Text und Fotos von Anna Blattner
Sonnenallee Nord-West
Im Nord-Westen endet die Sonnenallee direkt am Hermannplatz. Es herrscht ohrenbetäubender Lärm. Autos und Busse rauschen vorbei. Um sich verständlich zu machen, muss man gegen die Motoren anschreien. An der Ecke wird die Apotheke renoviert, Bauarbeiter machen sich mit schwerem Gerät an den Wänden zu schaffen.Wenn die Motorengeräusche und die Maschinen zufällig für einen Moment gleichzeitig aussetzen, kann man von der anderen Seite des Platzes ein paar Geigentöne hören. Vor Karstadt spielt eine Frau einfache Melodien und versucht damit ein bisschen Geld zu verdienen. Im namenlosen Café im Haus Nummer 1 sind Kaffee und süße Teilchen günstig zu haben.
Es ist ein schwüler Tag, die Fenster zur Straße sind beiseite geschoben. Um gegen den Verkehrslärm anzukommen, müssen sich die Gäste laut unterhalten. Das Ende des Monats ist nah, die Gespräche drehen sich um’s Geld und Verwandtenbesuch über den Sommer. In kurzen Abständen werden Menschen aus dem U-Bahn-Ausgang gespuckt. Einige rennen zur Haltestelle der Buslinie M41. Es geht sehr zielstrebig zu auf der Sonnenallee. Nur ein paar ältere Leute mit Gehhilfe und die Gäste der Cafés verlangsamen den Rhythmus der Straße. Nach einer Weile ist die Geigenspielerin verschwunden.
Sonnenallee Süd-Ost
Auch hier endet die Sonnenallee auf einer großen Kreuzung. Die Autos dominieren. Fußgänger kommen nur vereinzelt vorbei. Im Gegensatz zum nord-westlichen Ende gibt es hier kaum Gebäude, die direkt an die Straße angrenzen. Es ist erstaunlich grün. Die Wohnsiedlungen an diesem Ende der Sonnenallee werden von Büschen und Bäumen fast verdeckt. Man hat das Gefühl schon fast an der Stadtgrenze angekommen zu sein. An der einen Ecke zur Baumschulenstraße verfällt das Dach einer alten verlassenen Tankstelle, gegenüber wirbt Matratzen Concord großflächig mit Sonderangeboten. Cafés gibt es hier keine. Nur eine Bank vor einem „Sperrmüll abladen verboten“ Schild lädt zum Verweilen ein.
Der M41 ist auch wieder da. Hier ist Endstation, die Fahrer machen Pause und nutzen den Moment um kurz mit Kollegen ins Gespräch zu kommen bevor sie ihren Bus wenden und wieder zurück Richtung Hermannplatz fahren.Der Betreiber des Kiosks Zum Sonnenstübchen wartet auf Gäste. Es ist wohl zu heiß für die Rentner aus der Nachbarschaft, die den kleinen dazugehörigen Biergarten als ihren Treffpunkt auserkoren haben.Nicht weit davon sitzt ein Mann mit einer ausgebreiteten Berlinkarte verloren vor seinem Fahrrad. Der Kartenausschnitt ist zu klein.Das süd-östliche Ende der Sonnenallee ist darauf schon nicht mehr zu finden.