„Momentmal: Kreuzberg???!!!“, wird sich der und die ein oder andere wohl denken und natürlich auch nicht ganz zu unrecht, schließlich haben wir es hier mit Neukölln zu tun. Und daran halten uns auch strikt. Und kleine Ausnahme machen wir nur unter tiefsten Gewissensbissen (und höchst selten!! – ich kann mich nur an eine erinnern) und nur, wenn es sich um unterstützenswerte Projekte handelt. Dieses ist eines davon und eigentlich ist es noch nicht einmal eine Ausnahme, denn ein Neukölln-Bezug ist selbstverständlich gegeben.
Der Name sticht etwas ins neuköllnfixierte Auge, KreuzbergKalender, aber abgesehen davon, dass die 100 Exemplare in Kreuzberg in liebe- und mühevoller Handarbeit von Anna Ißelburg und Lia Pack zusammengestellt und gebastelt werden, die Erlöse ausschließlich dem Kältebus, einem Hilfsprojekt der Berliner Stadtmission, zugute kommen und der Kalender nicht beworben werden muss, weil er längst ausverkauft ist – von diesen ganzen Abgesehen-Gründen -, finden parallel zum Kalender die damit verbundenen Veranstaltungen in Neukölln oder direkt angrenzender Umgebung statt:
Jetzt wollt ihr aber sicher noch wissen, wie ihr das besagte und begehrte, letzte Exemplar gewinnen könnt: Um bei aller Liebe zu Kreuzberg (und seinem Kalender) nicht die wirklich wichtigen Dinge des Lebens (Neukölln) aus den Augen zu verlieren, würden wir von euch gerne wissen, warum Neukölln letztendlich ein doch der bessere Bezirk Berlins ist und bleibt – soviel Lokalstpatriotismus muss sein. Möge die beste Antwort gewinnen!
Kommentare:
neukölln ist mehr vielfalt, weniger alteingesessenes, mehr kopfsteinpflaster, weniger tiefgaragen, mehr am zahn der zeit, weniger gespalten, mehr döner, weniger currywurst, mehr bauernhof, weniger flach, mehr ruheoasen, weniger hochbahn, mehr im wandel, weniger chic, mehr nach meinem geschmack, weniger teuer, mehr zuhause.
Watching the sun going down on Sonnenallee, listening to imaginary airplanes on Flughafenstraße, wondering how to pronounce Boddin („Boddinn“, „Bohdin“ or „Bodding“?), falling in love with Hermannstraße Ubahn station and planting tomatoes on Tempelhofer Feld. For Kreuzberg, I think of – „Kotzen am Kotti“ 😉
Weil Neukölln überhaupt nicht überall ist, sondern nur hier.
Und sich das Feld nur wie ein Meer anfühlt, wenn man es von der Oderstraße aus betritt.
Weil hier, wenn ich morgens um 7 von der Nachtschicht komme und noch ein Bier am Späti checke, die Frau in der grünen Latzhose „’n Kaffä, ’n Wodka und ’ne Selters“ bestellt und in den Vesperrucksack packt.
Nur am Karl-Marx-Platz ein Ritter dir die Wurst verkauft.
Die Sonnenallee aussieht wie Ramallah.
