Neuköllnkassette #7: muskl frans

muskl_frans_2Barbesitzer, Plattensammler, Tattoo-Enthusiast: muskl frans stellt sein Label Kashual Plastik und seinen Lieblingsclub in Neukölln vor und verrät, warum man hin und wieder einen Sprung über den Kottbusser Damm wagen sollte. Obendrauf gibt’s einen feinen Vinyl-Mix und eine Partyempfehlung. (mehr …)

Dienstag, 8. Dezember 2015

neukoellner.net: Was war dir bei der Auswahl der Platten für diesen Mix wichtig?
muskl frans: Ich wollte eine Mischung finden, die meine Sets in einem Club/Bar-Kontext widerspiegelt, aber auch Zuhause funktioniert.

Auf deinem Label Kashual Plastik veröffentlichst du Platten und Tapes für „hedonistische, freigeistige Musikliebhaber“. Wonach wählst du die Musik und Künstler für die Releases aus?
Ich bin immer auf der Suche nach neuen interessanten Künstlern oder Tracks, die nicht zwingend dem 4-to-the-floor-Schema entsprechen. Ich finde es viel interessanter Musik zu releasen, bei der man das Gefühl hat, das Stück ist aus einer Art freigeistigen Produzierens entsprungen. Auch wenn es sich vielleicht manchmal nach Jam Session anhört. Aber genau das macht für mich den Reiz aus: Man muss hören, da setzt sich jemand hin, schmeißt die Maschinen an, lässt es fließen und baut keine Sample-Revivals.

Du hast aber auch noch ein zweites Label namens Lofile Records mitgegründet. Worauf liegt dort der Fokus?
Marbod und ich haben 2009/10 Lofile gestartet, nachdem wir uns kurz zuvor auf einer Party kennengelernt haben. Auf dem Label erscheint klassischer Deephouse, House und Techno. Durch das Label ist nicht nur unsere gemeinsame Freundschaft gewachsen, sondern auch die zu vielen anderen Künstlern, wie Johannes Albert oder Tilman Tausendfreund, die auch auf dem Label vertreten sind. Mittlerweile betreibt Lofile weitestgehend Marbod und ich stehe gerne immer noch beratend bei. Aber mit unserem Café und dem eigenen Label wurde mir das zuviel.

Vor circa drei Jahren seid ihr beide aus Franken nach Berlin gezogen und habt das Café Filterhouse im Graefekiez eröffnet. Warum sollte man da unbedingt mal vorbeischauen?
Ganz klar wegen des super Kaffees, aber auch wegen der Kuchen und Suppen. Abends wird ab nächstes Jahr auch die Cocktailkarte gefestigt. Wir bekommen Unterstützung durch einen neuen Barmann, der unter anderem auch schon im Golem in Hamburg geschüttelt und gerührt hat. Zu empfehlen sind jetzt schon die Sours. Desweiteren wird auch der kulturelle Kanal weiter ausgebaut: Zum musikalischen Programm, das meistens von Donnerstag bis Samstag durch DJ-Sets und Live-Performances gestaltet wird, kommen noch verstärkt Ausstellungen. Überwiegend von Grafikdesignern, die Labelartworks gestalten oder in der elektronischen Musikszene umtriebig sind. Gerade kann man noch bis Donnerstag illustriertes Essen von Pencake sehen und ab Samstag beginnt eine Ausstellung mit Mode und Fotografie. Ich denke, dafür kann man schon mal einen Sprung über den Kottbusser Damm riskieren.

Am Mittwoch ist deine nächste Veranstaltung namens Wavering Forms im Neuköllner Club Sameheads, wo du schon öfters Partys veranstaltet hast. Was gefällt dir an dem Laden?
Ich finde, dass es momentan der beste kleinste Club Berlins ist. Dort treffen die unterschiedlichsten Typen aufeinander: Der Nerd von nebenan unterbricht nur mal schnell seine Homessesion, weil das Line-up interessant klingt. Der Punk hat nur noch Geld für einen Drink, wird aber trotzdem umsonst reingelassen, weil er da einfach hingehört. Die Yuppies, die es sich eigentlich leisten können, maulen bei Kleinst-Eintrittspreisen rum und tanzen dann doch bis zum Schluss. Insgesamt sind dort junge, alte, neue Leute, die offen sind und eine gute Zeit verbringen möchten. Ein bisschen erinnert mich auch alles vom Gefühl an den Golden Pudel in Hamburg oder den Salon des Amateurs in Düsseldorf. Also ganz klar unter meinen persönlichen Top-Adressen, in denen ich auch selbst gern tanze und spiele.

Was erwartet uns dieses Mal bei Wavering Forms?
Es ist eine sehr spontane Geschichte: Bryce Hackford aus New York hat soeben sein Album bei dem befreundeten Label Meakusma aus Belgien veröffentlicht (Shouts to Micha, Chris und David!) und spielte gerade bei den Jungs auf einer Party in Brüssel. Nun kommt er noch auf ein kleines Stelldichein zu uns nach Berlin. Er wird ein Live-Set spielen, das von Visuals des Künstlers Ivy Meadows begleitet wird. Musikalisch wird es eine housige Underground-Pop-Sinfonie mit Rave-Signalen. Davor und danach werden Philipp Matalla und ich noch ein paar Scheiben drehen.

Wavering Forms mit Bryce Hackford live, 9.12., ab 22 Uhr, Sameheads, Richardstr. 10, Facebook-Event

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