Das Schicksal von Markus Kriegers Installation ist wohl, dass sie permanent übersehen wird. „Frei Organisierte Felder“ ist das mit Abstand unscheinbarste Kunstwerk bei den 48 Stunden und passt gerade deshalb so gut zum Schwerpunkt „Perspektivwechsel“.
Alle Sehschwachen sollten es gar nicht erst mit ihm versuchen oder gleich eine potente Vergrößerungslupe mitbringen. Ein Schild im Miniformat weist an einer Wand darauf hin, dass sich hier Kunst versteckt. Nur wo? Suchend wandert der Blick über den bröckeligen Putz. Nichts. Nur viele Löcher. Doch irgendwann macht der Suchende dann tatsächlich etwas aus: Vier schwarze Punkte, mehr nicht. Das soll es schon sein? Wie enttäuschend. Nein, erklärt eine 48 Stunden-Mitarbeiterin, die ein vielversprechendes „Hier ist Kunst“-T-Shirt trägt. Sie zeigt auf den Boden und die gegenüberliegenden Wände. Und siehe da. Der Kunstwillige hat nach Anlaufschwierigkeiten einen schwarze-Punkte-Scan-Blick entwickelt und ein neuer Raum öffnet sich. Ein imaginärer. Einer, dessen Abgrenzungen nicht vor den anderen Kunstwerken haltmachen, dessen Ecken sich sogar hinter ihnen verstecken. Das ist schön. Und tatsächlich mal ein Perspektivwechsel im buchstäblichen, also optischen Sinne.
Auch die anderen Kunstwerke in der Halle können sich sehen lassen. Der französische Künstler Mathieu Cortin hat es mit Schuhen. Er fertigt sie selbst an, was den ausgestellten Exemplaren anzusehen ist. An Schnüren hängen sie von der Decke herab, allerdings ohne Boden und Sohlen. Zu sehen ist nur der lederne Hauptteil des Schuhs, der Schaft. Gegenüber dieses Fetzenmobiles steht vor einer Pflanze ein Foto des Künstlers, das ihn in Korsage und enger schwarzer Lederhose bei einer Schuhanprobe zeigt. Ob das Modell wohl passt?
Ausstellung im Spiegel formvollendeter Heliumballons
Die vier silbernen Heliumballons von Katrin Hegemann werfen dagegen weitaus weniger Fragen auf. Stetig steigen sie auf und ab. Sie als formvollendet zu bezeichnen, ist fast schon eine Untertreibung. Das einzige, was den Blick hier bricht, ist die wechselnde Reihenfolge, mit der die Ballons in die Höhe steigen.
Um die Künstlerreihe komplett zu machen, seien an dieser Stelle noch die geschnürten Platten von Mickael Marchand, die Schlagzeuginstallation von Per Olaf Schmidt und das Rollen-Stillleben von Carolin Wachter genannt. Alles in allem fügen sie sich zu einer sehenswerten Ausstellung zusammen, die ihren Zauber vor allem durch die eigenwillige Choreografie der Objekte bekommt.
„Spiel der Objekte“, Kesselhaus in der Kindl Brauerei, Werbellinstraße 53
Sonntag 12 – 19 Uhr (FLU-20)