Weg vom Roma-Klischee

Selbstbetrachtung: Bilder von Roma-Künstlern sind derzeit in der Ausstellung „The Roma Image Studio“ in der Galerie im Saalbau Neukölln zu sehen. (mehr …)

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Mittwoch, 8. Mai 2013

 

Ein Artikel von Nicolas Oxen

Roma haben ein schlechtes Image in Europa. Gerade in den politischen Debatten der letzten Zeit zeigt sich, welche bösen Blicke sich Roma gefallen lassen müssen. Da gibt es extreme Images, rassistische Klischeebilder der angeblich kriminellen Arbeitsmigranten oder kitschige Bilder aus Balkan- und Zigeunerfolklore.

Die Ausstellung „The Roma Image Studio“, derzeit in der Galerie im Saalbau zu sehen, versammelt die künstlerische Kritik an diesem Bildproblem. Den Kuratoren André J. Raatzsch, Lith Bahlmann und Ernese Benkö ging es darum zu zeigen, wie komplex und zerrissen, aber auch vergeblich und vielleicht überflüssig die Suche nach einem Identitätbild der Roma ist.

Anstatt Bilder der Roma, zeigt diese Ausstellung Bilder von Roma, um sie selbst als Kulturschaffende ernst zu nehmen und für ihre Bilder einen Platz im Gedächtnis einer gemeinsamen europäischen Kulturgeschichte zu finden.

Solche Bilder sind zum Beispiel die schwarz-weiß Porträtserie „Más Vilag“ (Other World) aus Ungarn von Judith M. Horvath und György Stalter, die als fotografische Suche statt Identität mehr die Zerrissenheit und Vielschichtigkeit der sozialen Realität der Roma zeigt.

Polemische Debatten

Moritz Pankok zeigt fast verlorene Bilder aus einem zerstörten Filmstudio nahe Sarajewo, die er als bewegte Bildcollage zu dem Loop „The Re-Memorator“ zusammengeschnitten hat. „Der kleine Rom“ zeigt körnige Alltagsszenen aus einem Roma-Dorf. Henrik Kallai hat sie mit seiner ersten eigenen Kamera begeistert festgehalten.

Im Rahmen der von der EU geförderten Initiative „Romanistan Crossing Spaces in Europe„, die Roma-Organisationen in Wien, Barcelona und Berlin verbindet, organisiert der Verein Amaro Drom neben dieser Ausstellung auch das Herdelezi Kulturfestival in der Boddinstraße (wir berichteten 2011 darüber).

Der Kunst und Kultur der Roma einen Raum zu geben, statt sie auf ethnische „Images“ zu reduzieren, ist ein erster Schritt dahin, sie abseits der politischen und meist polemischen Debatten endlich in Europa ankommen zu lassen.

Noch bis zum 2.6. in der Galerie im Saalbau in der Karl-Marx-Straße 141. Die-So, Eintritt frei.