Ob Müsli, Nüsse oder Linsen – was wir auch kaufen, es ist verpackt. Produkt für Produkt häufen sich immense Mengen Müll an, obwohl man auf die Verpackung meist gut verzichtet könnte. Gleichzeitig sind auch die Mengen immer an die Verpackungsgröße gebunden. Egal ob man nur ein paar Linsen für die Vorspeise oder mehrere Kilo für die Großfamilie braucht, kaufen kann man sie nur in 500g-Packungen.
Dass es auch anders geht, zeigt das Konzept der Bulkware. Dabei stehen in den Geschäften die entsprechenden Produkte in großen Gefäßen bereit und können nach Bedarf in mitgebrachte Behälter abgefüllt werden. Eigentlich ist das Prinzip nicht neu. Bereits in den 80er Jahren war es in Bioläden verbreitet, Getreide oder Mehl aus Säcken abzuschöpfen. Nun erlebt es jedoch unter benutzerfreundlicheren Bedingungen seine Renaissance – nicht zuletzt in Neukölln, wo bereits zwei Bioläden einen Teil ihres Sortiments als Bulkware anbieten.
Kampf dem Verpackungsmüll
Etwa der veganen Ladenkollektiv Dr. Pogo am Karl-Marx-Platz, wo sich bereits seit Anfang 2013 einige Produkte aus speziellen Spenderbehältern leicht in beliebigen Mengen abfüllen lassen. Verpackungsmüll sei einfach „eine der schlimmsten Sachen“, wie Andreas, Mitbetreiber des Ladens, den Hauptgrund für die Umstellung beschreibt.
Ähnlich waren auch die Beweggründe bei Marion Ziehrer, Inhaberin des Bioladens Biosphäre in der Weserstraße: „Jede Tüte, die man einspart, ist eine weniger im Müll“. Sie selbst kommt aus einer Generation, in der ein solches Abfüllen in Bioläden noch absolut üblich war, wie sie sagt. Als sich für ihren Laden nun die Gelegenheit ergab, das Konzept mit praktischen Abfüllbehältern umzusetzen, war sie sofort dabei. Seitdem wird das System von den Kunden vor hauptsächlich positiv aufgenommen: „Viele Kunden waren echt begeistert“, nachdem das System im März eingeführt wurde, auch wenn sich die Kunden teilweise erst noch an die neue Art des Einkaufens gewöhnen müssen.
Hoffen auf viele Nachahmer
Dies werden sie zumindest bei den als Bulkware angebotenen Produkten der Grundversorgung wie Getreide, Hülsenfrüchten oder Nüssen in Zukunft jedoch tun müssen, werden diese doch nur noch ohne Verpackung verkauft. Nach dem selben Prinzip funktioniert der Verkauf auch bei Dr. Pogo, wo unter anderem sogar Trockenobst, Nudeln und Soja in allen Formen als Bulkware angeboten wird. Letztlich profitieren die Kunden aber von der Umstellung, denn durch die im Einkauf günstigeren großen Mengen, zahlt im Endeffekt auch der Kunde weniger für die Produkte.
Der Anreiz für die Kunden ist trotz des geringen Mehraufwands also allemal gegeben. Marion Ziehrer hofft daher, dass „Bulk-Shopping“ bald in noch mehr Lebensmittelgeschäften praktiziert wird: „Wir wünschen uns, dass es Schule macht. Das bestreben ist, durch unser Beispiel zu zeigen, dass es geht“. Denn was unnötigen Verpackungsmüll betrifft, könne das Motto nur lauten: „Jede Tüte zählt“.