Wie fühlt sich Moos zwischen den Händen an? Wie kann man ein Tipi aus Zweigen bauen? Welcher Vogel singt da so schön? Da sich solche Fragen nicht in einem Klassenzimmer beantworten lassen, fährt die Elefantenklasse S4 der Karl-Weise-Schule einmal im Monat raus in den Grünauer Forst. Fernab des Großstadttrubels, den die Kinder in ihrem Alltag zwischen Hermannstraße und Tempelhofer Feld erleben, können die Kinder dort der Natur auf die Spur kommen. Begleitet von zwei Waldpädagoginnen erforschen sie den Wald, erleben den Wechsel der Jahreszeiten und lernen Spiele kennen, die mit wenigen Hilfsmitteln auskommen und trotzdem Spaß machen.
Waldgeister und Wichtel
In Kooperation mit der Schillerwerkstatt ist aus diesen Erlebnissen eine Schülerzeitung entstanden, in der es weder aktuelle Themen, Rätsel, Lehrerinterviews oder Kochrezepte gibt. Das 24-seitige Heft mit dem Titel „Raus in den Wald“ ist stattdessen bevölkert von Waldgeistern und Wichteln, die die Kinder, die zwischen sechs und zehn Jahre alt sind, aus Zapfen, Blättern und Rinden geklebt haben. Es enthält kleine Naturgeschichten und manchmal auch einfach Aufzählungen von Dingen, die schön sind im Wald. So schreibt zum Beispiel die achtjährige Zeynep: „Ich mag die Bäume. Den Duft von Wald. Die schönen Blätter. Ich mag die Spiele, die wir mit Katha spielen. Sie sind sehr fantasievoll. Die frische Luft, die wir dort einatmen.“
Zwei Jahre Schillerwerkstatt
Die Schillerwerkstatt feiert mit der Veröffentlichung der Schülerzeitung „Raus in den Wald“ ihr zweijähriges Bestehen. Seit der Gründung im August 2015 fördert ein Team aus Medienpädagogen, Filmwissenschaftlern, Psychologen, Grafikern und Journalisten die Vermittlung von Medienkompetenz im Schillerkiez. Ziel ist es, Einzelpersonen, aber auch Initiativen im Kiez das Handwerkszeug an die Hand zu geben, um eigene Medienprojekte zu entwickeln. In der Vergangenheit wurden u.a. Film-AGs und Filmfestivals mit Kindern realisiert, Workshopreihen für Erwachsene veranstaltet und mehrere Zeitungen in Kooperationen mit Schulen veröffentlicht. Aus der Erfahrung der letzten zwei Jahre ist außerdem ein Do-it-yourself Medienhandbuch enstanden, das hier heruntergeladen werden kann.
Eine Brücke zwischen Erzähltradition und digitaler Kultur
In diesem Jahr nimmt die Schillerwerkstatt das Thema Altern im Schillerkiez stärker in den Blick. In Kooperation mit Living Legends wird es eine AG geben, in der Schüler der Karlsgartenschule ältere Menschen interviewen und sie zu Geschichten, Mythen und Legenden aus ihrem Leben und dem Schillerkiez befragen. Im Anschluss an die Interviews werden die Kinder unter professioneller Anleitung animierte Kurzfilme zu den gehörten Geschichten entwickeln. Sie lernen dabei vom Storyboarden, bis zum Animieren der Stop-Motion-Technik und der Vertonung jeden Schritt der Filmproduktion. Auch eine weitere Printpublikation ist in Planung. In ihr sollen nicht nur ältere Menschen, die im Schillerkiez leben, selbst zu Wort kommen, sondern auch vom Miteinander der Generationen erzählt werden. Was bedeutet es, in einem so interkultuerellen Bezirk wie Neukölln alt zu werden? Welche Chancen gibt es und welche Begrenzungen? Für dieses Projekt sucht die Schillerwerkstatt derzeit noch nach Kontributoren. Wer Lust hat an der Entstehung des Magazins, in welcher Form auch immer, mitzuwirken, kann sich gerne an das Team unter der Mailadresse info@schillerwerkstatt.de wenden.
Die Schillerwerkstatt ist ein Kooperationsprojekt von AG Kiezdokumentation, neukoellner.net und Actionbound und ein eingetragener gemeinnütziger Verein. Sie wird gefördert durch die Bundesrepublik Deutschland und das Land Berlin im Rahmen der Zukunftsinitiative Stadtteil, Teilprogramm Soziale Stadt.