Fotos: Emmanuele Contini
Kazim Erdogan steht mit seinem frisch bedruckten T-Shirt auf dem Hermannplatz. Auf dem neon-orangefarbenen Textil prangern Engelsflügel und ein stolzer Schnauzbart. Ein Schriftzug darunter verrät den Grund für die Demonstration am heutigen Nachmittag: „Männer gegen Gewalt.“ Nach einem Treffen seiner Männergruppe letzter Woche, organisierte der Psychologe eine Demonstration, um gegen sexuelle Gewalt zu protestieren (wir berichteten). Umringt von Fernseh- Radio- und Printjournalisten wiederholt er immerzu seine Botschaft: „Gewalt kennt keine Ethnie, Religion oder Sprache. Männer und Frauen können ihr nur gemeinsam entgegentreten.“
Die Demonstration ist bestens vorbereitet. Vom Druck der T-Shirts bis zum Lautsprecherwagen hat Aufbruch Neukölln e.V. alle notwendigen Vorkehrungen getroffen, um ein klares Zeichen gegen sexuelle Gewalt zu setzen. Das einzige was nicht so recht stimmen will ist die Teilnehmerzahl. 500 Demonstranten waren bei der Polizei angemeldet, gekommen sind nur knapp 150. Diese stehen einer fast ebenso großen Menge von Journalisten und Kamerateams gegenüber. Das mediale Interesse an der Veranstaltung ist riesig. Erdogan quittiert die unter den Erwartungen gebliebene Teilnehmerzahl mit einem verschmitzten Grinsen: „Natürlich, es könnten 10.000 Teilnehmer sein. Aber die, die hier sind, das sind die Richtigen.“
Die Demonstration zieht von Hermann- gen Oranienplatz und wird dabei von einem großen Polizeiaufgebot begleitet. Laut rufen die Teilnehmer: „şiddete hayır!“ (Gegen Gewalt). Auch die Politik lässt sich am heutigen Tage blicken. Fritz Felgentreu, Bundestagsabgeordneter der SPD, lobt das Engagement des Bürgervereins und ist überzeugt von dessen gemeinnütziger Arbeit. „Durch solch hervorragende Arbeit lassen sich die Normen und Werte unserer Gesellschaft transportieren. Wir brauchen noch viel mehr davon.“ Dass eine Gefahr von organisierten sexuellen Übergriffen auch in Neukölln besteht, kann der Felgentreu nicht bestreiten: „Solche Taten können immer und überall geschehen, doch man kann sich seitens der Behörden darauf vorbereiten.“
Vaginas gegen das Patriarchat
Außer Politikern, Journalisten und Vereinsmitgliedern, gibt es auch andere Demonstranten und Demonstrantinnen, die sich trotz der Kälte des winterlichen Samstags in den Demozug einreihen. Jo ist eine von ihnen und geht für ihre Freiheit auf die Straße. „Ich finde es ultrawichtig mich frei bewegen zu können. Ich lass mich doch nicht diskriminieren nur weil ich eine Vagina habe.“ Große Wut packt sie, wenn sie an die rassistischen Äußerungen von Medien und Netzwerktrollen denkt. „Das hat nichts mit Herkunft oder Religion zu tun, sondern mit einer patriarchalischen Gesellschaft. Die haben wir hier auch!“
Die Organisatoren der Demonstration sind zufrieden. Es wird nicht das letzte mal sein, dass Aufbruch Neukölln sich gegen sexuelle Gewalt wendet.
Kommentare:
Es gibt keine Patriarchat. Hätte es eines gegeben, dann wäre das so nicht geschehen. Das Patriarchat schützt Frauen indem es eine Welt mitsamt Infrastruktur baut, die sicherer ist, als alle Welten davor. Lasst euch doch nicht vor diesen sexistischen, Drecks-feministischen Wagen spannen.