Mode mit Poesie und Kapuzen

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Schnurgerade: Das Neuköllner Modelabel „Geronimi“

Der Club SchwuZ verwandelte sich an diesem Wochenende zu einem Laufsteg für Mode aus Neukölln. 13 Designer präsentierten ihre Kreationen bei der Neukölln Fashion Night. Voll im Trend liegen Kapuzen – und die an allen möglichen Kleidungsstücken. (mehr …)

Montag, 3. November 2014

Fotos: Anna Blattner

Für die Neuköllner Modedesigner Linn war es das erste Mal, dass sie ihre Kleidung auf einer Modenschau präsentierte. Sie schickte ihre männlichen und weiblichen Models am Samstagabend bei der „Neuköllner Fashion Night“ im „Schwuz“ mit Capes, T-Shirts mit einem Mix aus Seide und Baumwolle und Jacken aus unterschiedlichen Textilstreifen über den Laufsteg. Der auffälligste Hingucker: ein knielanges Kleid in zitronengelb, dazu ein weiß-gelber Schal mit roter Stickerei. Partner der Veranstaltung war neben dem Modenetzwerk „Nemona“ (eine Zusammensetzung aus den Worten Neukölln, Mode und Nähen) auch das Bezirksamt Neukölln.

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Die Designer Linn verarbeitet nicht nur Stoffreste in ihren Kreationen. Mit ihrer Nähmaschine „schreibt“ sie poetische Sätzen auf Capes, Taschen oder Schals.

Die 38-jährige Designerin, deren Label „Linn Annen“ heißt, hat sich nicht nur auf die Verarbeitung von ökologischen und recycelten Materialien spezialisiert, sondern auch auf persönliche Botschaften, die ihrer Mode einen persönliche Note geben. „Ich schreibe poetische Sätze mit meiner Nähmaschine auf die Stoffe“, erklärte Linn. Sätze wie „Eine Begegnung lässt erst die nächste entstehen. Der Gedanke trägt sie. Woran also denken? Ist es noch weit?“ kommen aus dem Inneren der Designerin. Sie notiert sich zunächst Fragmente und erarbeitet sie zu ganzen Sätzen mithilfe eines Clusters. Die kurzen Texte sind parallel zur Mode entstanden und haben einen eigenen Namen bekommen: Wortgewand. „Ich achte immer darauf, dass das jeweilige Kleidungsstück auch zu dem Text passt“, erklärte Linn.

Spektrum von naturverbunden bis zu Eleganz

Doch bevor sie ihre ersten Kreation entworfen und geschneidert hat, fertigte Linn Kleidung fürs Theater oder für Performances. Denn sie hatte nicht klassisch Modedesign, sondern Bühnen- und Kostümbild studiert. „Im Laufe der Zeit hat sich dann aus meinen Ideen Mode für Männer und Frauen entwickelt, die im Alltag auch tragbar ist“, erinnerte sich Linn.

Insgesamt präsentierten 13 Designer aus Neukölln ihre Mode. Das Spektrum reichte von naturverbunden Schnitten und Farben (Nivaka) bis hin zu legeren Pulloverkleidern (Kollateralschaden). Dabei experimentierten die Schöpfer viel mit unterschiedlichen Textilien wie mit Seide, Baumwolle und Samt (Lotta und Format ) und vereinten so Eleganz mit Schlichtheit.

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Shirt aus Stoffresten wie Seide und Baumwolle des Labels Linn Annen.

Voll im Trend liegen Kapuzen

Das Berliner Label „Anyonion“ zeigte nicht nur seine Strickmoden, auf die es spezialisiert ist, sondern auch Tuchschals im schwarz-weißen Hahnentrittmuster (auch Pepita genannt) und gehörte an diesem Abend zur der einzigen Marke, die auch Accessoires zeigte. Höhepunkt der Veranstaltung war die Anaglyph-Show des Künstlerkollektivs, für das die spanische Designerin Raki Fernandez ihre Kreationen beisteuerte (wir berichteten).

Die gezeigte Mode setzt eindeutige Trends bei Kapuzen. Und das in jeglicher Art und Weise: sei es bei Pullovern, Mänteln oder Jacken. Sogar drapierte Kapuzen auf dem Kopf, die also nicht am Oberteil angenäht wurden, sind ein Muss. Allerdings verzichteten alle Designer auf Kordeln an den Kapuzen und bewiesen damit, dass diese zwei Sachen nicht immer zueinander gehören müssen.

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