neukoellner.net: Ihr macht die Kunstfiliale nun schon im zweiten Jahr. Warum seid ihr dabei geblieben?
Sabine Ammer: Wir verdienen da tatsächlich einen Teil unseres Lebensunterhalts, das ist Punkt eins. Es macht natürlich auch Spaß. Wir haben letztes Jahr wahnsinnig viele Leute kennengelernt, viele neue Optionen, in welche Richtung man sich als Künstler bewegen kann. Und die Neugierde auf das, was da gerade entsteht, ein Teil dieser Entwicklung sein zu können und mitzubestimmen, was passiert.
Marc Pampus: Ich habe das Festival über Sabine kennengelernt, weil sie selbst auch immer ausstellt und fand das einfach spannend – die Idee, an der Festival-Organisation zu partizipieren oder mitzuhelfen. Das ist zwar ein krasser Job, aber auch ein toller Job.
Wie war Euer Résumée aus dem ersten Jahr?
SA: Nach den letzten 48 Stunden habe ich gesagt: ich mach das nicht nochmal. Und dieses Jahr hab ich es auch schon wieder gesagt. Das ist dann aber sehr leicht, weil man ein halbes Jahr lang unglaublich viel Energie in eine Arbeit reinsteckt, bei der erstmal nichts zurückkommt. Organisations- und Vernetzungsarbeit ist ja nichts, was du sehen und greifen kannst. Wir sind beide künstlerische Menschen, die es gewohnt sind, ein Produkt zu sehen, ein Ergebnis, und zwar sofort. Und das sieht man hier erst langfristig. Dinge, die sich daraus entwickelt haben, die man dann erst nebenher mitkriegt. So: ‚Ach, ihr habt euch doch über uns kennengelernt. Cool, dass daraus etwas gewachsen ist.‘ Das dauert aber.
MP: Wobei, es gab schon auch viel positives Feedback. Viele Leute lösen sich nach dem Festival in Luft auf, da bekommt man gar nichts zurück. Mal blöd gesagt, mal ein kleines Danke oder so. Aber es gibt doch einige im Vorfeld, die uns gesagt haben, was wir für einen tollen Job machen, und sich tausend Mal bedankt haben, dass wir Ihnen diesen Ort vermittelt haben.
Wie sieht Eure Arbeit als Kunstfiliale konkret aus. Wo geht sie los, wo beginnt sie stressig zu werden und wann ist der Punkt erreicht, wo man sagt: ‚nie wieder‘?
SA: Es ist die ganze Zeit sehr anstrengend, weil es mit unglaublich viel Kommunikation zu tun hat. Das ist ein ständiges Informationenweitergeben, das stete Versuchen, alle Infos zu bündeln, um nicht alles hundertmal sagen zu müssen. Das hört sich nicht nach Arbeit an, ist es aber. Sich ständig immer wieder selbst zu motivieren, die anderen zu motivieren, sie begeistern, doch mitzumachen. Die Hauptphase der Arbeit ist dann immer die Zeit kurz vor Redaktionsschluss und an diesem Punkt standen wir dann Anfang dieser Woche (vor Festivalbeginn, Anm. d. Red.), wo ich dachte: ‚Ich habe keinen Bock mehr.‘
Du hattest vorhin die Entwicklung im Flughafenkiez angesprochen. Die ist ja wirklich sehr erstaunlich und gerade in den letzten zwei Jahren ist wahnsinnig viel passiert. Siehst man dann teilweise schon auch das eigene Schaffen darin?
SA: Ja schon. Das nehme ich auch wirklich auf unsere Kappe, weil wir das erste Atelier hier waren. 2007 bin ich hier rein, da gab es nur das Rroma Aether Café hier unten – was heißt nur – ein großartiger Ort. Das war auch tatsächlich ein Grund, ein Angelpunkt, hierher zu ziehen, in eine leerstehende, verlassene, kriminelle Ecke. Und ich denke schon, dass unsere Veranstaltungen und Ausstellungen für andere das sind, was für uns das Rroma damals war.
Das ganze Gespräch über die Entwicklung des Flughafenkiezes, die schönsten und anstrengendsten Momente der Arbeit und die künsterlische Arbeit von Sabine Ammer gibt es hier anzuhören (aufgezeichnet am Donnerstag vor den 48 Stunden Neukölln):
48-H-NK 2013: Sabine Ammer und Marc Pampus im Gespräch über ihre Kunstfiliale Flughafenkiez by neukoellner.net on hearthis.at
Bei 48 Stunden Neukölln übermalten die rund 400 Besucher Sabine Ammers Gemälde. Das Ergebnis und die dokumentierenden Fotografien von Sabrina Knierim gibt es im Kunstsalon des Ateliers zu sehen.
Wann: 04. Juli. 2013, 19 – 22 Uhr
Wo: Atelier Kunst-Moment, Boddinstraße 9.
Kommentare:
Hallo
heir mal ein positives Feedback. Ich finde das 48-Stunden Neukölln Festival super und ich danke allen die es ermöglichen. Ich werde auch nächstes Jahr wieder teilnehmen (Zuschauer)
Gruß Justin
Ein guter Blick hinter die Kulissen geworfen, sympathische Macher und ein Kompliment für die geleistete Arbeit!