Klick, klick, klick schallt es von den Wänden des 20 Meter hohen Kesselhauses der ehemaligen Kindl Brauerei. Fast tänzerisch geben sich in der Mitte des Raumes neun Männer und Frauen abwechselnd ihren eigenen, sich wiederholenden Bewegungsabläufen hin. In ihren Händen tragen sie sogenannte Klicker – das akustische Signal dient normalerweise der Erziehung von Tieren, hier wird es zum Instrument. Der Arm schnellt nach oben: klick. Die Hüfte wippt vor und zurück: klick, klick.
Die Darsteller sind Teil der Performance „tasks“, die eigens für diesen Abend von Jasmin Schaitl und William „Bilwa“ Costa konzipiert wurde. Das Duo folgte dem Aufruf des Neuköllner Projektraums Quiet Cue, der wiederum vom KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst eingeladen wurde, die dortigen Räume zu bespielen. An nun insgesamt drei Abenden im September zeigen internationale Künstler und Künstlergruppen ein speziell für den alten Kesselraum entwickeltes Programm, kuratiert von den Quiet Cue Gründern Michael Renkel und Nicolas Wiese.
Wenige Noten, große Wirkung
Der Auftakt erfolgte am vergangenen Samstag neben „tasks“ mit zwei Sound-Performances. Der australische Kontrabassist Mike Majkowski widmet sich in seiner Musik vor allem den Resonanz-Eigenschaften des Instruments. Fast zaghaft zupfte und strich er die Saiten seines Kontrabasses und spielte dabei immer die gleichen, wenigen Noten. Nach einiger Zeit entfaltete sich der Klang im „Resonanzkörper Kesselhaus“ – und die Ohren vibrierten.
Den Abschluss des Abends bildeten sechs Musiker des Ensembles Konzert Minimal mit einer Komposition des US-amerikanischen Minimal-Music-Komponisten Phill Niblock. Das über 30 Minuten dauernde Stück verlangte allen nicht in Neuer Musik geschulten Zuhörern einiges an Geduld ab. Die Posaune und die Streicher (Kontrabass, Cello und Violine) übertönten sowohl das Akkordeon, als auch das Vibraphon, eine Steigerung war in dem Musikstück daher fast nicht auszumachen. Das alte Kesselhaus wurde stattdessen von einem lauten, aber dennoch interessantem Brummen eingenommen. Die Mehrheit des Publikums war jedenfalls begeistert und applaudierte dem anwesenden bereits 81-jährigen Komponisten.
Der Höhepunkt des Abends war jedoch die von Schaitl und Costa entwickelte eingangs erwähnte Sound- und Bewegungsperformance „tasks“. Klickten sich die einzelnen Darsteller zu Beginn noch einzeln durch das Kesselhaus, fanden sie sich im Verlauf der Darbietung in mehreren Grüppchen zusammen. Sie verwandelten aufgerollte Filmrollen und mit Helium gefüllte Luftballons in ein Saiteninstrument: Jeweils zwei Performer zogen dabei das gespannte Filmband über die Hände einer dritten Person. Der dabei entstandene Ton erinnerte an rauschende Motoren. Zu diesen Klängen tanzten drei Frauen eine bewegende zeitgenössische Choreografie. Und am Ende waren wieder alle bei sich – die Performer einzeln im Raum verteilt und der Zuschauer nachdenkend über das Gesehene und Gehörte.
Quiet Cue @ KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst: Part 2 & 3: 12. und 19. September, Einlass: 20 Uhr, Beginn: 20:30 Uhr.