Einen besseren Ort kann man sich in Neukölln für diese Inszenierung kaum vorstellen. Immerhin ist der Platz nach Karl Marx benannt, der sich die Machtergreifung der Arbeiterklasse erträumte und das elitäre Bürgertum kritisierte. Im Arbeiterbezirk Neukölln fanden seine Theorien eine große Anhängerschaft. Doch wie steht es heute um „das Prekariat“ und die „Besitzenden“, direkt vor unserer Haustür? Schon ist man mitten in der Diskussion um Verdrängung, Aufwertung, Gentrifzierung.
Um die Lebensrealität der Menschen vor Ort dreht sich das Stück „Hier bleibt’s dreckig“, das der Theaterpädagoge Philippe Tibbal in Zusammenarbeit mit den Vereinen Sultanine und Werkstadt sowie Bewohnern aus dem Körnerkiez entwickelt hat. Die Rahmenhandlung für die Open-Air-Aufführung bildet das Weihnachtsfest. Die Tannenbäume sind mit angemaltem Haushaltsmüll geschmückt, das Wohnzimmer mit ausrangierten Möbeln von der Straße eingerichtet.
Am Anfang zieht sich das Stück ein wenig, man hat den Eindruck, die vier Darsteller müssen sich erst warmspielen. Doch es bleibt glücklicherweise nicht beim etwas langatmigen Sprechtheater. In den abwechslungsreichen Akten werden umgetextete Weihnachtslieder gesungen, eine Demonstration inszeniert, Werbeprospekte vorgelesen, Fernsehnachrichten nachgespielt, ein spaßiges Puppentheater aus Müllfiguren aufgeführt – kurz gesagt, die Absurdität des Alltags auf die Spitze getrieben.
RIC-05, Karl-Marx-Platz, nächste Aufführung: So 15-16.30 Uhr