Das Loophole, bislang als Veranstaltungsort von Techno-Partys bekannt, ist eine der Heimstätten der diesjährigen Boddinale, die parallel zur großen Berlinale auf der Neuköllner Boddinstraße läuft. Der Eingangsbereich, der Keller und der – sonst als Dancefloor genutzte Hinterraum – wurden mit Sesseln, Sofas und Stühlen in ein gemütliches Heimkino verwandelt. Besucher, die im Loophole keinen Sitzplatz mehr ergattern konnten, hatten die Gelegenheit auf zwei weitere Vorführräume in den Klub Kaleidoskop auf der gegenüberliegenden Straßenseite auszuweichen. Fast 200 Besucher konnten so zeitgleich per Livestream die Filme wie auch Interviews mit den Regisseuren miterleben.
Zwischen 1 und 90 Minuten Spiellänge
Gezeigt wurden an diesem Abend acht Kurzfilme, wobei: die Länge der Filme ließ eigentlich keine Kategorisierung zu. Die kürzesten Filme hatten 1 und 3 Minuten, die längsten 32 oder sogar Hollywood-verdächtige 90 Minuten Spiellänge. Einer Genrezuweisung entzog sich die Auswahl des Abends aber nicht nur auf Grund der unterschiedlichen Längen. Auch das Budget der Filme hätte unterschiedlicher nicht sein können. Neben No-Budget-Filmen wurden auch aufwendigere Produktionen gezeigt.
Mit ungefähr 2.000 Euro Drehkosten zählte Georg Jungermanns Film „Evolution“, in dem eine junge Frau auf ihren Freund und dessen Überraschung wartet, eindeutig zu den teureren Produktionen des Abends. Es blieb jedoch nicht bei diesem Budget, erzählte der Regisseur. Für die Anmeldungen von „Evolution“ bei Filmfestspielen rund um den Globus, musste Jungermann weitere 13.000 Euro investieren. Das hat sich jedoch gelohnt, denn im Jahr 2011 gewann „Evolution“ das Harlem Inernational Film Festival in der Kategorie „Best Narrative Shortfilm“.
Kurzfilm über Rentner auf Wohnungssuche
Ganz ohne großes Budget kam Vanessa Lays „Gero“ aus. Der Kurzfilm zeigt einen Einblick in das Leben eines Berliner Rentners, der bei der Wohnungssuche begleitet wird. Im Anschluss des Films hielt der Hauptdarsteller eine kleine Rede. Und auch wenn der sympathische Herr mit bunter Wollmütze dabei ein wenig den roten Faden verlor: die Nähe zu den Protagonisten macht den Reiz dieses alternativen Festivals aus.
Die Leistung der Veranstalter zeigte sich im gelungenen Wechsel zwischen High- und Low-Budget-Filmen, wie auch in den Zwischenmoderationen inklusive Interviews mit den Regisseuren. Das ließ die Zuschauer, die es sich in ihren Sesseln mit Bier und Kippe gemütlich machten, auch nach eher fragwürdigen Filmen wie Kolja Maliks „Seensucht“ – ein Film, in dem eine Frau nach dem passenden See sucht, um ihr Kind in einem Schlauchboot auszusetzten -, nicht schlagartig das Weite suchen. Vielleicht lag das aber auch an der klirrenden Kälte vor der Tür.
Die Boddinale läuft noch bis zum 15.02., der Eintritt ist frei. Am Sonntag werden die Gewinner der Boddinale Awards bekannt gegeben und erneut ausgestrahlt.