Greenpark statt Blub-Ruine

Blub1TBerlin blubst vor Vergnügen – das war einmal. Das einst so beliebte Berliner Luft- und Badeparadies (kurz: Blub) im Ortsteil Britz musste 2005 wegen zahlreicher Hygienemängel und Problemen mit Jugendgangs schließen – wir berichteten. Nun sollen auf dem dreieinhalb Hektar großen Areal des ehemaligen Spaßbades 450 Wohnungen entstehen. (mehr …)

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Montag, 1. Juni 2015

Text und Fotos: Katja Koslowski

Investor ist die Münchner Höcherl Group, die derzeit auf den Abschluss des Bauplanverfahrens wartet. Sollte der Bebauungsplan genehmigt werden, könnte schon in wenigen Monaten mit der Abriss der Blub-Ruine begonnen werden, um auf dem Areal das Projekt „Greenpark“ zu verwirklichen: Wohnen im Grünen, in einem „lebendigen und identitätsstiftenden Wohnquartier“, heißt es in der Beschreibung des Investors. Die Fertigstellung wäre dann in fünf Jahren zu erwarten.

Stadtvillen am Wasser

Der Plan sieht die Bebauung mit 4- bis 5-stöckigen Wohngebäuden vor, in Richtung des Teltowkanals im Norden sollen Stadtvillen entstehen. Auf dem Gelände befindet sich der „Teich Britz“, der als Naturdenkmal gilt. Aus der bestehenden Grünfläche entlang des Kanals und dem Bereich um den Teich soll eine öffentliche Grünanlage werden. Auch innerhalb des Wohnquartiers sind grüne Innenbereiche geplant. Für Autos sieht das Konzept eine Tiefgarage mit 330 Stellplätzen vor, um die Zufahrt von Verkehr zu befreien und innerhalb des Wohnquartiers eine Spielstraße zu ermöglichen. Das sich direkt auf der Buschkrugallee befindliche Hotel hat Bestandsschutz. Die Zufahrt auf das Gelände soll weiterhin von der Buschkrugallee erfolgen. Beim Projekt „Greenpark“ liege das Hauptaugenmerk zwar auf der Entwicklung eines Wohnquartiers, darüber hinaus seien aber kleinere Gewerbe wie Schank- und Speisewirtschaften nicht ausgeschlossen. In jedem Falle muss sich der potentielle Bauherr verpflichten, eine Kindertagesstätte auf dem Gelände einzurichten, da Familien eine wesentliche Zielgruppe sind.

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Visualisierung: CollignonArchitektur

Die Natur schlägt zurück

Dort, wo früher Badegäste plantschten und Kinder tobten, hat nun eine vielseitige Flora und Fauna ihren Weg gefunden. Diese Tatsache ist für den geplanten Abriss nicht ganz unerheblich. Auf dem Gelände sind 37 verschiedene Vogelarten und mehrere Fledermausarten gesichtet worden. Acht der festgestellten Vogelarten sind in der Vorwarnliste der Roten Liste aufgeführt. Vor dem Beginn der Abrissarbeiten muss der Bauherr daher Rücksprache mit der Naturschutzbehörde halten.

Mit Abriss und Neubebauung wäre ein dauerhafter Verlust von Lebensraum für Tiere und Pflanzen in einem Umfang von nahezu zwei Fußballfeldern verbunden. Ein solcher Wegfall ist schwer zu kompensieren, Ausweichmöglichkeiten wie zum Beispiel Nisthilfen für Vögel müssten angebracht werden. In dem Gebiet sind in der Vergangenheit archäologische Funde verzeichnet worden. Da von weiteren Funden ausgegangen wird, sind alle Bodeneingriffe im Vorfeld mit der archäologischen Bodendenkmalpflege abzustimmen.

Kein mietpreisgebundener Wohnraum

Die Nachfrage nach Wohnungen in Neukölln ist in den letzten Jahren rasant gestiegen. In diesem Kontext kann der Bau von 450 neuen Wohnungen, die das „Greenpark“-Projekt verspricht, begrüßt werden. Doch: Ruft eine solche Aufwertung der Gegend rund um die Buschkrugallee nicht auch Probleme auf den Plan? Um die Auswirkungen des geplanten Bauvorhabens zu prüfen, wurde eine Untersuchung durch ein Analyseunternehmen der Immobilienbranche im Auftrag des Investors durchgeführt. Diese hat ergeben, dass mit der Bebauung des Blub-Areals „keine Verdrängungsprozesse sozial schwächerer Mieter zu erwarten sind“. Der Bedarf an mietpreis- und belegungsgebundenem Wohnraum sei geprüft worden und eine Erforderlichkeit zur Festschreibung mietpreisgebundenem Wohnraums bestehe nicht.

Der Vorsitzende des Neuköllner Stadtentwicklungsausschusses, Jochen Biedermann (Grüne), empfindet diese Begründung als „haarsträubend“. Die Tatsache, dass der Bezirk Neukölln im Begriff sei, „freiwillig und völlig ohne Not“ auf eine Festschreibung von sozialem Wohnraum in dieser Lage zu verzichten, hält er für „eine Farce“. Zudem sei aus seiner Sicht eine Einschätzung möglicher Verdrängungsprozesse nur schwer möglich, da es sich bei dem geplanten Bebauungsprojekt um einen Neubau auf bisherigem Nicht-Wohnungsbaugebiet handele.

Eine Entscheidung, ob hier Eigentums- oder Mietwohnungen entstehen sollen, sei noch nicht getroffen, so Gunda Müller von der Höcherl Group. Vor dem Abschluss des Bauplanverfahrens wolle man sich dazu nicht mit detaillierteren Informationen äußern.

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