Herr Köster, ihre Initiative trägt den Namen 100% Tempelhof. Wer steckt dahinter und was wollen sie erreichen?
Zu Beginn war ich noch alleine engagiert, doch schnell kamen weitere Anwohner hinzu, um sich zu beteiligen. Inzwischen machen rund 30 Leute den harten Kern der Initiative aus, die sich auf verschiedene Arbeitsgruppen verteilen. Unser Ziel ist es, ein Volksbegehren zu erreichen, mit der Forderung, dass das Tempelhofer Feld nicht zugebaut wird. Der aktuelle Status soll erhalten bleiben, das heißt, wir sind auch gegen eine teilweise Bebauung.
Für einen Volksentscheid müssen Sie aber auch Menschen überzeugen, die in anderen Bezirken leben, die mit dem Thema wenig am Hut haben. Wie wollen Sie die gewinnen?
Im Moment haben wir hier eine riesige Freifläche mitten in der Stadt, um die uns andere Metropolen in der ganzen Welt beneiden. Etwas Vergleichbares gibt es nicht. Nun haben wir zwei Möglichkeiten: Entweder wir belassen das Feld in seiner Einzigartigkeit und Weitläufigkeit so wie es ist oder wir geben Geld aus und bauen Luxus-Wohnungen. Dann haben wir am Ende einen mittelgroßen Park, dem man in jeder Großstadt finden kann. Ich denke, die erste Alternative klingt für alle plausibler.
Aber auch die Instandhaltung des Feldes in seinem derzeitigen Zustand kostet Geld.
Wir erstellen gerade einen Kostenplan. Nach den aktuellen Planungen der Stadt werden in den nächsten 15 Jahren 200 Millionen Euro benötigt. Wir sind der Meinung, dass knapp zwei Millionen Euro pro Jahr ausreichten, um den aktuellen Status zu erhalten. Und so werden auch keine Randgrundstücke an private Investoren verscherbelt.
Doch sollen nicht alle Randgebiete in Wohnraum umgewandelt werden. Im Süden soll eine neue Bibliothek entstehen. Sind sie auch hier dagegen?
100 Prozent heißt 100 Prozent. Außerdem glaube ich nicht, dass der Standort für eine große Bibliothek geeignet ist. Eine solche Bibliothek sollte an einem zentraleren Ort gebaut werden und nicht neben der Autobahn im Süden ausgelagert werden.
Bisher haben wir die aktuelle Politik außen vorgelassen. Wie wichtig ist für Sie, was zur Zeit bei den Koalitionsverhandlungen beschlossen wird und mit welchen Gefühlen blicken Sie auf die kommende Rot-Schwarze Regierung?
Ach, das spielt für uns keine so zentrale Rolle. Wir stellen uns so oder so auf einen schweren Kampf ein. Rot-Schwarz wird vermutlich versuchen, so schnell wie möglich Fakten zu schaffen, die nicht mehr rückgängig gemacht werden können, Stichwort Privatisierung. Wir stellen uns auf ein zeitliches Wettrennen ein. Und auf der anderen Seite ist es vielleicht sogar gut, dass die ewig zögernden Grünen nicht an der Regierung beteiligt sind. So können sie eine klare Haltung bezüglich des Tempelhofer Felds einnehmen.
Wann werden sie soweit sein, das Rennen aufzunehmen?
Um die Jahreswende herum wollen wir einen guten Entwurf präsentieren. Dann können wir mit der Unterschriftensammlung für das Volksbegehren beginnen.
Der Artikel entspricht einer Zusammenfassung des mündlichen Interviews.
Mehr Informationen zu der Initiative 100 Prozent Tempelhof gibt´s auf der Homepage.