Ihrem eigenen Selbstverständnis nach unterscheiden sich sozialistische Gesellschaften vollkommen von ihren kapitalistischen Konterparts. Und so soll sich die andere Staats- und Gesellschaftsform auch in einem anderem Verhalten ihrer Bürger widerspiegeln. Demnach streben diese beispielsweise auch nicht den Versuchungen des freien Marktes in Form von Konsumgütern nach – zumindest in der Theorie. Denn wenn man hinter diese Klischees und Verlautbarungen blickt, bleibt nicht mehr viel übrig von den eigenen Selbstdarstellungen.
In diesem Zusammenhang bildet auch das sozialistische Venezuela Hugo Chavez‘ keine Ausnahme. Diesen Eindruck vermitteln jedenfalls die Fotos von Sebastian Klug und Christoph Drange in ihrer Ausstellung „Venezuela – Socialist Surfaces“ im The Zone. Auf diesen schildern sie den Alltag in Venezuela kurz vor dem Tod von Hugo Chavez. Und dieser scheint vor allem eins zu sein: Auffällig unauffällig. Nichts deutet darauf hin, dass sich die Bürger Venezuelas oder ihr Alltag in irgendeiner Form von dem eines anderen südamerikanischen Landes unterscheiden würden.
„Die Propaganda ist nur eine Fassade“, weiß Sebastian Klug zu berichten. Denn „dahinter ist es ein normales kapitalistisches Land“, wie er weiter ausführt. So sei auch in Venezuela das Leben vor allem an Konsumgütern orientiert. Und auch in Venezuela stellten Shopping-Malls die heimlichen Tempel der Gesellschaft dar. Alles Gebaren als sozialistisches Land sei daher vor allem eines: „ein großes Theater“.
Diese Sicht fangen auch die Bilder gut ein – wenn man um den Kontext weiß. Da die Bilder schlicht den Alltag einfangen, weiß man zunächst nicht, zu welcher propagandistischen Fassade sie im Widerspruch stehen sollen. Ist einem dieser Hintergrund jedoch bewusst, ergeben die Bilder eine gute Zusammenstellung verschiedenster Facetten des Alltags, die auch unabhängig vom Kontext einfach wunderbar fotografiert sind.
The Zone (FLU-19), Reuterstr. 95, Sa 15- So 02 & So 15-19.