Müllmann? „Sollen sie machen! Einfach bewerben.“

Straßenreinigerin der BSRSie arbeitet seit sechs Jahren auf den Straßen Neuköllns. Marlies Romeike, 37, über gebrauchte Taschentücher, Frauen bei der BSR, und ihren Arbeitsalltag als Straßenreinigerin.
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Text:

Dienstag, 4. März 2014

Text: Inge Pabel

neukoellner.net: Eine Frage an Sie als Straßenreinigerin: was verbraucht der Neuköllner am meisten, was lässt er am meisten fallen?
Marlies Romeike: Vor allem Papierreste und Taschentücher, die einige Leute achtlos auf die Straße werfen. Am schlimmsten ist es im Sommer, weil dann besonders viele Menschen draußen sind. Wenn weniger Leute unterwegs sind – zum Beispiel in den Schulferien – merken wir das sofort. Dann liegt nämlich weniger Abfall auf der Straße.

Ekeln Sie sich vor dem Müll?
Nein.

Denken Sie, man verhält sich anders auf der Straße, wenn man weiß, wieviel Arbeit es ist, das zu säubern?
Also wenn Feierabend ist, dann denke ich zwar nicht dauernd an den Job. Aber man achtet schon darauf, wie es woanders aussieht. Und natürlich wirft man selbst keinen Müll auf die Straße.

Wie sind Sie Ihrem Beruf gekommen?
Der Freund meiner Mutter arbeitet bei der BSR. Er hat mir den Tipp gegeben, mich dort zu bewerben.

Wieviel verdienen Sie im Monat?
Generell ist es so: Wenn man als Straßenreiniger bei der BSR neu einsteigt, hat man ein monatliches Brutto-Einkommen von rund 1.800 Euro.

Wie sieht für Sie ein typischer Arbeitstag aus?
Erst erhalten wir morgens unseren Tourenplan, der ist jeden Tag ein bisschen unterschiedlich. Dann ist eine Arbeitsbesprechung, die Autos werden vorbereitet und danach geht es ab auf die Straße. Der Fahrer macht die Papierkörbe und wir Straßenreiniger arbeiten unsere Touren ab.

Sind Sie in einer festen Arbeitsgruppe?
Ja, wir sind fünf Handreiniger mit Reinigungskarren, ein Kehrmaschinenfahrer plus ein Kraftfahrer mit einer Art Pritschenwagen.

Für Außenstehende ist die BSR ja eher ein Männerjob. Haben Sie auch viele Kolleginnen?
Die Anzahl der Frauen in der Straßenreinigung steigt von Jahr zu Jahr. Das ist auch so gewollt. Bei den Einstellungsverfahren wird sehr darauf geachtet, dass etwa die Hälfte der Neueinstellungen Frauen sind. Bei der Müllabfuhr sieht das anders aus: Wegen der besonders schweren körperlichen Arbeit können Frauen nicht auf dem Müllwagen arbeiten.

Werden Sie als Frau anders behandelt?
Nein, da werden grundsätzlich keine Unterschiede gemacht, es gibt auch keine andere Art der Hierarchie unter uns Kollegen. Es wird sowieso als ganz normal empfunden, auch Außenstehende wundern sich nur selten über meine Berufswahl.

Was raten Sie dreijährigen Jungen, die davon träumen, später einmal Müllmann zu werden?
Sollen sie machen! Einfach bewerben, wenn sie erwachsen sind.

Wie würden Sie sagen unterscheidet sich der Müll in Neukölln vom Müll im restlichen Berlin? Gibt es da irgendwelche Unterschiede?
Ich kann das nicht wirklich beurteilen, denn ich habe noch nie woanders gearbeitet. Allerdings gibt es in Neukölln besonders viele illegale Sperrmüllablagerungen. Wir fahren hier Extra-Touren, aber weil immer wieder neuer Sperrmüll abgeladen wird, kommt man manchmal nur schwer hinterher.

Wie oft werden die Mülleimer auf den Straßen geleert?
Auf den Hauptstraßen: jeden Tag. Manchmal mehrmals täglich, z.B. in touristisch stark frequentierten Gebieten. Einmal die Woche ist auch in Nebenstraßen das Minimum.

Wohnen Sie auch selber in Neukölln?
Nein, aber ich habe trotzdem Kontakt zu den Leuten die hier wohnen, mit einigen Hausmeistern unterhalte ich mich manchmal und auch auf der Straße erkennen mich viele und wünschen mir einen schönen Tag.

Möchten Sie unseren Lesern noch irgendetwas mitteilen?
Ja, gerne. Wir haben in Berlin 21.500 Straßen-Papierkörbe – da muss wirklich niemand lange laufen, um seinen Müll loszuwerden. Es wäre schön, wenn all die gebrauchten Taschentücher, die Zigarettenkippen und der Hundekot auch darin landen würden – und nicht auf der Straße!

Die Autorin Inge Pabel ist Schülerin eines Kreuzberger Gymnasiums und konnte während ihres Praktikums bei neukoellner.net den Unterschied zwischen Schulalltag und dem Leben eines freien Journalisten erfahren.

Kommentare:

  • m sagt:

    Gibt es bei euch auch Interviews mit einem StraßenreinigER? Oder sind die — weil männlich — so nebensächlich, dass sie nicht zählen? Wegwerfgeschlecht, anyone?

    Ist die Vagina der Guten (Respekt, trotzdem) so ein heißes Ding, dass man da erst sucht bis man eine gefunden hat? GUCK MAL, EIN FRAU!!! EIN FRAU!1!!

    Weil, gebt es zu: über MüllMÄNNER zu berichten: igitt! Wer macht denn sowas? Patriarchatsgesocks, ekliges!!!

  • Max Büch sagt:

    Lieber ER,

    unsere Autorin hatte das Interview mit einer Frau geführt, weil uns die BSR freundlicherweise diese Interviewpartnerin vermitteln konnte. Ich verstehe ihr Problem nicht, um ehrlich zu sein. Das war einfach reiner Zufall, wenn gleich das natürlich auch interessant ist, den Arbeitsalltag aus der Perspektive einer Müllfrau zu erfahren. Ein Interview mit einem Mann wäre jedoch bestimmt nicht weniger interessant gewesen.

    Mir als Mann scheint es jedoch, dass Ihr Vaginalproblem ein perönliches ist. Vielleicht sollten sie dort ansetzen.

    Mit den besten Grüßen,
    Max Büch

  • Ricardo sagt:

    ich bin Ricardo Spindler ich bin 19 Jahre alt und möchte gerne als Müllmann
    Arbeiten