Ich hab noch einen Koffer in Neukölln

 In einem alten Lederkoffer hat Daniel Ernszt seine Eindrücke von Neukölln gesammelt. Die eine Seite des aufgeklappten Koffers dient dem Stillleben als Miniaturbühne, die andere als Bühnenkulisse. (mehr …)

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Samstag, 15. Juni 2013

Text: Magdalena Kammler

Es sind Szenen aus dem Alltag zum Mitnehmen. Neuköllner Straßenatmosphäre auf Reisen. Jeder scheint in dieser Kofferwelt unterwegs zu sein, um seine tagtäglichen kleinen Reisen zu bewältigen. Doch Ernszt’s Knetfiguren in „Guckst Du?! – Skurriles Neukölln“ sind keine reinen Abbildungungen des visuell Erfassbaren, vielmehr zeigt er die Wesenszüge der Menschen im Plastischen. Zum Beispiel den türkischen Gemüsehändler, der wie eine Krake mit vielen Armen herumfuchtelt, um alle Kunden gleichzeitig bedienen zu können. Selbst wenn nur zwei Personen vor seinem Stand stehen. Vielleicht ist er einfach ein hektischer Typ.

Oder die junge Frau, die einen Jutebeutel mit der Aufschrift „Neukölln“ trägt. Früher waren es die großen Städtenamen, die T-Shirts und Taschen zierten, heute ist besonders der kleine Kiez wichtig für die Identität der Großstadtmenschen.Womöglich, weil die eigene Individualität steigt, wenn die große Welt auf den Stadtteil reduziert wird. Und dann: Am Rande des Kofferbodens sitzt ein kleiner Fisch. Er wirkt skurril, weil er das macht, was Fische selten tun: Er fischt.

LAIKA (KÖ 14), Emser Straße 131: Sa 12-03 Uhr, So 12-19 Uhr