Ein Nachruf von Bernd Volkert
Ziemlich genau die Hälfte seines Lebens verbrachte er in geschlossenen Anstalten aller Art – vom Kinderheim bis zum Gefängnis; nie lange, sondern sporadisch, mal da ein paar Monate Knast, dann dort, und zwischendurch, wenn’s ging, im Sommer: „Auslauf“.
Belebung für den Boddinplatz
Die letzten vier Jahre vorzugsweise am Boddinplatz, zu dessen Belebung er mehr beigetragen hat als Bezirk und Quartiersmanagement durch ihre Neugestaltungsmaßnahmen. Auf wie viele Leute Schmitti Eindruck gemacht hat mit seinen oft ungefragt vorgebrachten Weltanschauungen, einer immer eigenwilligen Synthese chaotischer Sprengsel aus Moral, Religion, Philosophie, Technik und Erfahrungen mit Leben und Betäubungsmitteln, war unmittelbar zu merken: Die Nachricht von seinem Tod verbreitete sich geschwind rund um den Boddinplatz, prompt war seine letzte Wohnstatt, die Bank, mit Kerzen, Kommentaren und Blumen versehen, und ist zum ungewohnten Treffpunkt für Nachbarschaftsgespräche geworden.
Sammlung für ein Grab
Gleich wurde auch eine Sammlung gestartet, um den üblichen Weg der anonymen Bestattung zu umgehen und ein Grab für Rolf Schmitt auf einem der Friedhöfe Neuköllns käuflich zu erwerben. Auch soll eine Feier zu seinem Gedenken stattfinden. „Es fährt ein Zug nach Nirgendwo“, wird wohl wunschgemäß Teil des Soundtracks bei diesem Ereignis sein.
Bernd Volkert ist einer der Betreiber der Schankwirtschaft Laidak. Dort wird derzeit Geld gesammelt, um die Bestattung und Trauerfeier für Schmitti zu finanzieren. Noch bis nächsten Freitag, 21.8., können Spenden abgegeben werden. Die Adresse lautet Boddinstr. 42.