„Ist Campus Rütli -CR² übertragbar?“ Diese Frage stand jüngst auf der Einladung zur Nachmittagsveranstaltung in der neuen Quartierssporthalle im Reuterkiez. Volker Hassemer, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Zukunft Berlin, so verriet die Vorderseite der Einladung weiter, sollte zum Abschluss die Konklusio sprechen. Auf der Rückseite beeindruckten zunächst die Namen von 16 Rednern. Und tatsächlich funktionierten Technik und Zeitplanung und nach mehr als zweieinhalb Stunden wies Volker Hassemer gekonnt darauf hin, wie wichtig die handelnden Personen in derartigen Prozessen seien und dass Stiftungen immer Vertrauen in Persönlichkeiten investieren würden.
Nicole Zeuner von der Friedrich-Ebert-Stiftung moderierte und hielt fast alle in der Halle, obwohl diese eine endlose Darstellung all der schillernden Arbeitsgebiete der vielen herangezogenen Projektträger und Campus-Mitarbeiterinnen geboten bekamen. Nach all den teils erdrückenden Informationen und Selbstdarstellungen, die die Schule hier aufgeboten hat, und nach eigenen langjährigen Berufserfahrungen in einer Neuköllner Schule, fällt es mir nun schwer, mich herauszuhalten. Denn das Urteil zur Veranstaltung müsste lauten: Thema verfehlt.
Warum? Weil bei der Frage nach der Übertragbarkeit des Modells Rütli entscheidende Punkte nicht angesprochen wurden.
Transparenz bleibt frommer Wunsch
Wäre es wiederholbar, dass Betroffenheitsreaktionen nach einem Hilferuf im Bezirk, den Ausschlag für die Gründung einer Leuchtturm-Reformschule geben? Könnten auch andere Schulen derart viele Drittmittel einwerben, derart prominente Spender und Förderer finden wie etwa Christina Rau, die Gattin eines und Enkelin eines anderen Präsidenten der Republik?
Auch in Sachen Personal wurden wichtige Fragen nicht angesprochen. Wie wichtig sind neue und freiwillig an die Schule gekommene, engagierte Mitarbeiter für eine Reformschule? Wie viele haben die Schule verlassen? Ist es vielleicht notwendig, dass sich die Schule von einigen Mitarbeitern trennen können muss? Ist es eine Erleichterung für die Schule, wenn sie Türkisch und Arabisch sprechende Mitarbeiter hat und wenn ja, in welchen Tätigkeitsfeldern? Erleichtert es die Unterrichtsarbeit, wenn Mitarbeiter mit fundierten religiösen Kenntnissen beschäftigt werden? Aber auch: Wäre mehr männliches Lehrpersonal wünschenswert? Wie eingebunden sollten Eltern sein?
All das kam nicht zur Sprache. Nur eine Schulleiterin erwähnte in der zehnminütigen Diskussion mit dem Publikum, dass Fehlbesetzungen bedenkenswert seien, was den Schluss zulässt, dass von ihr der Zusammensetzung des Lehrpersonals eine entscheidende Rolle zugemessen wird.
Ein ehrlicher, schulhistorischer Bericht steht auch für das Modell „Walther-Gropius-Schule“ oder die herausgehobene „Fritz-Karsen-Schule“ in Britz noch aus. Da erscheint der mehrfach geäußerte Wunsch nach Weitergabe der Erfolge und Fehler in der Schulentwicklung des „Campus Rütli“ leider ein frommer Wunsch zu sein.
Text: R. Rogler, Foto: Anna Jumped / flickr