Neue Spezies in der Leinestraße

Bei Bauarbeiten ist man vor kurzem auf ein pfeifendes Wesen gestoßen. Ein Forschungsteam hat sich des sog. „Tunnelpfeifers“ angenommen. Verrennt es sich trotz alarmierender Signale womöglich in seiner Tierschutz-Naivität?

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Donnerstag, 27. Dezember 2012

“Als ich ihn ansprach, pfiff er Christian Anders (Es fährt ein Zug nach Nirgendwo)“, schreibt Nadja über ihre erste Begegnung mit dem neu entdeckten Wesen. Wilde Spekulationen erhitzen die Gemüter, Ungewissheit und Angst bringen die Emotionen zum Kochen ­­– die Gerüchteküche im Schillerkiez brodelt. Was hat es mit dem „Kleinen Tunnelpfeifer“ auf sich? Wo kommt er her? Wo will er hin? Ist er gefährlich? Und warum sonst würde er uns mit Schlagern von Christian Anders quälen wollen?

Ein mutiges Forschungsteam rund um die Abenteurerin Martina Becker hat sich der Neuentdeckung angenommen und versucht mit Hilfe verschiedenster wissenschaftlicher Methoden und Herangehensweisen mehr über Aussehen, Verhalten und Lebensraum der Kreatur herauszufinden. Die erste Entdeckung des „Kleinen Tunnelpfeifers“, wie das Forscherteam das Tier verniedlichend bezeichnet, geht auf die Bauarbeiten am U-Bahnhof Leinestraße zurück. Laut den Informationen, die das Team auf der öffentlichen Internetplattform tunnelpfeifer.de zusammengetragen hat, handelt es sich um ein äußerlich dem hiesigen Maulwurf ähnliches Säugetier, das vergleichbar scheu und nachtaktiv sei, sich allerdings von Müll ernähre und pfeife, sobald es sich angegriffen fühle.

„Es war unfassbar! Es ging alles ganz schnell!“

Andere Zeugenaussagen legen jedoch den Verdacht nahe, dass sich das Team in einer romantisierenden Vorstellung eines süßen „kleinen“ Pfeiferlings verrannt und die mögliche (Lebens-)Gefährdung der Fahrgäste völlig aus dem Blick verloren hat: „Es war unfassbar! Ein großer roter Schwanz (etwa 1m breit und 1,50 hoch, mit gelben mirabellen-förmigen Auswucherungen) zog sich schnell in Richtung U-Bahn-Schacht, es ging alles ganz schnell!“, schreibt Marius K. auf der Seite.

Wollen Sie etwa, wenn Sie nachts aus der U-Bahn steigen und durch das menschenleere U-Bahngeschoss laufen, von einem solchen Rotschwanz angepfiffen werden???

Phantombild: Ommo Wille

Erst kürzlich konnte die Redaktion durch einen Informanten an diese besorgniserregende Zeichnung eines Augenzeugen gelangen. Auch unter den Bauarbeitern soll es schon zu ausufernden Streitigkeiten gekommen sein, nur weil sich der Tunnelpfeifer offenbar an deren Brötchen vergriffen hat. Wir empfehlen Ihnen: Halten Sie Augen und Ohren offen, halten Sie sich über die Internetplattform auf dem Laufenden (zwischen den Zeilen lesen!) und wenn Sie Christian Anders pfeifen hören, dann laufen Sie, bevor es zu spät ist!

Phantombild: Eszra (8)

Phantombilder: Magdalena Kaufmann (Titel); von oben: Helge Dobe, Ommo Wille, Ezra (8)

Dieser Text ist in der Dezember-/Januarausgabe der Schillerkiezzeitung “Promenadenmischung” erschienen.

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