Und was machst du so?

Artconnect Community ClashArtconnect ist ein virtuelles Netzwerk für Kreative. Eine neue Veranstaltung soll dafür sorgen, dass sich die Mitglieder auch im echten Leben treffen und austauschen.

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Sonntag, 2. Februar 2014

Der Sitz von Artconnect Berlin ist in der Boddinstraße, aber ein großer Teil seiner Aktivitäten spielt sich im Internet ab. Auf der Plattform, eine Art Xing für Kreative aus Berlin, kann man sich ein Profil anlegen, Events und Projekte bewerben, nach Räumen, Mitstreitern oder Equipment suchen. Seit der Gründung 2011 ist das Netzwerk mittlerweile auf 6.000 Mitglieder angewachsen. Doch Artconnect tritt regelmäßig auch offline in Erscheinung: mit Ausstellungen, Workshops, einem Networking Brunch oder, nun zum ersten Mal, mit „Community Clash“ – einem Abend mit Musik, Kunst und Namensschildern.

Wenn man zur Tür der Bar Frühperle tritt, grüßt ein Artconnect-Vertreter mit Händedruck und fragt freundlich nach dem Namen. Dieser wird dann groß auf einen Aufkleber geschrieben, den man sich aufpappen darf. Im vorderen Teil der Bar soll eine kleine Ausstellung einen Eindruck von den Künstlern aus dem Netzwerk geben: Darunter ist die großartige Katrin Hagen mit ihren skurillen Tiergeschichten, die man gleich auch als Postkarte kaufen kann, ein paar Malereien von Johannes Mundinger, Typografie von Rylsee, mystische Landschaftsmalerei von Frank Dyballa und Zeichnungen von Addison Karl. Karl betreibt den Projektraum idrawalot (wir berichteten), ebenfalls in der Boddinstraße, mittig gelegen zwischen dem Artconnect-Büro und der Frühperle. Außer Dyballa haben alle Künstler auch schon im idrawalot ausgestellt – deswegen hat man an diesem Abend leider das Gefühl, die Boddinstraße kreist ein wenig um sich selbst.

Artconnect Community Clash

Artconnect-Ausstellung in der Frühperle.

Komm zu uns!

Aber man war ja nicht nur wegen der Kunst gekommen. Es geht ja auch ums Vernetzen. Die namensbeschildeten Besucher stehen in kleinen Grüppchen, es macht sich ein angenehmes „Und was machst du so?“ breit. Ich stehe kurz alleine und schaue auf mein Handy. Zugegeben, eine Verlegenheitsgeste. Die Gruppe neben mir spricht mich an, „hey, komm doch zu uns!“. Das ist nett gemeint und sehr aufmerksam. Sie stammen ursprünglich aus der Ukraine und einige von ihnen organisieren den Abend mit. Man tauscht Infos aus, aber es ist kein überprofessionelles Abfragen von Facts aus dem Lebenslauf und Abchecken, ob jemand wichtig für einen sein könnte. Bei ähnlichen Veranstaltungen, wie es sie vor allem viel in der Startup-Szene gibt, bekommt man schnell das Gefühl, bei einem Vorstellungsgespräch zu ein. Da herrscht ein amerikanisches Dauergrinsen und die Visitenkarten stecken sofort griffbereit. In der Frühperle hätte dagegen fast noch ein bisschen mehr Dynamik sein können. Man quatschte sich schnell fest und viele sind mit einer Gruppe von Freunden gekommen, der sie dann doch treu bleiben.

 

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Ein wenig unter ging dabei leider das Konzert von Ray Mann. Mit einer beeindruckenden Soulstimme performte er live mit Laptop und E-Gitarre. Der Sänger war bereits mit Al Green, Jamie Lidell und Lauryn Hill auf Tour und diese Einflüsse konnte man deutlich heraushören. Ihm hätte eine größere Bühne gebührt, als die halbdunkle Ecke der Bar, vor einem Publikum, das sich zum größten Teil weiter seinen Gesprächen widmete. Doch insgesamt hat die Veranstaltung Potential, sich zu einem Treffpunkt für Künstler und Kreative zu entwickeln. Etwas vergleichbares gibt es noch nicht. Dabei ist allerdings wünschenswert, dass der ungezwungene Rahmen erhalten bleibt. Das künstlerische Programm des Abends kann sich noch verbessern – aber dafür gibt es mit Sicherheit genügend Material in den Weiten der digitalen Welt von Artconnect.

„Community Clash“ soll ab sofort alle zwei Monate stattfinden. Dazu gibt es hier mehr Infos. Auch neukoellner.net hat ein Profil auf Artconnect.