Ein Herr namens Jack oder John, ein Weihnachtsbaum und ein Pferd mit viel Schwung: Die vier Artisten von „Marcel et des drôles de femmes“ wirbeln durch die absurde Geschichte „Miss Dolly“ mit einem Fangstuhl in rund vier Metern Höhe und einem koreanischen Portique, einer Art Podest.
„Ich habe so Durst. Hat jemand was zu trinken?“, fragt die französische Artistin und leert die Apfelsaftschorle einer Zuschauerin zur Hälfte. Gleichzeitig futtert ihre Kollegin Äpfel, wobei sie kaut wie ein Pferd und den Saft nur so spritzen lässt. „Wo ist mein Pferd?“, brüllt die Dritte und das Publikum brüllt vor Lachen.
Die französische Truppe lockt mit ihrem Western, den sie schon über 200 Mal, mitunter in Korea und auf dem Sziget Festival in Budapest aufgeführt hat, Zaungäste an. Rund 35 Minuten dauert das erste Kurzstück draußen auf dem Feld vor dem rot-gelben Zirkuszelt und nach einer kurzen Pause geht’s weiter ins Zirkuszelt, wo Anni Küpper (28) aus Köln/Bonn mit einer ruhigeren, aber nicht weniger amüsanten Jonglage-Nummer aufwartet.
In „Alltagsgeschichten“ erfindet die Jongleuse immer wieder neue, absurde, witzige und anrührende Herausforderungen und Spiele, die sie bewältigen muss, um der Realität zu entfliehen. Sie erzählt von einer einsamen Geburtstagsfeier mit Blumen, Radio und Pralinen, von Sehnsucht und von der Liebe zur Bühne. Dabei jongliert sie mit bis zu sechs Keulen gleichzeitig und bewegt sich selbst gefesselt noch geschmeidig. Ein kleiner, grüner Roboter sowie diverse Schachteln in verschiedenen Größen sind nur einige der einfachen aber wirkungsvollen Accessoires von Anni Küpper, um das Publikum zum Lachen zu bringen. Als Belohnung gibt es schließlich Pralinen.
Die junge Absolventin der renommierten Zirkusschule in Tilburg (Niederlande) und tourt von Japan über Ghana bis in die USA. Dort wurde sie 2015 anlässlich des Humboldt-Festivals zur „Most inspirational Juggler 2015“ gekürt.
Das letzte der drei „Kurzstücke“ kommt aus Portugal und verlangt dem Zuschauer einiges ab. Ana Jordao schwingt sich auf zum Seil und performt zu portugiesischer Musik: „Zwischen den Zeilen“ ist weder lustig noch traurig, sondern stimmt eher nachdenklich. Ein traumhaftes Universum, inspiriert von einem Gedicht des portugiesischen Schriftstellers Fernando Pessoa.
„Ich bin nichts.
Ich werde nie etwas sein,
Ich kann nicht wünschen, etwas zu sein,
Abgesehen davon habe ich, in mir,
Alle Träume der Welt „.
Das 2. Berlin Circus Festival findet vom 26.08. bis 04.09. auf dem Tempelhofer Feld statt. Die „Kurzstücke“ sind noch eimal diesen Mittwoch zu sehen und dauern jeweils etwa eine halbe Stunde