New Pieces of Neukölln

Die Serie “Pieces of Neukölln” geht auf neukoellner.net in ihre zwölfte Runde. Fotograf und Künstler Florian Reischauer stellt euch wie immer die neuesten, hiesigen Straßenstars vor. Ein neues Pieces-Buch soll 2018 erscheinen und ihr könnt es per Crowdfunding unterstützen.

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Sonntag, 29. Juli 2018

Zum mittlerweile zwölften Mal präsentieren wir euch Florian Reischauers Bilder aus seinem Foto-Blog “Pieces of Berlin”. 2013 wurde das Projekt des Österreichers und Wahlneuköllners mit dem Annual Multimedia Award ausgezeichnet. Nach Ausstellungen in New York und in der österreichischen Botschaft in Berlin, hat Florian Reischauer, der beim Künstlerkollektiv Ida Nowhere ein Zuhause gefunden hat, seine gesammelten Werke in einem Buch veröffentlicht.

Neues Buch soll 2018 kommen!

Bereits seit August 2011 stellt uns der Künstler ausgewählte Arbeiten auf neukoellner.net zur Verfügung. Nach dem ersten Teil der Pieces of Neukölln, folgten Nummer zwei, drei, vier, fünf, die Späti Pieces, das Ringbahn-Special, Last Pieces of Summer, Old School Pieces und ein Pieces-Projekt mit Flüchtlingen.

Aktuell arbeitet „Flo“ an seinem zweiten Buch und würde sich über ein paar Unterstützer sehr freuen. Wer spenden möchte, kann das über seine Crowdfunding-Kampagne tun. Wir sagen: Sehr unterstützenswert!


ray; 25; model;
die ray kommt grad von einem fetisch fotoshooting aus den marzahner gärten der welt. “ne, wohnen tu ich hier nicht, um gottes willen! ich bin in neukölln zuhause!”, stellt sie gleich mal klar. vor einem halben jahr hat sie ihrer alten heimat cottbus den rücken gekehrt, jetzt hier in berlin: “die größe der stadt ist toll, die unbegrenzten möglichkeiten, wie in amerika!”

 


ilse; 59; grundschullehrerin;
“ich bin in berlin nur zu besuch, meine tochter wohnt hier im kiez. kreuzberg mag ich, an neukölln muss man sich erstmal gewöhnen. vor allem das müllproblem ist schlimm. die atmosphäre ist aber schön, es gibt ja schon nette cafés und kinderspielplätze, wo alles sehr multikulti ist und man kann kontakte knüpfen, also am spielplatz in den cafés nicht so. am eck hat jetzt auch ein tolles restaurant aufgemacht! das wurde aber letzte woche mit farbbeuteln beworfen – das hat mich richtig wütend gemacht. mir ist schon klar, dass die aufwertung viel sozialen sprengstoff mitbringt und diese aggressionen sind nachvollziehbar, aber sowas ist keine lösung.”

 


alex; 31; musiker;
“eigentlich wirkt das alles hier in neukölln unnatürlich. wie ein freizeitpark für heranwachsende. gefährlich für den kiez ist es halt, wenn das komplett überschwappt und alles durchgestylt ist.
ich frag mich schon oft wer sich von den leuten hier überhaupt selbstfinanziert, oder alles einfach bekommt.”

 


henry; 64; rentner;
“ich hab 47 jahre als maler gearbeitet, bin in berlin rumgekommen und hatte spaß gehabt. das ganze war zwar ein zufall. ich bin als jugendlicher radrennen gefahren, unser trainer hatte einen malerbetrieb und so bin ich da reingerutscht.
am liebsten sind wir früher ins theater gegangen. das schaffen wir leider kaum noch seit dem meine mutter verstorben ist. unsere liebe tochter ist behindert und sie hatte dann auf sie aufgepasst – ich denke wir machen das alles ganz gut, man muss halt damit leben.
seit 1975 sind wir schon in neukölln, viele junge leute kommen jetzt hier her – das ist super, viel besser als wären nur alte wie wir da! zum glück haben wir aber noch einen guten mietvertrag, wahrscheinlich auch wegen unserer tochter – da kommen die nicht ran. die nachbarwohnung wurde grad für 440000€ verkauft…”

 


bilgic; 53; rentnerin;
“ich habe seit langem ein orthopädisches problem und musste in frührente. ich war schneiderin, das war ein guter job, der fehlt mir! ursprünglich bin ich in istanbul aufgewachsen und seit 28 jahren lebe ich in neukölln, aber ja, was soll ich sagen, es ist schlimm geworden. ich vermisse das alte ruhige neukölln! jetzt ist es hier voll mit leuten, die mieten sind unbezahlbar und der lohn steigt aber kaum. mir tut die junge generation leid, die das ausbaden muss!

 


viktor; 13; schüler und schauspieler;
“ich gehe in wilmersdorf zur schule und wohne aber in neukölln – neukölln ist schon am besten muss ich sagen. teilweise ist es hier schon ziemlich assi, aber das ist auch eigentlich ganz cool so. außerdem kennt man sich einfach im kiez, wie im dorf.
an berlin mag ich, dass es so offen ist – es so viele arten von menschen gibt, multikulti – und die schönen kontraste von abgeranzt bis haus mit garten.”

 


dariusz; 54; maler / tapezierer;
“ich komm aus polen und vor 9 jahren und 3 monaten bin ich nach deutschland um zu arbeiten. hier kann ich mehr verdienen und eigentlich ist alles besser. am besten ist aber, dass ich hier draußen auf der straße trinken kann! in polen bekommst du eine strafe – 80€ – weißt du wieviel bier das wäre?! ich glaube man kann hier überall trinken, vielleicht nicht am kinderspielplatz, aber das würde man sowieso nicht machen.”

 


chiko; 21; fachabiturient;
“neukölln ist mein kiez, hier kenn ich mich aus und fühl mich zu hause. man kennt sich und erfährt sofort wo die leute abhängen. wir chillen viel in der braunschweiger straße, die ist berühmt, vor allem aber weil es hier viel kriminalität gibt – schwarzhandel usw.
natürlich hat sich diese ecke auch krass verändert, mieten werden teurer, die studenten haben übernommen und viele neue kneipen aufgemacht. ich muss aber sagen, dass sich die studenten gut anpassen, das ist cool. wir können in deren läden rein, rauchen und kickern. da ist man willkommen. ganz im gegenteil in den alten eckkneipen, da wird man schief angekuckt, die wollen eher unter sich bleiben.”

 


moderne sklaverei

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