Bibliothek Marke Eigenbau

100 Helfer bauen 100 Hocker in 100 Minuten – das war der ehrgeizige Plan von Anna Vatankhah und Le Van Bo. Die Sonderpädagogin und der Möbeldesigner konnten zusammen mit ehrenamtlichen Helfern die Bibliothek einer Neuköllner Schule einrichten.  (mehr …)

Dienstag, 29. November 2011

Nun, so ganz haben sie ihr Ziel nicht erreicht. Etwa 50 Freiwillige waren gekommen und sägten, bohrten, schraubten und hämmerten an diesem Samstag Nachmittag. Die Baupläne stammen vom Möbeldesigner Le Van Bo, der mit seiner Einrichtungslinie „Hartz IV Möbel“ bekannt geworden ist und die Aktion im Werkraum der Richard-Grundschule angeleitet hat. Lehrer, Schüler, Eltern und einige Neuköllner Nachbarn sind dem Aufruf von Anna Vatankhah und Le Van Bo gefolgt und haben der Schule mit vereinten Kräften eine Bibliothek geschenkt.

Der "Neuköllner Hocker" von Le Van Bo

Der "Neuköllner Hocker" von Le Van Bo

Mit einfachen Mitteln wurden aus Kiefernbrettern schlichte, aber schöne und funktionale Möbel gezimmert, insgesamt fast 60 „Neuköllner Hocker“ (eigentlich „Berliner Hocker“) und ein „Neukölln Desk“, einige „24 Euro Sessel“ und eine Regalwand für Bücher – alles finanziert durch Spenden. Van Bos Entwürfe sind inspiriert von Designklassikern: Der „Neuköllner Hocker“ geht zurück auf den Ulmer Hocker von Max Bill, für den „Neukölln Desk“ stand ein Tisch von Bauhaus-Schüler Franz Ehrlich Pate. Doch man braucht kein Experte sein, um die Hartz IV-Möbel nachzubauen. Die Baupläne stellt Van Bo übrigens kostenlos zur Verfügung.

Nur durch unentgeltliches Engagement war es möglich, in der Richardschule eine Bibliothek einzurichten. Verschiedene kostenlose Nachmittagsangebote gibt es hier, seitdem sich die Sonderpädagogin Anna Vatankhah an der Schule engagiert. Sie füllt mit dem Verein bildog e.V. genau jene Lücken, die das unterfinanzierte Bildungssystem der Stadt hinterlässt. Von der Hausaufgabenhilfe über Tanz und Theater AGs bis hin zum Fischesezieren hat sie für die Jungs und Mädchen ein sinnvolles und vielfältiges Bildungsprogramm zusammengestellt.

Über Spenden sind ebenfalls bereits einige Bücher zusammen gekommen, doch die Kids aus dem Richardkiez freuen sich über noch mehr Lesestoff. Wer also Bücher für Kinder im Grundschulalter ungenutzt bei sich zu Hause herumliegen hat und den kleinen Leseratten eine Freude machen will, wendet sich am besten direkt an den bildog e.V.: info.berlin@bildog.de, Mobil: 01525 – 39 844 80.

© Fotos der Galerie (im Uhrzeigersinn): 1 Emrullah Gümüşsoy, 2 Le Van Bo, 3-8 Regina Lechner, 9+10 Emrullah Gümüşsoy