„Papa, wenn ich groß bin, dann möchte ich an einem bunten Ort leben.“
„An einem bunten Ort?“
„Ja, wo alle Menschen ganz verschieden gekleidet sind. Wo ich mittendrin aber auch mittendraußen bin. Wo ich Leckeres aus der ganzen Welt essen kann. Wo ich einfach aus dem Fenster gucke und Menschen beobachten kann. Wo viele Spielplätze sind und natürlich viele Kinder, die unterschiedliche Sprachen sprechen und doch die gleiche. Dann merke ich mir, was die sagen, wenn sie Mama oder Papa rufen. Wenn ich dann mal in einem anderen Land verloren gehe, kann ich der Polizei deine Handynummer geben und Papa in deren Sprache sagen. Wo ich, wenn ich Erwachsen bin, abends in witzige Bars gehen kann. Wo ich meinen Namen an die Hauswand malen darf. Wo mitten in der Stadt ein großer Park ist und ich Schlitten fahren kann. Wo ganz viele alte, junge, lustige, traurige, reiche, arme Menschen leben. Wo ich spontan sein kann. Wo es ein großes Einkaufszentrum gibt und eine Schlittschuhbahn mit Ring. Wo man mit dem Bus und mit der Sbahn schnell überall hinfahren kann. Wo das leben echt ist, also, wo man sieht, dass es manchen Menschen echt gut geht und manchen eben nicht. Dann kann man sich gegenseitig helfen. Wenn’s mir schlecht geht, dann hilft mir jemand, so dass es mir wieder gut geht. Und weil es mir dann wieder gut geht, kann ich anderen helfen. Das ist wie Tischtennisspielen. Manchmal ist man der Ball und manchmal die Kelle. Und manchmal beides. Irgendwo, wo man ganz viel Musik hören kann. Wo es kleine und hohe Häuser gibt und ich mir an jeder Ecke eine Süßigkeitentüte kaufen kann. Irgendwo, wo es ganz laut aber auch ganz ruhig sein kann. Irgendwo, wo man sein kann, wie man ist. Irgendwo, wo es immer wieder Orte gibt, die ich noch kennen lernen kann. Irgendwo, wo viele Bäume sind. Und auch eine Autobahn. Irgendwo, wo es auch Bauernhöfe gibt mit vielen Tieren, damit wir da unsere Milch kaufen können. Irgendwo, wo man auch reiten kann. Irgendwo, wo es einen Kanal gibt, wo ganz viele Schwäne sind. Ach ja und Fahrradfahren soll man dort dann auch können. Und einen Markt soll es dort geben, wo man Obst, Gemüse und so Krimskrams kaufen kann. Und manchmal sollen dort dann Menschen singen und spielen. Ohne Geld. Einfach so, weil’s ihnen Spaß macht und sie das Leben genießen. Und weil die so glücklich sind, machen sie andere Menschen dann auch glücklich. Glücklichsein ist nämlich ansteckend. Oh ja und manche Straßen sollen nach Blumen benannt werden. Das Viertel heißt dann Blumenviertel. Und wenn manche heiraten, dann hupen sie ganz laut, so dass ich schnell zum Fenster rennen kann und dem neuen Ehepaar zuwinken kann. Und ganz viele Hunde soll es geben. Hunde machen glücklich und halten fit, weil man dann ja ganz viel Gassi gehen muss. Oh und die Häuser sollen einen Schornstein haben, damit der Weihnachtsmann jedem etwas bringen kann. Am besten wäre es, wenn man einfach auf den Dächern ganz weit oben laufen kann. Ja, das wäre schön. Dann kann man einen Sonnenuntergang angucken und Vögel beobachten und ihnen einen guten Flug nach Afrika wünschen. Papa, wenn ich groß bin ziehe ich genau dort hin.“
„Und wo ist das genau?“
„Papa, hast du mir überhaupt zugehört? Neukölln natürlich.“
„Was? Neukölln?“
„Ja! Richtig cool wäre noch, wenn Ritter Neukölln gebaut hätten.“
„Ritter?“
„Das wäre saucool. Als ob die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft sich dann vermischen würden. Dann würde ich es „Neukölln – der Ort der Zeit – es war, es ist, es wird einmal sein“ nennen. Manche Häuser sind dort ja auch uralt. So über 100 Jahre. Da kann ich dann bestimmt spüren, wer vor mir in meiner Wohnung gewohnt hat. Manche Decken sind nämlich extra so hoch gebaut, damit die Geister oben an der Decke noch genug Platz haben. So ist man auch nie alleine.“
„Aha!“
„Oh Papa, guck mal. Man kann einen Adventskalender gewinnen, wenn man schreibt, warum Neukölln der beste Bezirk ist.“
„Na dann, schreib einfach alles auf, was du mir gerade gesagt hast.“
„Das ist ja viel zu viel. Und was heißt Lokalstpatriotismus?“
„Dass du einen Ort oder eine Stadt sehr gerne magst.“
„Aha. Kannst du das für mich schreiben? Ich will spielen gehen!“
„Willst du den Kalender oder ich?“
„Mannoooo. Okay, warum habe ich Neukölln so lieb?“
– Kurze Zeit später –
„Fertig!“
„Was hast du geschrieben?“
„Darum.“
„Wie darum?“
„Na darum!“
„Spatz, die wollen, dass du Argumente bringst. Also genau sagst, warum.“
„Wieso? Wer Neukölln kennt, der weiß doch warum. Der muss ja nur seine Augen aufmachen. Außerdem hat Neukölln so viel zu bieten, dass für jeden etwas anderes das Schönste ist…So Paps, ich gehe mal spielen. Drück mir die Daumen, dass ich gewinne.“
Mir fällt da nur der Zettel in dem Schaufenster des kleinen Ramschladens an der Hasenheide/Hermannplatz ein, dass ich euch auch die ganze Zeit schon schicken wollte.
