Hallo SchwuZ

IMG_0914Mehringdamm, adé: Nachdem das Schwule Museum Anfang 2013 nach Schöneberg zog, hat auch das SchwuZ letztes Wochenende Kreuzberg verlassen. Richtung: Neukölln. Ein letzter Blick zurück.
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Samstag, 16. November 2013

Text, Übersetzung & Bilder: Marie Gutbub

Das SchwuZ war bis jetzt diese (zu) kleine Disko, die eine ganze Reihe von wöchentliche und monatliche Partys veranstaltete. Es waren drei Tanzflächen in einem Untergeschoss, die durch das Café Melitta Sundstrom zu erreichen waren. Eine schmale, verwinkelte Treppe, ein paar Kellerräume: Klingt zwar nicht sehr idyllisch, doch waren die Tanzflächen jede Woche überfüllt und die drei Bars wurden gestürmt. Das SchwuZ hatte es geschafft, sich als einer der Kreuzberger Treffpunkte der queeren Szene unverzichtbar zu machen.

Da könnte es fast in Vergessenheit geraten, dass das SchwuZ am Anfang überhaupt keine Disko war. Das Projekt entstand im Jahr 1971, als Rosa von Prauenheim seinen Film Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt herausbrachte. Das Werk verursachte die Gründung vieler Homosexuellen-Vereine, darunter die „Homosexuelle Aktion West-Berlin“, die sich ein paar Jahre einen Ort in der Kulmer Straße fand. Ein offizieller Verein wurde gegründet: Es war die Geburtsstunde des „SchwulenZentrums“, in Kurzform: „SchwuZ“.

Ausschnitt aus Rosa von Praunheims Film „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“ (1971)

In der Kulmer Straße wird für Schwulenrechte gekämpft und neue Projekte entwickelt. Zum Beispiel werden die Siegessäule und der erste Berliner CSD in den Räumlichkeiten des SchwuZ gegründet. 1987 muss das SchwuZ umziehen – weiter geht es an der Hasenheide. Das neue SchwuZ dient nunmehr auch als Café, wo feste Veranstaltungen stattfinden. Ehrenamtliche Mitarbeiter organisieren Filmabende und Partys, ohne ohne dabei jedoch die militante und politische Seite aufzugeben, die in der Kulmer Straße herrschte. Das SchwuZ ist für alle offen, egal ob queer oder nicht, jung oder alt. Acht jahre später, im Jahr 1995, findet ein neuer Umzug statt – diesmal zum Mehringdamm, wo die Partyreihen mehr Platz im Kalender bekommen. Das SchwuZ wird zu einem richtigen Klub.

Es ist das SchwuZ, wo man bis letzte Woche noch nächtelang durchtanzen konnte, und der jetzt für immer weg ist. Traurig ist das aber nicht, denn ab diesem Wochenende wird das SchwuZ neugeboren. Für die queere Szene wird es ein neues Abenteuer sein, das in den Räumlichkeiten der ehemaligen Kindl-Brauerei in Neukölln anfängt. Der Klub soll riesig sein: Was wird aus der guten, alten, kleinen Disko in diesem großen Palast? Im Laufe der letzten Wochen wurden Bilder im Netz, Detailaufnahmen, Kleinigkeiten gepostet. Doch kann man sich noch nicht richtig vorstellen, wie es im neuen SchwuZ so sein wird. Doch das Warten und die Neugierde haben ein Ende: Heute öffnet das neue SchwuZ seine Türen!


Hallo Neukölln – 25h SchwuZ Eröffnungsparty

Das große Opening mit 56 DJs auf 3 Tanzflächen
16.11., 23 Uhr bis 18.11., 1 Uhr
Rollbergstraße 26, 12053 Berlin

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