Da sehe ich schwarz\weiß

Ane Dawas: "Ick bin Saftschubse."

Ane Dawas: „Ick bin Saftschubse.“

Im Studio der verzerrten Welt:  Der Verein schwarzekatze\weisserkater lädt zum Verkleiden, Tasten und einem Schnappschuss an der Bar ein.

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Sonntag, 16. Juni 2013

Ane Dawas posiert mit erhobenem Glas hinter der Theke. „Ick bin Saftschubse“ sagt sie und lacht herzlich. Schon 1992 verschlug es die gebürtige Berlinerin von Wedding nach Neukölln. Ihr Freund Uli Versum ist Kameraassistent und auch Ane, die eigentlich Liane heißt, hat schon immer irgendwie kreativ herumgewerkelt. „Wir haben uns Künstlernamen gegeben“ sagt Ane und lässt ihre Augen dabei kurz über den Boden schweifen. Vielleicht eine Vorsichtsmaßnahme, falls das jemand prätentiös finden sollte. Dabei sind Ane und Uli im echten Leben fest verankert. Sie veranstalten Fotografiekurse für Neuköllner Schüler und arbeiten mit der Lebenshilfe gGmbH zusammen. Menschen mit Handicap können so lernen, ihre persönlichen Sichtweisen mit der Kamera festzuhalten und die Fotos auch selbst zu entwickeln.

Auf Knopfdruck

schwarzekatzeweisserkater

Realistische Dinge vor surrealistischen Zusammenhängen

Ursprünglich haben Ane und Uli 2011 das kleine Atelier in der Emser Straße 128 nur für ein Jahr auf Probe angemietet. Kameras aus verschiedenen Epochen hängen im Schaufenster an Strippen herunter. Die Idee kam gut an, ein halbes Jahr später gründete Ane den Verein schwarzekatze\weisserkater. Die analoge Fotografie steht im Mittelpunkt, das Erlernen des Handwerks, welches heutzutage vorrangig mit dem „Knopf-Drücken“ in Verbindung gebracht wird.

Für 48 Stunden Neukölln sitzt der Künstler Horst Kemner hinter einem kleinen Snack-Wagen auf dem Bürgersteig vor dem Atelier, er erinnert an die fliegenden Händler in Asien. Selbst um ein Uhr nachts bevölkert noch eine Gruppe Menschen den Bürgersteig. „Wir hatten hier unglaublich viele Leute,“ sagt Horst und zeigt auf die Installation von Ane. „Wir wollten realistische Dinge vor surrealistischen Zusammenhängen darstellen.“ Mit realistisch meint er wahrscheinlich die Besucher, die sich in dieser verzerrten Welt fotografieren lassen und das Resultat als Postkarte mitnehmen können. Auch Verkleidungen, Installationen, das blinde Erfühlen von Gegenständen und Spiegelspielchen stehen auf dem Plan. „Wer danach noch gerade gucken kann,“ sagt Ane, „der kann sich an der Bar den Schnapsschuss geben – Perspektivwechsel garantiert!“

schwarzekatze\weisserkater (KÖ-013), Emserstraße 128: So 14-19