Es war das Spiel Erster gegen Dritter – ginge man nach der ewigen Tabelle der Berlin-Liga. Dort belegt der TSV Rudow nach sechzehn Jahren Zugehörigkeit mittlerweile den Spitzenplatz. Doch das Niveau der Partie vom Sonntag erinnerte beileibe an kein Spitzenspiel. Der TSV Rudow hängt nach dem 0:1-Heimniederlage weiter im Tabellenkeller der Berlin-Liga fest, während die Gäste aus Hermsdorf durch den Sieg einen Befreiungsschlag landen konnten – nach zuletzt drei Niederlagen in Folge.
In einem sehr kämpferischen und phasenweise zerfahrenen Spiel ging der Sieg der Gäste auch deshalb in Ordnung, weil sie in der ersten Hälfte den TSV klar dominierten. Die Hermsdorfer Duncan und Al-Moussa harmonierten prächtig im offensiven Mittelfeld und brachten so die verunsicherte Rudower Defensive in große Bedrängnis. „In der ersten Hälfte war das aller erste Güte“, sagte ein zufriedener Uwe Grossmann, der seinen im Urlaub weilenden Chefcoach Sascha Krakowski auf der Hermsdorfer Trainerbank vertrat.
Zur Pause noch gut bedient
Ryberg per Elfmeter (35.), Moerer per Freistoß (41.) und Hennings allein vor Keeper Ottho (44.) hätten die Pausenführung des VfB noch höher gestalten können. Von Rudow kam bis auf einen Jacobs-Kopfball (17.) kaum etwas. Der Weckruf für die Truppe von Thorsten Beck erfolgte erst in der 49. Minute. Mittelfeldmann Holtz ging überhart in einen Zweikampf mit Ryberg und sah dafür die berechtigte Rote Karte. Und auf einmal fing der TSV an in Unterzahl zu kämpfen. Hermsdorf nun viel zu passiv, zog sich weit zurück und lauerte auf Konter, die aber zu kopflos vorgetragen wurden. Al-Moussa (68., 87.) und Ryberg (90.+2) vergaben leichtfertig die Vorentscheidung.
Allerdings hatte ein spielerisch limitierter TSV an diesem Tag nur die Brechstange parat. Hohe Bälle auf die Spitzen Frazer und Jacobs blieben die einzige Idee, und verpufften auch deshalb, weil VfB-Verteidiger Neuhaus die meisten Luftkämpfe gewann. Nur einmal musste Hermsdorfs Keeper Schumann eingreifen, als Frazer nach einer Ecke zum Kopfball kam (88.). Fazit: Zwei Torchancen in einem Heimspiel sind ziemlich dürftig. Und vielleicht lag der schwache Auftritt des TSV Rudow auch an der Spielstätte. Denn abermals musste man im Stadion Britz-Süd antreten, weil die eigene Anlage an der Stubenrauchstraße nach der Verlegung eines neuen Kunstrasens noch nicht wieder freigegeben ist.
Personalsorgen bereiten Kopfschmerzen
Rudows Trainer Thorsten Beck lässt diese Ausrede nicht gelten. „Ich hatte vor dem Spiel zu meiner Mannschaft gesagt, wir befinden uns im Abstiegskampf“. Aber offenbar hatten es nicht alle seine Schützlinge verstanden. Denn was Beck in Hälfte eins von seinem Team sah, bezeichnete er später als nicht gerade effektive „Schönspielerei“. Erst nach der Pause wurde der Kampf angenommen, aber es reichte nicht mehr zum Punktgewinn.
Besonders die zahlreichen, langfristigen Ausfälle in der Defensive bereiten dem TSV Rudow derzeit Kopfschmerzen. Wichtige Spieler wie Verteidiger Cuhls, oder die Neuzugänge Leitgeb und Buchsteiner fehlen dem Team. Beck: „Die Mannschaft muss jetzt Tugenden wie Wille und Kampfkraft an den Tag legen.“ Die nächste Chance hat der TSV am Mittwoch um 19:30 Uhr beim Köpenicker SC.
Statistik
TSV Rudow – VfB Hermsdorf 0:1 (0:1)
RUDOW: Ottho – Schulze, Gehrmann, Fehratovic, Godau (67. Ampaabeng) – Holtz, Wittmann, Elezi, Höfler – Frazer, Jacobs (78. Nunhofer).
VFB: Schumann – Bornfleth, Schütz, Neuhaus, Hennings – Moerer, Springer – Ryberg, Al-Moussa (90.+1 Breitschafter), Duncan (80. Blankenburg) – Habedank (73. Reimer).
SR: Schäfer (VSG Altglienicke) – Zuschauer: 60.
TOR: 0:1 (42.) Duncan, Flachschuss frei vor Ottho, nachdem die Abseitsfalle des TSV nicht zuschnappt.
GELBE KARTEN: Gehrmann, Elezi, Jacobs, Wittmann – Moerer.
ROTE KARTE: 49. Holtz, nach grobem Foulspiel an Ryberg.
BESTE SPIELER: Höfler – Neuhaus, Al-Moussa, Duncan.
BESONDERES: 35. Ryberg schießt Foulelfmeter (Gehrmann an Habedank) am Tor vorbei.