#09/12

 Immer wieder Freitags: Geschichten vom Neukoellner Tellerrand und darüber hinaus. An dieser Stelle präsentieren wir die Links der Woche – was wir noch sagen wollten, was die Anderen so machen und unsere Empfehlungen fürs Wochenende. (mehr …)

Freitag, 2. März 2012

Die BVV verabschiedete letzte Woche den Haushalt für Neukölln. Wir waren leider nicht vor Ort und laut Google hat sich auch sonst kein publizistisches Angebot dafür interessiert. Da bleiben nur noch die offiziellen Äußerungen der Parteien dazu, und sieh an, weder der SPD noch der CDU war das anscheinend wichtig genug, eine Pressemitteilung zu veröffentlichen oder in sonst einer Art und Weise inhaltlich auf die Verabschiedung des Haushalts einzugehen oder gar zu rechtfertigen. Das zeigt dann auch mal ganz schön, welchen Zweck die Opposition erfüllt: eine öffentliche, kritische Auseinandersetzung mit der Arbeit der Zählgemeinschaft. Die Meinungen der drei Oppositionsparteien zum neuen Haushalt finden sich hier: Grüne, PiratenLinke.

Parteiübergreifend wurde kritisiert, dass sich die Zählgemeinschaft mehr Zeit hätte lassen sollen, um den Haushalt gewissenhaft zu beschließen. Weiter seien konstruktive Einwände kategorisch abgewiesen worden. Die Piraten dazu in ihrer Pressemitteilung:

„Ein Antrag der Fraktion DIE LINKE auf Vertagung des Haus­halts­be­schlusses auf eine Sonder­sitzung der BVV am 14. März wurde von SPD und CDU mit der Begründung abge­lehnt, dass es vorbildlich sei, als erster Bezirk den Haushalt zu verab­schieden.“

Interessante Begründung. Geht es jetzt in Zukunft darum, welche BVV die vorbildlichste (aka schnellste) ist? Und wenn ja, was ist denn der Preis für die vorbildlichste BVV? Bussi aufs Bauchi von Wowi? Absurd. Liebe Zählgemeinschaft, vorbildlich wäre es, konstruktiv mit Kritik umzugehen und politischen Prozessen die nötige Zeit zu lassen, um sie verantwortungsvoll zu beenden. Aber vielleicht haben sie das ja auch und die Kritik ist überzogen. Mangels Mitteilungsbedürfnis werden wir das wohl nicht erfahren. Was bleibt ist der Eindruck aus den Pressemitteilungen der drei Oppositionsparteien.

Fast untergegangen ist derweil, dass das alte Arbeitsamt in der Sonnenallee verkauft wurde. Dass der Meistbietende nicht gerade über den besten Leumund verfügt, dokumentiert der Berliner Kurier.

Im September letzten Jahres wurde die Petition Erhaltet die Neuköllner Kunstszene gestartet. Wir haben die Petition diskutiert und mit einem der Initiatoren ausführlich gesprochen. Nun wurde im Petitionsblog (ganz runter scrollen) abschließend über den Ausgang

berichtet. Das Ergebnis war leider ernüchternd, der Einsatz für mehr Unterstützung für die Kulturarbeit in Neukölln soll aber nicht aufgegeben werden.

Komische Qualitätskriterien Teil 2: Und ganz versöhnlich wird vermeldet, dass die Rütli-Schule die „erfolgreichste Neuköllner Schule ist„. Mit 18% verzeichne die Schule die „höchste Steigerungsrate“ im Bezirk. Und ja, wir reden hier von einer Schule und keinem DAX-Unternehmen. Die 18% beziehen sich übrigens auf Anmeldungen für die 7. Klasse.

So viel zum Vergangenen, weiter zum Bevorstehenden.

Letzte Woche klappte das mit den Bachstelzen im Cube ja nicht so ganz, diese Woche soll der Laden, diesmal unter eigener Regie, dann doch öffnen. Laut Tagesspiegel fehlte vergangene Woche noch die Genehmigung. Offiziell geheim („Secret Cube Opening“) und umsonst ist die Eröffnung am heutigen Freitag ab 22 Uhr, am Samstag wird regulär gerockt, gegen 7 Euro Eintritt. Alle Infos nach dem Klick. Vor der Öffnung am Freitag findet übrigens noch eine „Ansprache von Bürgermeister Buschkowsky“ statt. Wir sind jetzt schon gespannt, wie er diesmal die übliche Zwangsüberleitung zum Thema Integration hindrehen wird. Angesichts der Getränke-Karte tippe ich darauf, dass der Rollbergkiez künftig für die Integration von hippen Mitte-Werbern zuständig sein wird. (das Fehlen von sowohl Futschi als auch Neuköllnisch Wasser prangern wir übrigens an!)

Komplett umsonst und richtig ist die Demonstration gegen Rassismus und Antiziganismus am Samstag. Start ist um 15 Uhr vor dem Rathaus Neukölln.

Und wer ganz was anderes machen will, für den wäre der Aufruf vom Sender freies Neukölln vielleicht was? Für eine neue Webserie, die vor dem Hintergrund der Occupy-Bewegung spielen soll, werden vor allem interessierte Darsteller gesucht.

Nachtrag als Anmoderation zum Video: Aus irgendeinem unverständlichen Grund durfte ich vergangene Woche bei unserer Verlosung nicht mitmachen. Verpasst habe ich im Heimathafen vor allem Chairlift, aber der wunderbare Sender ARTE dachte an mich und stellte einen halbstündigen Mitschnitt online. Besondere Empfehlung ab Minute 17 und Sekunde 20 (Bruises).