Im Rahmen der Sondersendung zum Gedenken an die Opfer der Nazi-Morde befragte der ARD-Moderator Rainald Becker Heinz Buschkowsky, Bürgermeister von Neukölln, zur alltäglichen Diskriminierung von Ausländern. Buschkowskys Antwort: „Waren es früher die Gastarbeiterkinder, die vereinzelt in den Klassen waren, so wurden sie von den deutschen Mitschülern nicht besonders nett behandelt, heute ist es andersrum. Wenn in einer Klasse nur noch ein, zwei deutsche Schüler sind, dann passiert dasselbe.“ Und weiter: „Es ist ja nicht so, dass alle Einwandererkulturen miteinander sehr gut klarkommen und nur die Deutschen stören“ (zitiert nach Der Tagesspiegel).
Dass Buschkowsky mit harten Äußerungen zum Thema Integration „polarisiert“ – wie man es in den Medien so gerne ausdrückt – ist nicht neu. Aber mit seinen Äußerungen anlässlich des Gedenkens der Nazi-Mordopfer vergangenen Freitag zeigte Buschkowsky seine bisher hässlichste Seite. Er offenbart damit nicht nur mangelndes Feingefühl (fehlendes Mitgefühl möchte ich ihm nicht unterstellen). Obendrein verhöhnt er damit all diejenigen, die zu recht fragen, wie sie in einem Land leben sollen, in dem Menschen aufgrund ihrer Herkunft ermordet werden. Publikative.org hat es in dem Artikel „Einfach mal die Klappe halten, schweigende Mehrheit!“ auf den Punkt gebracht: Was genau hat das Ganze mit der rassistischen Mordserie und dem Gedenken an die Opfer zu tun?
„Die Opfer wurden nicht von den Rechtsterroristen ermordet, weil sie besonders schlecht oder ausgesprochen gut,
so wie Buschkowsky & Co. sich das wünschen, integriert waren, nein, sie wurden mit Kopfschüssen exekutiert, weil sie Migranten waren. Und sie wurden posthum öffentlich zu angeblichen Kriminellen gemacht, weil sie Migranten waren. Und weil sie Migranten waren, wird sogar an dem Tag der Trauerfeier über ihre vermeintlichen Versäumnisse gesprochen, anstatt die rechtsextreme Parallelwelt in Teilen Ostdeutschlands zu thematisieren, aus denen die Täter stammen, oder über Rassismus in den Medien, oder über einen designierten Bundespräsidenten, der ausdrücklich den Begriff “Überfremdung” benutzt.“ (Publikative.org)
Wie konnte es soweit kommen, Herr Buschkowsky?
2010 wurde Buschkowsky zum Berliner des Jahres gewählt. Anhänger loben ihn ob seiner klaren Worte zu den sozialen Problemen in unserer Gesellschaft, zum Thema Integration sitzt der streitbare Politiker in jeder zweiten Talkshow. Weil man dem SPD-Politiker keine rechte Gesinnung anlasten kann, bleibt die Frage: Liegt hier ein Fall von Betriebsblindheit, oder härter ausgedrückt: Fachidiotie, vor? Hat Buschkowsky in unzähligen Talkshows soviel von Integration, Ausländern und sozialen Abgründen geredet, dass er gar nicht mehr anders kann? Und warum lädt die ARD diesen Mann ein und lässt solche Äußerungen auch noch unkommentiert stehen?
Im Wahlkampf 2011 etikettierte Buschkowsky sich noch mit „mehr Neukölln geht nicht“. Unser Bürgermeister wäre gut damit beraten, sich darauf zu besinnen, wen er vertritt: Die Menschen Neuköllns. 40-70 Prozent der Neuköllner (je nach statistischer Rechnung) waren aufgrund ihrer Herkunft potenzielle Opfer der NSU.
Doch anstatt innezuhalten, der Opfer zu gedenken, über sich selbst und seine Äußerungen nachzudenken, sitzt er Sonntag Abend, während diese Zeilen entstehen, schon wieder im TV.