Stimmung? So unter 0 Grad. Es ist verdammt kalt, es liegt kein Schnee und am Rande der Gehsteige offenbaren Hundedreck, Silvesterreste und ausrangierte Weihnachtsbäume das ganze Übel unserer Zivilisation. Willkommen in Neukölln. Im Januar.
Nee is klar. So kahl der Kanal im Winter. Kann man nicht mit ansehen. #Neukoelln pic.twitter.com/zUhrhehp8v
— Ilse Mohr Silvernerd (@IlseMohr) 17. Januar 2017
Es ist nicht so leicht, diesen Bezirk gerade zu lieben. Denn die Nachrichtenlage lässt die Laune noch weiter unter den Gefrierpunkt sinken: Neukölln schafft es derzeit, auch überregional, wieder regelmäßig in die schlechten Schlagzeilen. Seit einigen Wochen lässt sich in puncto krimineller Energie dabei eine deutliche Affinität zu Feuerattacken feststellen. Erinnert sei an dieser Stelle u.a. an den Vorfall in der U-Schönleinstraße, an die Brandserie Mitte Dezember und an den angezündeten Wagen der stellvertretenden Vorsitzenden der Neuköllner SPD-Fraktion Mirjam Blumenthal.
Auch in der Nacht von Sonntag auf Montag, zwischen 1:35 Uhr und 5:25, Uhr musste die Feuerwehr wieder ausrücken. Unbekannte hatten insgesamt elf Mal – in der Schierker-, Rübeland-, Nogat-, Kirchhof-, Siegfried-, Karl-Marx- und in der Emser Straße, sowie in der Grenzallee – Kinderwägen, die in Hausfluren von Wohnhäusern abgestellt waren, Fußmatten und Müllcontainer in Brand gesetzt. 17 Personen erlitten durch Rauchgase verursachte Verletzungen. Zwei Personen mussten im Krankenhaus behandelt werden. Der oder die Täter wurden bisher nicht gefasst.
Ein warmes Bett. Für einen Anstieg der Temperaturen auf dem Stimmungsbarometer konnte dann diese Meldung sorgen: Die gemeinnützige Gesellschaft Kubus gGmbH hat in der Teupitzer Straße eine Kältehilfestation für obdachlose Männer eingerichtet. Zwischen 21 Uhr und 7 Uhr öffnet die Unterkunft ihre Pforten. Insgesamt können hier 25 Personen einen warmen Schlafplatz für die Nacht finden.
Schließung der Al-Nur-Moschee? Umstritten ist die Moschee schon lange. Nur passiert ist bisher nichts. Neuköllns Bürgermeisterin Franziska Giffey wagt nun einen neuen Vorstoß. In einem Brief an Innensenator Andreas Geisel (SPD) schreibt sie: „Wer unter seinem Dach wiederholt zulässt, dass offen zu Gewalt und Antisemitismus aufgerufen wird und auch der Verbreitung dieser unerträglichen menschenunwürdigen Hasspredigten keine Schranken setzt, der stellt sich gegen unsere freiheitliche demokratische Grundordnung und hat damit auch die Inanspruchnahme dieses Grundrechts verwirkt.“
Das vor zwei Jahren angestrebte Prüfverfahren zur Verfassungskonformität der Einrichtung konnte, laut eines Berichts vom rbb, angeblich aufgrund von Personalmangel in der zuständigen Senatsinnenverwaltung nicht vorangetrieben werden. Giffey erhebt hier indirekt Vorwürfe in Richtung des damaligen Innensenators Frank Henkel (CDU), der, so die Bürgermeisterin, „dem Sachverhalt offensichtlich keine große Bedeutung zugemessen“ hat.
Raus I. Das Wochenende steht vor der Tür. Die Redaktion von neukoellner.net empfiehlt zur seelischen Erbauung:
Die Freiheit musst du offline suchen.
Die Freiheit musst du offline suchen. #PowerOff. #Berlin #Neukölln 17.1.2017 #Grafitti #Anarchie pic.twitter.com/F1qKa6u29n
— freundeskreis videos (@freundeskreisv) 17. Januar 2017
Raus II. Finden kannst du die Freiheit zum Beispiel hier:
Geilster Arbeitsweg ever <3 #thf #neueWohnung #neukölln pic.twitter.com/biaMJK8QPg
— Vera (@gluxende) 16. Januar 2017
Raus III. Freunde der experimentellen klassischen Musik könnten auch im Heimathafen Neukölln fündig werden. Am Freitag (20. Januar) gastiert hier das Ultraschall Berlin Festival.
Raus IV. Wer auf Disco, Funk und Soul steht, kann am gleichen Abend die Hüften in der Loftus Hall schwingen. Aufgelegt wird übrigens die ganze Nacht nur mit Vinyl. Mit von der Partie wird u.a. Regina von neukoellner.net alias Zola sein.