48 Stunden: die Top 8 der Redaktion

48H-Arcaden_1S.O.S. Überforderungsalarm! 48 Stunden Neukölln heißt immer auch Festivalprogrammstress – zumindest für den ehrgeizigen Kunstkonsumenten. Wir empfehlen ja eher den der Langsamkeit fröhnenden Müßiggang: einfach treiben lassen. Einen Minikompass zur Inspiration gibt’s trotzdem. Das sind die Favouriten aus der Redaktion.

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Freitag, 26. Juni 2015

Von Fabian Friedmann, Regina Lechner, Sabrina Markutzyk, Max Büch

Rent A Rentna

Sechs Millionen Rentner in Deutschland haben weniger als 550 Euro im Monat zur Verfügung. Diese schockierende Tatsache machte für die Künstlerin und Filmemacherin Monika Meta Schmid klar: Das darf nicht sein! Um auf die Situation vieler älterer Menschen aufmerksam zu machen, konzipierte die Frührentnerin zusammen mit dem RAR-Kollektiv die Kunstaktion “Rent A Rentna”, bei der vier ältere Frauen im Schaufenster sitzen und ihre Dienste anbieten. Die Assioziation ans horizontale Gewerbe ist klar, auch wenn Sex in diesem Fall ausgeschlossen ist. Ansonsten können die Besucher gegen Spende 15 Minuten mit den Damen verbringen und ihre Dienste in Anspruch nehmen, vor allem über alles mögliche reden – von Marmeladenrezepten bis hin zur Steuererklärung. Damit wollen die Frauen ihr Wissen und ihre Erfahrung weitergeben – und ihr Gegenüber vor gravierenden Fehlern bewahren.

PAS-15: Fr 20-22, Sa 14-17 und 19-21, So 13-15 Uhr
Polymedialer Ponyhof, Kienitzer Str. 11

Kunstasyl Tours

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Kunstasyl Fernreisen: Zieht es sie in die Ferne? Buchen sie ihre Kunstasyl Tour jetzt!

Flucht, Vertreibung und Migration sind Themen, die einem dieses Jahr bei 48 Stunden immer wieder begegnen werden. Das Theater der Migranten faltet ein Boot auf dem Alfred Scholz Platz und lässt es an der Wildenbruchbrücke zu Wasser („Rettungs/Flucht/Aktion 015„, Fr ab 19.30 Uhr). Über das riesige Flüchtlingsboot auf dem Rollfeld haben wir bereits berichtet. Die Künstlerin Barbara Caveng hat als Teil ihres Projekts Kunstasyl in der Zentralen Ausstellung ein Zimmer aus einem Heim für Asylsuchende aufgebaut. Hier kann man auch Tickets für die Kunstasyl Tours erwerben: Bei den Bustouren sitzen Besucher neben Migranten und lernen sich gegenseitig, aber auch den Kiez neu kennen.

FLU-12: Zentrale Ausstellung “Signale”, Neukölln Arcaden, Karl-Marx-Str. 66
Fr 19-22, Sa 10-22, So 10-19
Bustouren starten an den beiden Festivaltagen am 27.6. und 28.6. jeweils um 12:00 Uhr, 13:30 Uhr, 15:00 Uhr und 17 Uhr in der Flughafenstraße 22

Freie Irrationale Universität „BEUYS!3000“

Einmal Kunststudent sein, das können die Besucher in der Ida Nowhere. Das Künstlerkollektiv hat – wie in den vergangenen Jahren auch – eine skurrile interaktive Performance auf die Beine gestellt, die bei den 48 Stunden wieder ihres Gleichen suchen wird. Motto diesmal: „Beuys 3000“ oder die Freie Irrationale Universität. Die Ida stellt die verschiedenen Elemente einer Kunsthochschule wie Klassenzimmer, Immatrikulationsbüro, Mensa und Café zur Verfügung. Die Besucher werden zu Kunststudenten, die die verschiedenen Klassen absolvieren müssen, um eine Mappe zu produzieren. Auf den Studierenden mit Durchhaltevermögen wartet am Ende das ersehnte Diplom.

Jesus Beuys trifft Lady Dada // BEUYS!3000

PAS-18: Fr 19-22 Uhr, Sa 14-22 Uhr, So 14-19 Uhr
Ida Nowhere, Donaustraße 79

Resonanz. Klang. Kunst. Gesellschaft. 

