Am kommenden Wochenende (14.08.-16.08.) veranstaltet Werner Mette mit seinem Freund Christian Rieth das Buckower Strohballenfest. Es wird nach 20 Jahren Festgeschichte vermutlich das letzte Mal stattfinden, denn das Gelände ist Eigentumsfläche des Landes Berlin und der Liegenschaftsfond Berlin als Verwalter hat diese Fläche zur Bebauung freigegeben. „Berlin muss 30.000 Wohnungen bauen“, erklärt Herr Mette. „Ich frage mich zwar, wieso gerade auf dieser Ackerfläche, aber nun ist es so, wenn man betroffen ist von irgendetwas, dann fragt man sich immer warum ich und nicht der andere?“ Dem Bauern Mette ist besonders wichtig, dass die landwirtschaftlichen Nutzflächen nicht vollends verschwinden. So ist auch Teil seines Engagements beim Strohballenfest nicht allein der Verkauf seiner Waren, sondern ebenso das Bewusstsein bei Großstädtern für Landwirtschaft, Tierhaltung und Natur zu verstärken. Während seiner Meisterprüfung als Landwirt, so erzählt er, habe ein Dozent sehr deutlich auf das Verschwinden von landwirtschaftlich genutzten Flächen aufmerksam gemacht. Jeden Tag würden in Deutschland etwa 123 Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche verloren gehen.
Drei Tage lang wird auf dem abgeernteten Buckower Acker gefeiert. Während der 20 Jahre seines Bestehens ist das Strohballenfest „zu einer regionalen Begegnungsstätte“ geworden, berichten die beiden Initiatoren auf der Internetseite. Jedes Jahr stellt sich dort eine große Anzahl von Vereinen und Organisationen vor. Außerdem gehört zum Konzept, dass immer eine Gastregion in den Mittelpunkt gestellt wird. Slowenien, der Spreewald oder die Schweiz waren schon darunter, dieses Jahr gibt es mongloische Spezialitäten. Auf der Ackerfläche gibt es dann ländliches Markttreiben, rustikale Speisen und Getränke, Kutsch- und Treckerfahrten, Präsentationen traditioneller Handwerkskunst, ein Streichelzoo, Trachten, Bogenschützen und Musik einer mongolischen Band. Vor die Bühne werden etwa 300 kleine Strohballen in Hufeisenform gelegt, als Sitzgelegenheit für das Publikum. Außerdem hat jeder Stand die Möglichkeit mit Strohballen zu dekorieren. So verknüpft das Fest in Gestaltung und Umsetzung die Idee, Natur und unterschiedliche Kulturen und Berufszweige zu präsentieren und so ein besseres Verständnis und Bewusstsein dafür zu schaffen.
Noch zwei Bauern in Neukölln
Für Werner Mette ist die Tradition sehr wichtig, die des Festes, aber vor allem auch die seiner Bauernfamilie. Den Hof bewirtschaftet er bereits in der fünften Generation. 1870 wurde das Haus von seinen Vorfahren gebaut. Damals war das Land noch Teil von Brandenburg und der Ort wurde vor allem landwirtschaftlich genutzt. Er selbst ist 1965 vor Ort geboren und erklärt, „wir haben uns hier durchgekämpft und heute bin ich in Buckow der letzte Bauer, das ist richtig.“ Und in ganz Neukölln gibt es neben ihm nur noch einen weiteren Hof, den Milchhof Mendler, der auch als landwirtschaftlicher Betrieb gezählt werden kann, wo also Ackerbau und Viehzucht betrieben werden. Dieser wurde 1982 aus Schöneberg nach Rudow ausgesiedelt.
Mitte der 1950er Jahre haben in Buckow noch etwa 30 Bauern gewirtschaftet. Mit der Dezimierung der Bauernhöfe geht auch eine veränderte Wahrnehmung dieser bei den in den letzten 40 Jahren neu zugezogenen Nachbarn einher. „Heute hat keiner mehr Verständnis dafür, dass hier eine Kuh muh macht oder eine Ziege meckert. Die Tiere haben einfach ab 22 Uhr die Schnauze zu halten.“ Das ist für Werner Mette insofern schwer zu verstehen, da zwar „jeder ein Bio-Ei haben will“, doch die Hühner dürfen nicht in der Nachbarschaft gehalten werden.
„Mehr landwirtschaftlich genutzte Flächen!“
Für ihn gehört es zum selbstverständlichen Erbe, dass er den Bauernhof übernahm und weiter bewirtschaftet. Und auch sein Neffe arbeitet bereits ab und an mit vor Ort. Seine Kinder seien noch zu jung, um bereits wissen zu können, ob sie später den Hof weiterführen. Außerdem findet Werner Mette genauso wichtig, dass die Jüngsten erst einmal eine Berufsausbildung machen – so wie er selbst. Er hat dreieinhalb Jahre eine Lehre zum Kraftfahrzeugmechaniker bei Mercedes Benz gemacht und danach drei Jahre in einer LKW-Werkstatt gearbeitet.
Doch sein Herz schlägt für den Hof. Seine Liebe für die Landwirtschaft und Buckow als Wohnort zeigt Bauer Mette ein weiteres Mal in seiner Antwort auf die Frage, was er Neukölln denn wünscht. „Ist doch ganz klar! Mehr landwirtschaftlich genutzte Flächen und den Erhalt der Buckower Felder!“
Festgelände 20. Strohballenfest: Buckower Damm Ecke Gerlinger Straße
Freitag, 14.08., 15–22 Uhr / Sonnabend, 16.08., 13–0 Uhr / Sonntag, 17.08., 10–18 Uhr
www.strohballenfest.de
www.bauer-mette.de
Dieser Artikel ist abgeänderter Form erstmals am 15. August 2013 erschienen.
Kommentare:
Es gibt eine ganz frische Fan-Seite auf Facebook zum Thema Erhalt der Buckower Feldmark als landwirtschaftliche Fläche:
https://www.facebook.com/BuckowerFelder
erhalt und neue landwirtschaftliche flächen werden unserer stadt besser gut tun .als neue bebauung