Originaltext: „ich brauch kein Urlaub. ich hab Neukölln!“
deswegen: vor ein paar tagen habe ich einem von chinesen betriebenen krims-krams-deko-laden nach einem adventskalender gefragt.
verkäuferin: was suchen sie?
ich: adventskalender.
v: was? kalender? hier ist ein kalender für 2013, meinen sie sowas?
i: nein, ein adventskalender, für weihnachten, mit 24 türchen.
v: 24? warum? für 2 jahre oder was? 2 mal 12 monate?
ich habe also keinen adventskalender bekommen, habe mich aber über den „clash of cultures“ gefreut. und genau wegen solcher begegnungen ist neukölln lebens- und liebenswert!
Weil man hier als Schwabe nicht gehasst wird 😀
Weil Neukölln der weihnachtlichste Stadtteil ist.
Besinnlichkeit in den mäßig erleuchteten Seitenstraßen, das Kerzenlicht in den Kneipen, kleine persönliche Trödelläden mit den schönsten Geschenkideen sowie dieses Zusammengehörigkeitsgefühl trotz Diversität, das es so sonst nirgendswo gibt. Nicht zu vergessen der karikative Weihnachtsmarkt in Alt-Rixdorf am zweiten Advent…
In Neukölln gibt es super Anbindungen, das tollste Restaurant und die nettesten Passanten 🙂
1.) Weil Kreuzberg gar kein eigenständiger Bezirk ist. Kreuzberger aufgepasst: Ihr seid Friedrichshain-Kreuzberger. BAM! Neukölln braucht keine Fusion 😉
2.) Weil Neukölln in der Realität lebt. Bio Company auf der einen Seite. Ramsch-Netto auf der anderen. Kein Problem.
3.) Bergmannstr. – die tollste Straße Berlins: Essen, Geschäfte, Bars, alles billig! Neukölln ist auch in der Nacht noch da! Neukölln verspricht keine Illusionen.
4.) Rudow, Buckow, Britz! Weil man Neukölln gar nicht verlassen muss, um Urlaub zu machen!
5.) Weil Neukölln der Puls der Zeit ist.
6.) Weil Neukölln bedeutet: Du, Ich, Wir!
Happy Advent Advent! Neuköllner UND „Kreuzberger“ 😉
weil neukölln zu hause ist.
Neukölln ist leider geil!
Liebe Kommentatorinnen und Kommentatoren, liebe Verlosungsteilnehmerinnen und Verlosungsteilnehmer,
vielen lieben Dank für die vielen und tollen Antworten und Danke auch fürs Mitmachen. Die Entscheidung zu treffen war nicht einfach, die Konkurrenz groß und trotz langem Zögern, haben wir uns für einen Sieger entscheiden müssen: Natalie und ihr Papa. War einfach eine nette und lange Geschichte, rund um die kurze und prägnante Antwort: Darum.
Eng im Rennen waren aber definitiv auch Aensch, der sich unter anderem mit Überlegungen zu Aussprachedetails von Neuköllner Straßennamen das Leben versüßt (“Boddinn” comes closest) und Sophia mit dem wohl besten Adventskalendereinkaufsdialog, den es je gegeben hat und geben wird – oder wie man so schön sagt „ever“:
ich: adventskalender.
v: was? kalender? hier ist ein kalender für 2013, meinen sie sowas?
i: nein, ein adventskalender, für weihnachten, mit 24 türchen.
v: 24? warum? für 2 jahre oder was? 2 mal 12 monate?
Vielen Dank für all die grandiosen Geschichten,
Eure neukoellner