Schon seit 2008 betreibt Anna Käse ein Druckwerkstatt in der Allerstraße im Schillerkiez. Dort wohnt die bildende Künstlerin auch, stellt handgemachte Radierungen und Kupfertiefdrucke her und gibt regelmäßig Workshops. Eine Mieterhöhung hat Anna schon hinter sich. Zwar einigte sie sich schließlich mit dem Vermieter und bekam einen festen Mietvertrag für zehn Jahre, trotzdem findet sie, seien die Argumente für einen Umzug stärker.
Berlin ist ausgeschöpft
Mit den Jahren kristallisierte sich für Anna heraus, dass Kunstmessen in Restdeutschland lohnender sind. „Berlin ist doch ziemlich überlaufen. Es gibt hier sehr viele kreative Leute die ihre Produkte anbieten, auch hobbymäßig, was die Preise drückt und den Markt etwas kaputtmacht. Und für Künstler, die von ihrer Kunst leben wollen, ist es dann tatsächlich sehr schwierig.“ In Berlin hatte sie teilweise schon das Gefühl, dass die Leute es satt haben oder die Augen verdrehen, wenn wieder jemand mit Kunst daherkommt. Einerseits werde Kreativität hier zwar geschätzt und viele ziehen vielleicht gerade auch deswegen nach Berlin. Andererseits haben die Leute oft wenig Geld. „Es ist nicht so, dass ich hier keine Aufmerksamkeit bekommen habe oder dass niemand meine Kunst mochte. Aber ich konnte in Berlin meist nur kleine Sachen verkaufen und es war hier oft schwieriger, den Wert meiner Arbeiten zu vermitteln“, sagt die 32-jährige. Berlin sei für sie nun ein bisschen ausgeschöpft.
Zurück in die Heimat
Nun zieht es Anna zurück ins Ruhrgebiet in ihre Heimatstadt Werl bei Dortmund, da sei es „ganz putzig“. Eventmäßig bietet die Stadt ein jährliches Münzfest, das Salzsiederfest und beheimatet außerdem eine kleine Kunstszene. Trotzdem ist man als Kreative in Werl eher etwas Besonderes und das weiß Anna zu schätzen.
Ihr Berliner Konzept möchte sie beibehalten und mitnehmen. Ein neues Ladenlokal in Nähe der Werler Innenstadt ist bereits gefunden. Dort muss sie nur ein Drittel ihre Neuköllner Miete für berappen. Zudem liegt das Ruhrgebiet zentraler – ein Vorteil für das viele Unterwegssein auf Kunstmessen. Und natürlich freuen sich Familie und alte Freunde auf Annas Rückkehr. So manches aus Berlin möchte Anna auch in Werl umsetzten, zum Beispiel Workshops und Radierkurse anbieten. Und die Freunde hier? „Die sind traurig aber verstehen es. Gerade diejenigen, die schon länger in Berlin wohnen, können es nachvollziehen, dass ich es jetzt auch mal ruhiger haben möchte.“
Für 48-Stunden-Neukölln kommt sie zurück
Trotzdem – wenn man sich als Künstlerin selbstständig machen möchte, sei es unglaublich gut, damit in Berlin anzufangen. „Mir hat mal jemand gesagt, wenn man es in Berlin schafft, schafft man es überall.“ Sie selbst habe vor allem von der geballten Anzahl hiesiger Kunstmärkte profitiert. Auf einigen wird sie weiterhin anzutreffen sein, vielleicht auch auf 48-Stunden-Neukölln in einem Second Hand Laden mit kleiner Galerie in der Allerstraße. „Ich habe gar nicht so sehr das Gefühl, hier etwas aufzugeben“, sagt Anna.
Aus ihrem Neuköllner Ladenlokal sollen Wohnungen entstehen. Nebenan ist das Erdgeschoss schon leer und die Immobiliengesellschaft möchte die Gewerberäume zu Wohnungen umbauen, wie im gegenüberliegenden Gebäude bereits geschehen. „Ich glaube die Allerstraße wird auf jeden Fall eine eher ruhige Straße bleiben“, so Anna. In Neukölln vermissen wird sie die türkische Bäckerei ein paar Häuser weiter, die selbst bäckt und durchgehend geöffnet hat. „Und den Berliner Sommer, der ist einfach herrlich. Wie ein Dauerfestival.“
Kommentare:
Warum müssen Berliner eigentlich immer ihre Sprüche importieren? Wer es in Berlin schafft, schafft es überall. Wie wäre es noch mit Berlin schläft nie, gleich abgenutzt aber nicht weniger peinlich. Dabei müsste es heißen, wer es in Werl schafft, schafft es überall.