Von Regina Lechner, Sabrina Waffenschmidt, Anke Hohmeister und Fabian Friedmann
Ein Rundgang mit Bademeister Sven
Bevor euch die ganzen Klischees zum Neuköllner Sommerbad in den Sinn kommen, möchte euch Bademeister Sven etwas sagen: „Die Kritiken in der Presse sind viel zu schlecht. So schlimm ist das alles gar nicht!“ Und Sven, der es an Hochsommertagen mit etwa 7000 Gästen im Columbiabad zu tun bekommt, der muss es ja wissen. „Es ist ein echt schönes Schwimmbad und wir öffnen uns für die unterschiedlichen Kulturen“, schwärmt Sven. Und obwohl er ständig verneint, dass das Sommerbad Neukölln gefährlich sei, sagt er ein wenig stolz: „Natürlich sind die Situationen hier manchmal brenzliger als in anderen Bädern, aber andere Bäder sind auch langweiliger.“ Word! Den kompletten Rundgang mit Bademeister Sven und unserer Autorin Sabrina Waffenschmidt findet ihr hier.
Sommerbad, morgens
Wie sich das Bad an einem frühen Morgen im Sommer anfühlt, das hat unsere Foto-Redakteurin Anke Hohmeister bereits im Juli 2013 für euch festgehalten. Ein paar Tipps hat sie auch parat: „Kurz nach Toresöffnung liegt über dem Bad zwischen Hasenheide und Tempelhofer Feld eine idyllische Trägheit, Hobbyschwimmer ziehen ihre Runden, die ersten Sonnenanbeter suchen sich ihr Plätzchen auf dem weitläufigen Grün. Bis etwa halb zehn. Dann schwillt die Schlange vor dem Eingang auf Länge der Wasserrutsche an. Die Liegewiesen füllen sich und manchmal wird es selbst im Wasser eng.“ Heißt: Früh kommen, wenn ihr euch ein wenig Ruhe gönnen wollt. Zum ganzen Spaziergang bitte hier entlang!
Massenschlägereien und Spiegel-Reporter
Schon gewusst? Dem Marshallplan verdanken wir das Freibad am Columbiadamm. Traurige Berühmtheit erlangte es allerdings durch eine Massenschlägerei im Sommer 2010 – und dank einer investigativen Spiegel-Reportage.
„Familienclans geraten aneinander – Neuköllner Freibad geräumt“: Überschriften wie diese waren im Sommer 2010 in der Lokalpresse und zahlreichen Online-Medien zu lesen. Auslöser sei eine Meinungsverschiedenheit zwischen „konkurrierenden Familienclans mit Migrationshintergrund“ gewesen, die in einer Massenschlägerei ausartete. Die Aufsicht des Bades ist zwar tägliche Reibereien gewohnt, doch 60 prügelnde Jugendliche überforderten auch die hartgesottenen Bademeister vom Columbiadamm. Die Polizei rückte an, das Bad wurde geräumt.
Ein Jahr zuvor begleitete ein Spiegel-Team die Neuköllner Bademeister bei ihrem täglichen Einsatz am Beckenrand.
In den Nachkriegsjahren war der Bau des Freibads eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, die im Rahmen des Marshallplans durch die Amerikaner finanziert wurde. 1951 eröffnet, sollte das kühle Nass ein wenig Abwechslung in der Alltag der kriegsgebeutelten Deutschen bringen. Doch zunächst glich das Schwimmbad einer Betonwüste in einer baumlosen Umgebung, aber immerhin mit 10-Meter-Sprungbrett. Die direkte Nachbarschaft zum Flughafen dürfte jedoch jedes Gefühl von Entspannung im Keim erstickt haben. Da habt ihr es heute deutlich besser.
Der Zeitreisen-Artikel von Regina Lechner wurde auf neukoellner.net erstmals am 12. Juli 2012 veröffentlicht.
Kommentare:
Sehr geehrte Frau Lechner, ist es eigentlich möglich, eine alte Aufnahme vom Columbiabad (Sportbecken mit Sprungturm und Liegeterrassen im Hintergrund) in meine Veröffentlichung auf Scribd (siehe Webseite) zu übernehmen?
Freundliche Grüße
Manfred Heyde
ick hab mit der schwimm union neukölln det bad eröffnet!!
für nen kanalschwimmer war det nen traum!!