Allet neu, allet schick?

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Erstrahlt jetzt in Hellgrün: Der renovierte U-Bahnhof Leinestraße. (Foto: Elisa Heidenreich)

Erleichterung auf und unter der Hermannstraße: Seit Montag fährt die U-Bahnlinie 8 wieder zwischen Boddinstraße und Hermannstraße. Unsere Eindrücke von Fahrgästen, Bauarbeiten und den sanierten Stationen.
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Donnerstag, 28. August 2014

11 Uhr morgens am U-Bahnhof Boddinstraße. Einige U-Bahnen der Linie 8 enden noch hier, alle zehn Minuten kann man seit Montagmorgen wieder bis zur Hermannstraße durchfahren. Fast ein Jahr war der Ring südlich abgekoppelt von der U8. Vom 12. August 2013 bis einschließlich Sonntag, den 24. August 2014 endete die Linie wegen der Sanierungsarbeiten bereits an der Boddinstraße. Einen Schienensatzverkehr gab es nicht; lediglich alle 15 Minuten verbindet der zuletzt so oft überfüllte Bus 344 den Hermannplatz mit dem S-Bahnhof Hermannstraße. Für viele Fahrgäste und Anwohner ein großes Ärgernis. Aber das ist jetzt Vergangenheit.

Verzögerung von vier Monaten

Barbara, 51 Jahre, ist Anwohnerin und wartet vor den neuen blauen Kacheln auf die nächste Bahn: “Ich arbeite bei der Station Hermannstraße und ich habe auch viele Freunde, die auf der Linie wohnen, bin also oft Richtung Wittenau unterwegs“. Nächste Station: Leinestraße. Eröffnet im August 1929, war diese Station besonders marode gewesen, einer von mehreren Gründen, dass die geplante Wiedereröffnung der Linie schon im Dezember 2013 von Mai auf September 2014 verschoben werden musste. Später setzte die BVG sich das Ziel, die Linie zum Schulanfang am 25. August zu eröffnen. Vier Monate dauerte die Verzögerung. Damit hat es dir U8 noch gut getroffen, denkt man an andere Berliner Bauprojekte. 13,5 Millionen Euro kostete letztlich die Sanierung der drei U-Bahnhöfe in Nord-Neukölln.

Viele Anwohner sind erleichtert, dass der U-Bahnhof Leinestraße wieder geöffnet ist. „Es ist schön hell geworden und mir gefallen die grünen Kacheln“, sagt Fabian, 35 Jahre alt. „Früher war es viel dunkler hier und man sah förmlich, wie hinter den Kacheln und Ecken alles rauskam.“. Seine Begleiterin Ricarda, 26 Jahre alt, wohnt in unmittelbarer Nähe und fügt hinzu: „Jetzt bin ich endlich wieder pünktlich. Der 344er kam nie oder zu spät und ich bin dann doch immer zur Boddinstraße gelaufen, um in die Bahn zu steigen.“ Zufrieden ist auch ein Rentnerehepaar, 70 und 71 Jahre alt, das seit Jahrzehnten in der Okerstraße wohnt. „Wir sind heilfroh, die U-Bahn wieder nutzen zu können“, sagt der Mann. „Aber die Drogendealer, die sind auch gleich wieder da“.

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Unterirdisch wird weiter gebaut: Der Schacht zu den Rohrlegern. (Foto: Elisa Heidenreich)

Ein Kurzbesuch bei den Rohrlegern

Unter dem Bahnsteig in der Leinestraße werden noch die letzten Rohre verlegt. Dazu ist eine Klappe im Bahnsteig geöffnet, in der eine Leiter nach unten führt. Drei Männer verlegen hier gleichzeitig neue Rohre. Darunter liegen Trinkwasserzufluss sowie Abflussrohre für die Toiletten und den Aufenthaltsraum der Bediensteten der BVG. Dunkel, etwas kühl und muffig ist es da unten, gearbeitet werden kann nur in gebückter Haltung. „Wir arbeiten von sieben bis 16 Uhr. In der Pause gehe ich immer raus an die frische Luft, da wir hier kaum Tageslicht sehen“, so einer der Rohrleger, der wie alle seine Kollegen eine orangene Weste trägt.

Bei Bauarbeiten an U-Bahnhöfen wird er seit Jahren eingesetzt, darum freue er sich über die Sonne in der Mittagspause. Ein knappes Jahr arbeite er schon auf dieser Baustelle. Neben den Rohrleitungen geht sein Blick auf das unterirdische Fundament des neuen Aufzuges. Bisher war die Station Leinestraße nicht barrierefrei, im September soll der neue Aufzug in Betrieb gehen. Einen Imbiss gibt es am Bahnsteig übrigens nicht mehr. Ob die BVG die Erlaubnis nicht erteilt hat, oder ob wegen des reichlichen Angebotes an Fast-Food im Umkreis kein Interesse mehr bestand, ist nicht bekannt.

 

Großstadtdschungel unter der Hermannstraße

Während die Leinestraße fast fertig ist, wird an der Hermannstraße noch gebaut. Zunächst fährt die U8 dort eingleisig alle zehn Minuten ab. In zwei Wochen soll dort nach Angaben der BVG jede U-Bahn wieder bis Osloer Straße bzw. Wittenau durchfahren, dafür werde auch nachts gearbeitet. Obwohl die Station erst 1996 eröffnet worden war, um den S-Bahnring an die U8 anzubinden, waren umfassende Baumaßnahmen notwendig. Diese seien laut Berliner Zeitung auf Baupfusch zurückzuführen.

Dafür präsentiert sich der U-Bahnhof Hermannstraße bald mit Oberflächen in Grüntönen und Fotoprints von wilden Tieren auf den Säulen. Großstadtdschungel mitten in Neukölln lautet das Konzept. Solange die Bahn pünktlich fährt, dürfte sich niemand daran stören, dass sie auf Tiger, Leopard, Elefant und Co. noch etwas warten müssen.

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