Wenig deutet an diesem kalten Novemberabend an der Karl-Marx-Straße Nummer 14 auf eine sportliche Veranstaltung hin. Am Albert-Schweitzer-Platz vor der gleichnamigen Oberschule lungern ein paar gelangweilte Jugendliche herum, rauchen Gras oder tun sonstiges Zeug, das sie aus Pubertätsgründen tun müssen.
R&B und Rap zum Aufwärmen
Durch den Innenhof des Gymnasiums geht’s zur Turnhalle. Drinnen erklingt R&B und Rap-Musik. Das Aufwärmprogramm ist in vollem Gange. Gleich geht es um Punkte in der Basketball-Oberliga. Die TuS Neukölln trifft auf Berlin-Basketball Süd II, vor handgezählten zehn Zuschauern.
Dass dieser bescheidene Rahmen, der sportlichen Leistungsfähigkeit der TuS Neukölln nicht gerecht wird, zeigt bereits die Anfangsphase. Spielmacherin Semra Ilhan trägt den Ball gekonnt in die gegnerische Hälfte und sagt dabei lautstark den Spielzug an. Sekunden später vollendet Power Forward Anna Terlecki den Angriff mit einem lockeren Korbleger. Nach drei Minuten steht es bereits 15:0. Für die Gäste von BBS geht das alles viel zu schnell, weshalb deren Coach früh eine Auszeit nimmt.
Die Überlegenheit der TuS verwundert nicht, denn „unser Ziel ist der Aufstieg in die Regionalliga“, sagt Shooting Guard Esther Borowski. Die Online-Projektleiterin spielt seit über zehn Jahren für die TuS und hat alle Höhen und Tiefen mitgemacht. Nach zwei sportlichen Abstiegen um die Jahrtausenwende habe man sich in den letzten Jahren wieder gefangen. Bereits in der vergangenen Saison hatte die TuS Chancen auf den Aufstieg. „Nur war damals das Verhältnis zum Trainer etwas schwierig. Jetzt kommt der Spaß zuerst“, meint Esther, auf deren Aufwärmtrikot „Estherschwester“ geschrieben steht.
Nur Alba Berlin war zu stark
Auf der Trainerbank der TuS-Damen sitzt seit dieser Saison Jan Michaelis. Das Neuköllner Urgestein coachte zuletzt lange Jahre die TuS-Männer, ehe er die Oberliga-Damen übernahm. Ein ehrgeiziger Coach, der während des Spiels auch mal lautstark dazwischenruft, falls seine Spielerinnen die nötige Ernsthaftigkeit vermissen lassen. „Diese Liga ist sehr ausgeglichen“, meint Michaelis, sieht aber dennoch gute Chancen für sein Team den Aufstieg zu schaffen. Denn bereits in der Vorbereitung habe man höherklassige Mannschaften schlagen können. Die bislang einzige Saisonniederlage gab es gegen die Damen von Alba Berlin.
An diesem Abend lassen „Estherschwester“ und ihr Team dem Gegner keine Siegchance. Zur Halbzeit steht es bereits 46:17. Kein Wunder. Spielen doch mit Semra Ilhan und Andreja Senjug zwei Akteurinnen in den Reihen der TuS, die schon Bundesligaluft schnuppern konnten. Andere TuS-Spielerinnen waren gar zur Ausbildung an Colleges in den USA. Kompletiert wird der Kader vom Nachwuchs aus der erfolgreichen Jugend des Vereins. Bei dieser vorhandenen Qualität würde man sicher mehr Zuschauer erwarten. „Samstags kommen so 40 bis 50 Leute. Das ist schon ok“, meint Esther. Eher bräuchte man einen Sponsor für neue Trikots.
Am Ende wird der Gegner BBS II dank guter Defensive und überlegten Schnellangriffen mit 81:31 aus der Halle gefegt. Sollte der Aufstieg gelingen, würden in Zukunft wohl größere Kaliber auf die Neuköllner Spaßschwestern warten. Vielleicht sitzen dann auch mal andere Gestalten vor der Turnhalle der Albert-Schweitzer-Oberschule.
Egal, ob Herren, Damen oder Jugend:Wer Lust auf Basketball bei der TuS Neukölln hat, der kann sich hier näher informieren. Das nächste Heimspiel der Oberliga-Damen der TuS findet am 4.Dezember gegen den Berliner SC statt. Spielbeginn: 14:45Uhr in der Halle der Albert-Schweitzer-Oberschule.