Teuflische Serie

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Die Fans der Tasmania haben momentan gut lachen im heimischen Werner Seelenbinder Sportpark.

Nach einer beeindruckenden Rückrunde spielt der SV Tasmania am Mittwoch das Berliner Pokal-Halbfinale gegen Regionalligist Berliner AK. Obendrein könnte es in die Oberliga gehen.

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Dienstag, 6. Mai 2014

Im Fußball liegen Freud und Leid häufig beisammen. Am Sonntag saß nach Spielschluss die Enttäuschung tief bei Abu Njie: „Wir haben heute nicht das abgerufen, was wir können“, sagte der Trainer des SV Tasmania Berlin bezüglich der Partie gegen den Lokalrivalen TSV Rudow. Njies Team hätte mit einem Sieg bis auf einen Punkt an die Spitze der Berlin-Liga heranrücken können, doch der TSV Rudow hatte im Neuköllner Derby etwas dagegen und erkämpfte sich dank einer geschlossenen Mannschaftsleistung ein verdientes 0:0. Trotz der kurzfristig schlechten Laune ihres Trainers hält die unglaubliche Serie der Tasmanen an.

Denn die letzte Niederlage in einem Pflichtspiel passierte „Tas“, wie der Klub von seinen Fans genannt wird, am 3. November 2013. Damals verlor man beim Köpenicker SC mit 1:2. Seitdem blieb die Mannschaft in der Berlin-Liga 15 Spiele in Folge ungeschlagen, beachtliche 13 Siege und zwei Remis stehen zu Buche. Höhepunkt war zweifelsohne der 6:1-Erfolg beim Spitzenreiter FC Hertha 03 vor knapp zwei Wochen. Momentan beträgt der Rückstand auf die Zehlendorfer gerade mal drei Punkte, weshalb der Aufstieg in die Oberliga, der fünfthöchsten deutschen Spielklasse, durchaus im Bereich des Möglichen liegt.

Tasmania steht im Halbfinale

Die zweite positive Nachricht aus dem Werner-Seelenbinder-Sportpark: Tasmania steht am morgigen Mittwoch im Berliner Pokal-Halbfinale gegen Regionalligist Berliner AK. Gelingt die Überraschung, dann wäre der Klub erstmals seit 1971 wieder in einem Berliner Landespokalfinale und damit nur noch einen Sieg von der Hauptrunde des DFB-Pokals entfernt. Wieder einmal hat sich der Traditionsverein SV Tasmania aus dem sportlichen und finanziellen Schlamassel vergangener Zeiten herausgearbeitet. Denn in den letzten Jahrzehnten hat der Verein, ursprünglich benannt nach dem Tasmanischen Teufel durch ein paar reiselustige Neuköllner, so einige Berg- und Talfahrten hinter sich gebracht.

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Hier steigt am Mittwoch das Pokal-Halbfinale gegen den BAK: der Werner-Seelenbinder-Sportpark an der Oderstraße.

Unvergessen ist die Pleite-Saison 1965/66. Damals ging Tasmania 1900 Berlin als schlechtester Bundesligist aller Zeiten in die Geschichtsbücher ein. Die Tasmania bricht in ihrer einzigen Saison alle Negativrekorde: ohne Auswärtssieg, den wenigsten Toren, den meisten Gegentoren, den meisten Niederlagen, der längsten Serie ohne Sieg und so weiter. Die erste Talfahrt begann. Ein Schuldenberg wurde angehäuft, der 1973 für den achtmaligen Berliner Meister in der Insolvenz mündete, und die Neugründung als SV Tasmania 73 Neukölln zur Folge hatte. Gleichzeitig musste man in der untertesten Spielklasse, der damaligen C-Klasse, den Neuanfang starten.

2009 der abermalige Tiefpunkt

Danach ging es schnell wieder bergauf für die Tasmanen. 1981 stand man erstmals wieder in der Oberliga. Nach einigem Auf und Ab und einer weiteren Umbenennung in SV Tasmania Gropiusstadt, weil die Wohnungsbaugesellschaft Gropiusstadt einiges Geld in den Verein schoss, fand man sich nach dem Verlust des Sponsors und einem abermaligen sportlichen Niedergang plötzlich in der Saison 2009/2010 in der unterklassigen Bezirksliga wieder. „Damals habe ich dem Verein ein Versprechen gegeben, dass wir wieder hoch kommen“, so der heutige Trainer Abu Nije. In diesem Jahr könnte er es einlösen.

Denn nach zwei Aufstiegen in Folge und einer soliden letzten Spielzeit, in der der Abstieg verhindert werden konnte, herrscht Aufbruchsstimmung an der Oderstraße. Grund zur Zuversicht geben zunächst die Vereinsstrukturen. „Der Verein ist finanziell gesund und hat wieder eine Perspektive“, sagt Njie. Zudem gibt es seit langem einen Förderkreis für die 1. Mannschaft, der zum Teil noch aus alten „Tasmania-Haudegen“ besteht und vom Vorsitzenden Peter Junker mit seinen Vorstandskollegen Werner Krüger und „Wolla“ Klötzke zusammengehalten wird. Hinzu kommt die gute Jugendarbeit des Klubs. Die männlichen B-Junioren spielen in der Regionalliga, die A-Jugend steht in der Verbandsliga auf einem guten 4. Platz. Jedes Jahr streben junge Talente in die Seniorenmannschaften.

Namhafte Verstärkungen

Der Kader der 1. Mannschaft konnte in der Rückrunde namhaft verstärkt werden. Wohl der Hauptgrund, weshalb die Tasmanen eine derart gute Rückrunde hinlegten. Die beiden Stürmer Safa Sentürk und Salvatore Rogoli besitzen Oberliga- bzw. Regionalligaerfahrung und ergänzen sich auf dem Platz prächtig mit jungen Talenten, wie den technisch beschlagenen Mittelfeldspielern Emre Demir und Ali Ahmad. Weitere erfahrene Spieler sind die Abwehrspieler Ronny Ermel, Kapitän Zvonimir Penava, Torhüter Robert Schelenz und Angreifer Waled Enani, die die Tasmania zu einem ernsthaften Anwärter auf das Berliner Pokalfinale machen. „Die Mannschaft hat einen tollen Charakter, am Mittwoch werden wir ganz anders spielen“, versprach Trainer Abu Njie nach dem torlosen Remis gegen den TSV Rudow.

Gegner Berliner AK schwächelt derweil etwas und verlor am Wochenende gegen den Tabellenletzten der Regionalliga, Optik Rathenow, zuhause mit 0:4. Anstoß des Halbfinals ist am morgigen Mittwoch, 7. Mai, um 18:30 Uhr im Werner-Seelenbinder-Sportpark in der Oderstraße 182. Es könnte ein historischer Neuköllner Fußballabend werden.

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