Zu Besuch im Headquarter von Frisur Clothing: Das Büro in einem Hinterhof der Hobrechtstraße ist zugleich Atelier, Lager, aber auch WG und von Zeit zu Zeit auch Fotostudio. Neben den Schreibtischen stapeln sich in den Regalen an den Wänden sorgfältig beschriftete Kisten voller Kleidung. Seit kurzem hat Frisur Clothing einen und alles wird von hier aus verschickt. Darum haben Stephan und Thies jetzt auch Hilfe von einer Mitarbeiterin. Ansonsten ist ihr Label größtenteils ein Zwei-Mann-Betrieb – mit gut funktionierender Arbeitsteilung. Stephan, der Visuelle Kommunikation an der UdK studiert, kümmert sich um das Grafikdesign und Thies, Modedesignstudent an der gleichen Uni, entwirft die Kleidung. Das Organisatorische und das Finanzielle teilen sie sich.
Nordisch by Nature
Kennen gelernt haben sich Thies und Stefan in der Schule, seinerzeit in Schleswig-Holstein. Den nordischen Hintergrund erkennt man durchaus noch bei ihren Kollektionen, auch wenn sie sich von der ursprünglichen Ausrichtung entfernt haben. „Los ging alles damit, dass wir ein Logo entwickelt und auf Shirts und Pullis gedruckt haben“, erinnert sich Thies. Das ging mehr in Richtung sportliche Surf- und Skate-Wear. Ihre erste Kollektion gab es 2007, was sie im Rückblick als tatsächlichen Startpunkt für Frisur Clothing angeben. Seither machen sie zwei Kollektionen im Jahr und haben permanent die „Shapes Classics“ im Programm. Diese Basic-Linie steht unter dem Credo „Wear the shape you enjoy“ und umfasst dementsprechend sehr gemütliche Hoodies, Zipper, Cardigans und Shirts. Sie sind aus 100% Bio-Baumwolle hergestellt und, wie alles von Frisur Clothing, in Portugal gefertigt.
Zum Prinzip von Frisur Clothing gehört, dass es viele Teile für in Abwandlungen für Mädchen und Jungs gibt: Das Männer-Shirt „Emil“ wird in taillierter Form zu „Elise“. Das Besondere an diesem Stück: Der eigens für Frisur Clothing gefertigte Jersey erhält durch eine spezielle Webung jeweils unterschiedliche Färbungen und Strukturen auf Vorder- und Rückseite. An einer horizontale Naht auf Brusthöhe treffen die beiden Seiten des Stoffes aufeinander. Kleine Details wie diese werden oftmals erst beim Anfassen deutlich. Die Qualität der Stoffe und Herstellung sind sehr hoch, und das bei einem vertretbaren Preis: Um die 70 Euro muss man für ein Herrenhemd ausgeben, ab 50 Euro gibt es Sweatshirts. Da stellt man sich schon die Frage, wie sich das bei niedrigen Stückzahlen für die beiden Chefs des Modelabels lohnt. „Beim Verkauf über einen Laden zahlt sich das oft nicht wirklich für uns aus“, gibt Stefan zu, aber mit hohen Preisen die Fans der Marke vergraulen, das wollen sie auch nicht.
Trial & Error
Im Gespräch mit den beiden jungen Frisur Clothing-Machern hat man das Gefühl, dass die beiden sehr genau wissen, was sie tun und was sie wollen. Mit „Learning by Doing“ haben sie sich in den vergangenen Jahren vieles erarbeitet, sie sind etwa mittlerweile in etwa 50 Läden in Deutschland und dem europäischen Ausland vertreten. „Wir haben auch sehr viele Fehler gemacht“, sagt Thies, „aber irgendwie ist es immer gut gegangen.“ Dieser Weg spiegelt sich im Motto ihrer aktuellen Winterkollektion wieder, das sie in Anlehung an ein Zitat von Samuel Beckett formuliert haben: „We fail again. We do again. We fail better. We do better.“ Die gesamte Kollektion bezeichnen Stefan und Thies als großen Schritt für ihre Marke. Die Schnitte sind klassischer, alles ist etwas reduzierter, ein wenig schicker. Erwachsener, wie die beiden Macher.