Die 40 Nadeln des Haarbändigers

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Model und Friseur-Meister Volkan Keser.

Nichts für Hipster-Ladies, aber Neuköllns Damen aus dem Orient lieben sie: aufwendige Hochsteckfrisuren für besondere Anlässe. Wir zeigen, wie so ein Haarkunstwerk entsteht. (mehr …)

Mittwoch, 13. August 2014

Fotos: Anna Blattner

„Jetzt ein Fehler und alles ist vorbei“ – Volkan zupft die Klammern aus dem Haar von Modell Defne und schiebt rasch Nadeln nach – seine Kreation einer Hochsteckfrisur steht kurz vor der Vollendung. Für einen Moment hält das Kunstwerk auf Defnes Kopf nur durch die Klebkraft des Haarsprays. Von diesem hat der Friseur zuvor endlose Ladungen auf das Haar befördert. Der „Beton-Effekt“ ist laut dem Fachmann essenziell für das Gelingen einer Hochsteckfrisur – zu wenig ist hier Pfusch am Kunden.

Für Hochfeste und besondere Anlässe

Kundschaft heißt in Sachen Hochsteckfrisur vor allem Frauen mit türkischen Wurzeln, Frauen aus Südeuropa und Indien. Die Nachfrage deutscher Frauen nach dieser Frisuren-Spezialität ist im MS-Coiffeur in der Hermannstraße eher gering. Dessen Leiter Volkan Keser kommt im Schnitt auf zehn bis zwanzig Hochsteckfrisuren im Monat. Nachgefragt werden sie nicht für den Alltag, sondern vor allem für Hochzeiten, Taufen und andere Hochfeste.

Drahtgeflächte mit Strasssteinchen

Der Trend bei Hochsteckfrisuren: Immer natürlicher oder man kann sagen, immer westlicher. Die Formen sollen locker aussehen, es heißt mehr Flechten statt Kleben. Und dezente Aschtöne dominieren, statt üppiger Farben. Friseur Volkan, der sich gerne „Haarbändiger“ nennt, findet den Trend zum europäischen Minimalismus ein bisschen schade. Schließlich kann der 28-Jährige sein Handwerk, bei den technisch anspruchsvollen Hochsteckfrisuren, voll ausleben. Seine sichere Bank sind die Frauen aus Indien, die die üppigsten Varianten nachfragen. Dann kommen auch Drahtgeflechte mit Strasssteinchen und Ähnliches zum Einsatz.

Bei Volkan gibt’s „Neuköllnpreis“

Für die im Folgenden gezeigte Variante müsste eine Kundin circa 45 Euro berappen – „Neuköllnpreis“ wie Volkan meint. In besser betuchten Stadtvierteln Berlins kann ein Friseur bis zu 65 Euro verlangen. Die wichtigsten Werkzeuge sind Haarspray und endlos viele Nadeln – bis zu 40 verwendet der Haarbändiger pro Frisur. Und die Kundin braucht Geduld: Fast eineinhalb Stunden braucht es, bis eine Hochsteckfrisur sitzt.

 

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