik meist nur heiße Luft. Zieht sie ein Politiker, heißt das üblicherweise: Er hat kein valides Konzept zur Lösung des genannten Problems. So wie Falko Liecke, Bürgermeisterkandidat der CDU in Neukölln,für die Herausforderung Islamismus im Bezirk. Das zeigte der CDU-Politiker in einem Kommentar in der Huffington-Post. Dessen Aufhänger: Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) hatte die Dar-as-Salam-Moschee in der Flughafenstraße besucht, die der Verfassungsschutz wegen islamistischer Umtriebe beobachtet. Ihre Begründung für die Visite: Man muss seine Pappenheimer kennen (lernen), ignorieren hilft nicht weiter. Dafür erntete Giffey viel Unverständnis und Häme. Die zwei Hauptvorwürfe: Naivität und Aufwertung von Demokratie-Feinden. Auch Liecke machte sich diese Kritik in seinem Kommentar zu eigen und schwadronierte von „klaren Ansagen und roten Linien“ als der besseren politischen Antwort. Als Beispiel nannte er den Verbotsantrag der Bezirks-CDU gegen die radikal islamistische Al-Nur-Moschee in Neukölln. Seit über einem Jahr prüft der CDU geführte Innensenat nun schon die Möglichkeit eines Verbots des Trägervereins dieser Moschee; ursprünglich hatte Innensenator Frank Henkel (CDU) eine Entscheidung für den Mai 2015 angekündigt. Lieckes Beispiel zeigt wie halbstark solche Law-and-Order-Vorstöße sind. Anstatt zu suggerieren, man könne den Gegner so bereits besiegen, sollte Liecke ihn erstmal besser verstehen und kennen lernen; so wie Giffey es macht.

Verständlich ist die Weigerung von circa 30 Refugees, die nicht von der Jahn-Sporthalle in die Massenunterkunft auf dem Tempelhofer Feld umziehen wollen. Die Sporthalle am Columbiadamm soll wieder für den Sportbetrieb freigegeben werden. Dass sich die Flüchtlinge, laut der Morgenpost 30 allein stehende Syrer, vor den Lebensbedingungen in dem 12o0-Menschen-Moloch ängstigen, ist nachvollziehbar; die Ansagen auf einigen Transparente wie „Tempelhof = Guantanamo“ schießen dann aber doch über das Ziel hinaus.

Neukölln sichert Europa 

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Foto: Janik Lindenblatt –  mit freundlichster Genehmigung

 

Mehr Seelenklempner und Gynäkologen sollen nach Neukölln, so das Vorhaben von Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU). Vor allem bei diesen beiden Fachrichtungen gibt es einen Mangel in den drei sozial schwächsten Bezirken Berlins. Neben Neukölln sind dies Treptow-Köpenick und Reinickendorf. Psychotherapeuten und Frauenärzte, die künftig eine Praxis in der Hauptstadt eröffnen möchten, dürfen dies nur noch in diesen drei Paria-Bezirken, so Czajas Plan. Mehr Details dazu im Tagesspiegel.

Raus I. Am Freitag, dem 15. Juli, gibt’s die „House-Base-Techno-Acid“ Peitsche in der Griessmühle. „Slave to the Rave“ beginnt um 22 Uhr. Mit dabei ist Adam X aus New York City:

Raus II. Nicht nur für Leitkultur-Enthusiasten: CDU-Bürgermeisterkandidat Falko Liecke säbelt 1-Euro Döner; um ihn herum wirbeln die Kids von „Karate-Andy“ alias Andreas Marquardt. „Über zwei Jahrzehnte einer der brutalsten und gefährlichsten Zuhälter Berlins“, so die CDU-Pressemitteilung, ist Marquardt inzwischen Großmeister in Karate und Resozialisierung. Die Einnahmen des Events sind für Neuköllner Kinder, denen Mitgliedschaft und Ausrüstung in einem Sportverein nicht erschwinglich sind. Das Ganze findet statt am Samstag, dem 16. Juli, bei Alis Gemüse Kebap in der Neuköllner Straße 259. Beginn ist um 13 Uhr.

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Kommentare:

  • Bla sagt:

    Du auch, neukoellner.net? Islamismus verteidigen? Naivität rechtfertigen? War ja zu erwarten.

  • Bla sagt:

    Ich ergänze die Polemik mal inhaltlich: Die Bürgermeisterin hielt es leider nicht für nötig, sich inhaltlich oder gar kritisch mit der Moschee auseinanderzusetzen. Zum Beispiel damit, dass dort gegen Homosexuelle, Juden und Andersgläubige gehetzt wird. Und dann die Regenbogenflagge am Rathaus hissen. Wtf?

    Erst nach etlichen kritischen Kommentaren kommt die halbherzige Ergänzung auf Facebook. Ihr könnt das ja schönreden. Bleibt aber was es ist: Naiv, heuchlerisch und nicht mein Neukölln.

  • Björn Müller sagt:

    Hi bla, bitte nochmals ergänzen: Wie siehst du die Kritik an Liecke? Björn Müller / Redaktion neukoellern.net

  • Gunter sagt:

    Keine Frauenklempner? Geht nicht? Warum dann Seelenklempner? Ist nicht witzig!

  • bla sagt:

    Ups, ihr habt ja geantwortet, sorry für die späte Reaktion.

    Also man kann das ja so sehen, dass man mit allen reden muss. Ich finde das auch nicht falsch, solange man sich _wirklich_ kritisch mit diesem Milieu auseinandersetzt. Ich kann aber auch verstehen, wenn jemand sagt: „Mit Islamisten will ich nichts zu tun haben“.

    Mal ehrlich: Glaubt ihr, dass man auf diese Leute gut einreden kann? Dass man sie an einem Nachmittag bei Kaffee und Ayram überzeugt, dass Menschenrechte doch ganz knorke sind? Die wollen den Gottesstaat. Und zwar hier, bei uns, überall. Und die, die das wollen, werden alle Mittel auf diesem Weg nutzen.

    Gleichzeitig sollte man auf jeden Fall mit denen reden, die willig sind, unsere Demokratie zu leben. Dass die NBS nicht zu denen gehört, ist jetzt lang und breit diskutiert worden.

    Man kann das also so oder so sehen und eben auch so oder so handeln. Was aber gar nicht geht, ist Poserfotos für Facebook zu machen und diese Leute auch noch aufzuwerten.