Acht Klangkünstler übernehmen die Parkgarage an der Ganghoferstraße. Eine Installation beleuchtet die auditiv-imaginären Effekte von Spionage und Überwachung, eine andere das Schwanken der Menschen zwischen Zustimmung und Ablehnung politischer Parteien. Eine weitere entwickelt Reflexionen über die politischen Verhältnisse und die allgegenwärtigen Tendenzen des Vergessens. Mit „Resonanz. Klang.Kunst. Gesellschaft.“ nimmt der Masterstudiengang Sound Studies der UdK zum zweiten Mal nach 2014 am Festival mit einer eigenen Klangkunstausstellung teil.

PAS-05: Fr 19-23 Uhr, Sa 13-20 Uhr, So 13-19 Uhr
Hi-ReS! Berlin, Ganghoferstraße 10 (Eingang Parkhaus/5. OG)

Not-Aufnahme / Emergency Room

Mit einer interkulturellen Mischung aus Aktionen, Performances und Installationen setzen die 25 Künstler das diesjährige Festivalthema „S.O.S. Kunst rettet Welt“ in der UP Gallery sehr praxisnah um und öffnen eine eigene „Not-Aufnahme“. Im „Warteraum“ und dem „Sprechzimmer“ werden die Besucher dazu eingeladen, sich am Rettungskonzept zu beteiligen und gemeinsam eine Diagnose zu erarbeiten. Dabei stehen jedoch weniger die eigenen Befindlichkeiten im Vordergrund, vielmehr wird die Kunst als Konsumgut hinterfragt und kritisch untersucht. Bitte nehmen Sie noch kurz auf der Metaebene Platz!

RIC-11: Fr 19 – So 19
UP Gallery, Richardstraße 43

Musikschiff: „message in a bottle“

Das Musikschiff war im letzten Jahr der absolute Hit unter den Festivalbeiträgen, dieses Mal mit Förderung vom Musicboard Berlin. Zu jeder vollen Stunde legt die „Spreeprinzessin“ am Anleger Wildenbruchplatz ab. Während der 45-minütigen Fahrt spielt jeweils ein Act von insgesamt sechs Berliner Nachwuchsbands bzw. Künstlern. Am Ende heißt es für jeden der Acts S.O.S. – mit einer eigenen Interpretation von “Message in a bottle” von The Police.

WILD-04, Sa 14 & 15 Uhr Osta Love, 16 & 17 Uhr Toni Kater, 18 & 19 Uhr Blendend; So 13 & 14 Uhr Anna Morley, 15 & 16 Uhr Lion Sphere, 17 & 18 Uhr Sex in Paris, Texas,
Schiffsanleger an der Wildenbruchbrücke

Open Stage

Du willst nicht nur Kunst konsumieren, sondern auch selbst aktiv werden? Dann auf zur offenen Bühne am Richardplatz. Jeder kann mitmachen und sich vor Ort für einen Auftritt melden. Maximal sieben Minuten stehen ihm oder ihr dabei zur Verfügung, um sich und seine Kunst dem Publikum zu präsentieren.

RIC-12: Fr 19-21:30, Sa 15-17:30, Sa 19:30- 22, So 15-17:30
Kutschen Schöne, Richardplatz 18

Museum des Kapitalismus

Nicht offiziell im Programm, aber nicht minder sehenswert ist das „Museum des Kapitalismus“ am Böhmischen Platz. Bereits im letzten Jahr öffnete das kleine Pop-Up-Museum seine Pforten und stellte jene Ungerechtigkeiten aus, die im Alltag oft unsichtbar bleiben. Mit interaktiven Modellen und gut gestaltetem Anschauungsmaterial, wurde der „Kapitalismus“ und seine Mechanismen verständlich gemacht, visualisiert und demaskiert: wohin bespielsweise die gezahlte Monatsmiete fließt oder wie so eine Zwangsräumung eigentlich aussieht (wir berichteten). Wir sind gespannt auf die neue Ausstellung!

Off-Location: Fr 18-24, Sa 11-24, So 11-24 (Ausstellung bis 02. August 2015)
Museum des Kapitalismus, Böhmische Straße 11

Die Eröffnung der 48 Stunden Neukölln  findet am heutigen Freitag, 19 Uhr, in den Neukölln Arcaden statt. Das Motto: “S.O.S. – Kunst rettet Welt”. Was sich dahinter verbirgt, gibt’s hier.

neukoellner.net begleitet die 48 Stunden als Medienpartner mit einem Liveblog. Hier finden sich alle Infos zum Festival.

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