Zum Pressetermin in der Teupitzer Straße schneit es. Siegfried Klaßen (Geschäftsführer der KUBUS GgmbH) und Bezirksstadtrat Jochen Biedermann (Die GRÜNEN) haben eingeladen, die neue Notunterkunft für wohnungslose Männer vor der offiziellen Eröffnung zu besuchen. Ab dem 15. Januar bis zum 31. März 2017 stehen insgesamt 25 Betten auf dem Gelände des sozialen Trägers KUBUS bereit.
Zwischen 19.00 und 7.00 Uhr geöffnet
Sieben Tage die Woche ist die Unterkunft von 19.00 bis 7.00 Uhr am Morgen geöffnet. Dass die Einrichtung überhaupt bezugsbereit ist grenzt an ein Wunder: „Der Senat hat den Bedarf einer Notunterkunft viel zu lange heruntergespielt“, so Bezirksstadtrat Biedermann. Innerhalb von zwei Wochen haben die Mitarbeiter von KUBUS in Kooperation mit der Bürgerhilfe und finanzieller Unterstützung des Bezirksamtes das Projekt auf die Beine gestellt. Angesichts der dauerhaft niedrigen Temperaturen sind alle Beteiligten mehr als erleichtert, dass das Projekt in so kurzer Zeit realisiert wurde: „Wir wollen unbedingt vermeiden, dass Menschen in dieser Stadt erfrieren“, sagt Jochen Biedermann. Jetzt stehen die beigen Eisenbetten dicht an dicht und warten frisch bezogen auf die ersten Gäste. „Wir sprechen bewusst von Gästen, denn wir möchten, dass die Männer sich bei uns wohlfühlen“, erklärt Herr Klaßen.
Keine Waffen und kein Alkohol
Täglich zwischen 19.00 Uhr und 22.00 Uhr kann bei der Kältehilfestation eingecheckt werden. Alkohol, Waffen und – optional – Wertgegenstände werden am Eingang abgegeben und bis zum nächsten Morgen weggeschlossen. Ihr restliches Hab und Gut können die Gäste in Plastikkisten verstauen, die unter die Betten geschoben werden. Wer mit einem Einkaufswagen kommt, kann diesen im abgeschlossenen Lagerbereich abstellen. Diebstähle sollen dadurch möglichst verhindert werden. Wer einmal die Einlasskontrolle passiert hat, muss bis zum nächsten Morgen bleiben. Einzige Ausnahme ist die stündlich begleitete Raucherpause. Dazu Siegfried Klaßen: „Das Risiko, dass zwischendurch Alkohol getrunken wird, ist einfach zu groß und wir wollen eine aggressive Atmosphäre vermeiden“.
Warmes Essen, frische Dusche, saubere Wäsche
Neben einem trockenen, geschützten Schlafplatz, können sich die Gäste täglich mit einem frisch zubereiteten Abendessen und heißen Getränken wärmen. Es gibt die Möglichkeit zu duschen und Wäsche zu waschen. Von 23.00 Uhr bis 6.00 Uhr ist die Nachtruhe angesetzt. Laut Geschäftsführer Klaßen verlaufen die Nächte erfahrungsgemäß eher ruhig: „Die Menschen sind den ganzen Tag auf Achse. Abends fallen Sie meist erschöpft in die Betten“. Morgens gibt es ein kleines Frühstück und die Möglichkeit einen Schlafplatz für die Nacht zu reservieren. Wer es nicht geschafft hat zu waschen, kann seine Kleidung tagsüber in der Kältehilfe lassen und abends gewaschen wieder abholen. Damit dieses Angebot bis Ende März gewährleistet werden kann, ist die Kältehilfe dringend auf Hilfe angewiesen. Der Staat zahlt zwar 17 Euro pro Bett, damit sind aber umgerechnet gerade mal die Personalkosten gedeckt. Auf der Suche nach Unterstützung wurden die Mitarbeiter von KUBUS überrascht:„Ich bin seit 30 Jahren in der sozialen Arbeit tätig, aber die Hilfsbereitschaft, die mir in den letzten Tagen begegnet ist, hat mich zu Tränen gerührt“, so Herr Klaßen. Er betont, dass es eine überaus große Hilfsbereitschaft seitens der Menschen gibt, die selbst nicht viel haben. Zudem seien viele Privatpersonen und der Einzelhandel im Kiez vorbildlich engagiert. Trotzdem fehlt es an allen Ecken und Enden.
Ehrenamtliche und Spenden benötigt
Die Kältehilfe sucht Unterstützung im Personalbereich und benötigt weitere Sachspenden. Aktuell sind 12 Mitarbeiter des Trägers im Einsatz und teilen sich den Schichtdienst. Unterstützt werden sie von studentischen Aushilfen, Minijobbern und Ehrenamtlichen. Es wird im Team gearbeitet, ein erfahrener Mitarbeiter ist dabei immer vor Ort. Insgesamt müssen drei Schichten pro Nacht abgedeckt werden. Wer hier unterstützen möchte, kann sich unter bewerbung@kubus-berlin.de melden. An Nahrungsmitteln werden Kaffee (bisher wenig gespendet), haltbare Milch, Tee, eingeschweißte Brötchen und Lebensmittel in Dosen benötigt. Im Bereich Kleidung gibt es Bedarf an Unterwäsche (möglichst neue Ware), Winterkleidung und warmen Schuhen. Gebraucht werden zudem Einmalhandschuhe, Desinfektionsmittel, Waschmittel, Klopapier, Taschentücher, Shampoo, Duschgel und Seifen. Auch Bettwäsche und Handtücher werden gerne entgegen genommen. Die Spenden können Montag bis Freitag, am liebsten von 8.00 Uhr bis 14.30 Uhr, abgegeben werden. Für eine Abgabe nach 17.00 Uhr bitte einen Termin vereinbaren.
„Haltet eure Augen offen!“
Jochen Biedermann hofft, dass die neue Landesregierung langfristiger und vorausschauender plant, damit früher mit der Organisation einer Notunterkunft für den kommenden Winter begonnen werden kann: „Ich habe den Anspruch, dass es zukünftig mehr als 25 Betten in Neukölln geben wird“. Auch die KUBUS gGmbH möchte ihr Angebot ausbauen und sucht aktuell Räumlichkeiten um das ganze Jahr über Schlafplätze für Männer und Frauen, die auf der Straße leben und in eisigen Nächten Schutz vor Kälte suchen, anbieten zu können. Zum Abschluss des Rundgangs hat Siegfried Klaßen noch eine Bitte an alle Berliner: „Haltet eure Augen offen. Wer einen Menschen sieht und den Eindruck hat es stimmt etwas nicht, bitte immer ansprechen und fragen, ob die Person Hilfe braucht“.
Weitere Infos:
Kältehilfestation KUBUS gGmbH
Teupitzer Straße 39
12059 Berlin
Tel: 030 – 81 03 35 0
Nummer Kältebus: 0178 523 58 38 (bis 31. März 2017, täglich von 21 bis 3 Uhr)
Alle Kältehilfen in Neukölln im Überblick