Wie Simi bei Wonder Woman Madonna vergaß

Nicht Wonder Woman und auch nicht Madonna – aber gleiche Liga: Anne Ratte-Polle

Für ihre Show sucht, findet und bequatscht Simi Simon ihre Gäste stets in Eigenregie. Wie genau sie dabei vorgeht und welche Gedanken sie dabei plagen und quälen, berichtet sie in dieser Kolumne. Diesmal mit  der Schauspielerin Anne Ratte-Polle und Iepe Rubingh, Künstler und Erfinder des Chessboxing. 

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Freitag, 8. Dezember 2017

Weil die letzte Show mit Wonder Woman Betty Rust und dem liebenswerten Geschichtenmann Misha Schöneberg derart glücklich gemacht hatte, wollte ich es in diesem Jahr unbedingt noch einmal wissen. Das heißt im Vorfeld: journalistische Schwerstarbeit. Ganz viel reden mit den biertrinkenden Gruppenmitgliedern, die meinen Weg an der Bar im Valentinstüberl kreuzen, dann die Showmitarbeiter nach Vorschlägen abklopfen und mit meiner persönlichen Gästewunschliste abgleichen.

Erster Schritt zur Konkretisierung: Ich schreibe Frederick Lau die übliche E-Mail. Der hat keine Zeit, wegen seiner Drehtage in sonstwo oder es ereilt mich zeitnah eine E-Mail aus Thailand in der er schreibt, dass er gerne würde, aber noch Monate in Ko Lanta am Strand abhängen muss.

Nächster Schritt: die bezaubernden Ladies von den mir am Herz liegenden Castingagenturen anschreiben. „Ihr Hasen, nächste Show steht an. Habt ihr was für mich?“ Das klappt dann oft und so auch diesmal. Die große Schauspielerin Anne Ratte-Polle – wie toll! Erstmal googlen, wer das eigentlich ist. Schon stellt sich der Oberwunsch ein, dass ich diese Frau sogar unbedingt und absolut in meiner Show haben will. Ich schaue ja viel in den Mediatheken an, ZDF und ARD und so, und dieses Gesicht kenne ich – wenn schon nicht den Namen – aber sowas von. In der Volksbühne, meinem Haustheater (schrecklicher Verlust!), da ist die Dame auch zu sehen gewesen. Fantastische Schauspielkunst, tolles Gesicht, wandelbar, deep und berührend. Jetzt freu ich mich extrem. Und: Brandaktueller Fame hängt auch noch dran an der Frau Polle. Sie ist ab Dezember in der ersten deutschen Serienproduktion von Netflix zu bewundern. Simi Will am Puls der Zeit – besser geht’s nicht!

Der männliche Gast gestaltet sich sehr unkompliziert, denn den Mann hatte ich schon ’ne ganze Weile auf meiner persönlichen Wunschliste stehen. Der große Schatz Andreas Gebhard hatte mir auf seiner Matrazenkunstausstellung einen sehr aparten Holländer vorgestellt, dessen komplizierter Name sich mir sofort auf wundersame Weise eingeprägt hatte: Iepe Rubingh, Künstler und Erfinder des Chessboxing.

Na dann mal ran an Facebook und schnell den „lieben Freund“ angeschrieben. Glücklicherweise kann auch er sich an unsere Begegnung erinnern und auch er hatte sich meinen Namen merken können. Schonmal gut. Und es gelingt mir einen zeitnahen Drehtermin im Chessboxing-Trainingslager zu bekommen. Auch im Fall Rubingh stellt sich raus, hängt große Aktualität dran. Eine Woche nach unserer Show findet der „Intellectual Fightclub“ statt.

Simi im Chessboxing-Trainingslager bei Iiepe Rubingh

Wie immer bin ich ein bisschen verliebt. Ich treffe so selten Männer bei denen Geist und Körper simultan funktionieren. Das hat schon was und dann dieser Akzent … ist das jetzt sexistisch? Ich denke nein – hier liegt ja kein Machtgefälle vor – oder doch?

Ein Anruf von Wonder Woman

Erhellt wurde mir die redaktionelle Showphase diesmal von einer ziemlich spontanen Einladung der blonden Föhnfrisur des deutschen Radios: Bettina Rust. Da hätte ich nach fast 100 Jahren unfallfreier defensiver Autofahrpraxis einen Auffahrunfall am Alex produziert. Denn wenn Bettina Rust auf meinem Display erscheint, geh ich doch mal lieber ran.

Was für ein RitterInnenschlag, ein später Bravostarschnitt, die Aufnahme in die Hall of Fame – was für ein Abenteuer: Sie bittet mich in ihre Show! Ich sollte mir acht bis zehn Songs aussuchen, die in meinem Leben eine Bedeutung haben. Das ist gar nicht so einfach und was da so passiert in der musikalischen Lebensrückschau: ein Gedanken- und Erinnerungskarussell sondergleichen. Aber es macht Spaß und räumt die Seele auf. Echt jetzt.

Zwei Tage nach der Sendung, ich steh gerade beim Bäcker, da dudelt ein Song aus dem Off und meine Augen füllen sich mit Tränen (die ich selbstverständlich sofort unter Kontrolle bringe) – es ist Madonnas „Luckystar“. Meine große Göttin, mein Frauenvorbild in der Spätpubertät, mein Oberstern, wie konnte ich Dich vergessen auf der Liste meiner zehn wichtigsten Songs? Typisch, nur weil ich gerade so auf Howe Gelb stehe, ist sie verloren gegangen.

Aber so ist das im Leben und weiter gehts, Gruppe, die nächste Show steht schließlich ins Haus.