Vor mir sitzt ein kleiner Junge, der ohne Ende schreit, weil er keine Spritze kriegen will. Ich weiß nicht was ich machen soll. Ich rede mit dem Jungen. Ich frage ihn nach seinem Namen, er heißt Anton. Ich erkläre ihm, dass es nicht schlimm ist eine Spritze zu bekommen und das es ihn vor fiesen Bakterien beschützen wird. Der Junge sieht überzeugt aus. Ich gebe ihm die Spritze. Er stöhnt ein bisschen, aber er bleibt tapfer. Als wir fertig waren, habe ich ihm einen Lutscher gegeben. Die Mutter bedankte sich bei mir und ging.
Der kleine Junge erinnerte mich an meine Kindheit. Ich mochte auch keine Spritzen und schrie ohne Ende, aber dann merkte ich, dass es nur ein kleiner Stich ist.
Heute lebe ich in Spanien, bin Kinderärztin und 28 Jahre alt. Ich möchte dafür sorgen, dass Kinder keine Angst vor Spritzen haben. Ich habe viele solcher Patienten, und es ist nicht einfach sie wieder auf den Teppich zu kriegen.
Zum Beispiel, einmal war ich in meiner Praxis, da kam eine Mutter mit ihrer Tochter. Sie waren die letzten Patienten vor dem Schichtende. Die Kleine sollte eine Impfung gegen Windpocken bekommen. Als sie an der Reihe war, sah sie friedlich aus und ich dachte, dass ich das schnell erledigen würde. Aber, als sie die Spritze sah, war die Hölle los. Sie schrie, sie weinte, sie rannte sogar aus dem Raum. Erst einmal musste die Mutter sie wieder reinholen und dann redete ich mit ihr. Ich erzählte ihr, dass es überhaupt nicht schlimm ist eine Spritze zu bekommen und das es nur ein kleiner Stich ist. Ich war froh, dass es endlich geschafft war. Ich fragte sie nach dem Namen, sie sagte sie heißt Antonella. Ich erzählte ihr noch mal, dass es nicht schlimm war und gab auch ihr einen Lutscher. Sie sah zufrieden aus und ich war es auch.
Gizem M.
Illustration von Katrin Friedmann