Satt werden und ruhig schlafen

TellerEine warme Mahlzeit und ein bequemes Bett. Das sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Für jeden Menschen auf dieser Erde. Die Realität ist leider weit davon entfernt. Armut, Hunger, Obdach- und Wohnungslosigkeit sind auch hier, in der unmittelbaren Nachbarschaft, ein Problem. (mehr …)

Dienstag, 31. März 2015

Audio & Text: Christian Grasse & Bettina Conradi / Kiezradio.org, Foto: Flickr/Polar CC-BY

Die Zahlen dazu sind eigentlich unglaublich: Für 2016 wird prognostiziert, dass in Deutschland 380.000 Menschen ohne Wohnung sein werden. Auch bei der Straßenobdachlosigkeit wird mit einem Zuwachs gerechnet. Im Jahr 2012 waren es circa 24.000 Männer, Frauen und Kinder, die ohne jede Unterkunft auf der Straße lebten. Wir haben im Neuköllner Nachtcafé Menschen getroffen, für die ein sicherer Platz zum Schlafen und eine Mahlzeit, die satt macht, keine Selbstverständlichkeit, sondern eine Besonderheit sind.

„Ich habe vor einem Jahr meine Wohnung verloren. Sie werden’s nicht glauben: Ich bin ganz zufrieden, dass ich keine Wohnung mehr habe. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt einfach nicht. Für mich ist das Raub, was da veranstaltet wird.“

„Meine Kinder sind in Polen. Ich bin seit vier Jahren in Berlin und arbeite auf einer Baustelle. Mein Chef gibt mir 500 Euro. Ich muss 450 Euro für ein Zimmer in Neukölln zahlen. Das ist ein Problem. Deshalb bin ich über das Essen froh. Hier sind tolle Menschen, eine tolle Atmosphäre.“

„Ich bin seit 1998 arbeitslos. Ich komme jeden Freitag hier her. Ich habe einfach kein Geld. Was soll ich denn machen?“

In den kalten Monaten von November bis März kocht ein Team von etwa 50 ehrenamtlichen Helfern in der Neuköllner Sankt-Richard Gemeinde jeden Freitag eine warme Mahlzeit für bis zu 70 Personen. Außerdem werden etwa 25 Schlafplätze vorbereitet, für Menschen, die die Nacht normalerweise auf der Straße verbringen. Wir sprachen über den Armuts-Alltag, die praktische Hilfe, die Veränderungen auf den Straßen Neuköllns und wir erlebten einen beeindruckenden Abend. Mit viel Herzlichkeit und gut gesättigten Mägen. Zumindest an diesem Tag.

„Für Einige hier ist das die einzige warme Mahlzeit in dieser Woche. Es gibt Leute, die holen sich zwei, drei Mal Nachschlag.“

„Das Leben auf der Straße ist so anstrengend, dass Viele nach dem Essen direkt einschlafen. Hier haben sie einen Schutzraum, in dem sie auch mal acht Stunden am Stück ungestört schlafen können.“

„Die Leute trinken unglaublich viel Kakao. Wir machen 25 bis 30 Liter am Abend. Das könnte mit Kindheitserinnerungen zu tun haben. Das sind Glücksgefühle, die bei dem Kakao kommen.“