Rauswurf einer Unliebsamen

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Immer wieder freitags: Mal wieder samstags: Geschichten vom Neukoellner Tellerrand und darüber hinaus. An dieser Stelle präsentieren wir die Themen der Woche – was wir noch sagen wollten, was die Anderen so machen und unsere Empfehlungen fürs Wochenende.

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Samstag, 23. Juli 2016

Kopftuch-Juristin droht Rauswurf aus ihrer Partei: Die Junge Union Neukölln will Betül Ulusoy loswerden. Die angehende Juristin hat bereits vor gut einem Jahr auf sich aufmerksam gemacht, als sie ihr Refendariat im Rathaus aufnehmen wollte, und ihr das Tragen ihres Kopftuchs zunächst untersagt wurde. Der Streit ums Kopftuch (wir berichteten) reichte im Juni 2015 sogar bis in die Bezirksverordnetenversammlung. Als Ulusoy ihr Referendariat im Bezirksamt doch nicht antrat, warfen ihr der stellvertretende Bezirksbürgermeister Falko Liecke (CDU) sowie der Neuköllner Bundestagsabgeordnete Fritz Felgentreu (SPD) vor, eine politische Kampagne für das Kopftuch inszeniert zu haben.

Jetzt hat Ulusoy Ärger mit der Jungen Union Neuköllns, bei der sie Mitglied ist. Auslöser war ein Tweet, den die Deutsch-Türkin einen Tag nach dem Putschversuch in der Türkei verfasste: „Bevor der ’Putsch’ anfing, war er schon am Ende. In allem steckt etwas Gutes, zumindest kann man etwas Schmutz reinigen. Jeder hat bekommen, was er verdient hat. So einfach lassen wir das nicht mehr zu. Mit der Erlaubnis Gottes.“ Nach einem weiteren Post auf Facebook, in dem Ulusoy ihren Tweet damit rechtfertigte, dass ihre eigene Familie einst vor einem Militärputsch aus der Türkei floh, meldete sich Fritz Felgentreu abermals zu Wort und bezeichnete Ulusoy als „hartgesottene AKP-Aktivistin“. Diese anwortete auf Twitter:

Am 19. Juli verschickte schließlich die Junge Union Neukölln eine Pressemitteilung, in der sie von einem Ausschlussverfahren gegen Betül Ulusoy informierte. Grund für den Antrag seien „menschenverachtende Äußerungen in der Öffentlichkeit sowie die anhaltende Unterstützung für den politischen Islam durch das Mitglied“. Nach dem Kopftuchstreit scheint Ulusoy in das nächste politische Wespennest getreten zu sein. Bleibt abzuwarten, wie viele Akte diese Schlammschlacht diesmal für das Neuköllner Publikum bereit hält.

Keine Werbung mit Heinz: Ex-Bürgermeister Heinz Buschkowsky, gleichzeitig Buchautor mit dem Lieblingsthema „gescheiterte Integration“, verbietet der SPD im Wahlkampf mit seinem Namen zu werben. Damit stellt er sich gegen seine einstige Ziehtochter Franziska Giffey. Auslöser sei wohl deren Besuch in der Dar-as-Salam-Moschee in der Flughafenstraße gewesen, mutmaßt der Tagesspiegel. Darin sieht Buschkowsky eine politische Kehrtwende der SPD, mit der er nichts zu tun haben wolle. Bürgermeisterin Giffey will das nicht so stehen lassen und hat ein Treffen mit Buschkowsky angekündigt. Ende offen. Vielleicht wird ja ein Buch draus. Titel: „Wie ich Franzi überzeugte“ oder „Keinen Dialog braucht das Land“.

Bye-Bye Blub: In der Nacht zu Freitag ist das ehemalige Erlebnisbad Blub abgebrannt. Auf dem Gelände kam es immer wieder zu Bränden – allein in den letzten 30 Tagen musste die Feuerwehr achtmal anrücken. Das Areal gehört einem Investor, der dort ein Wohnquartier errichten möchte. Die Berliner Polizei ermittelt indes wegen Brandstiftung. Und die „Anbandoned Places“-Enthusiasten trauern um eine der fotogensten Ruinen Berlins.

Neukölln goes Rio: Zwei Schwimmerinnen der SG Neukölln haben ihr Ticket nach Rio zu den Olympischen Spielen sicher. Lisa Graf und Leonie Kullmann werden für den DSV über 200 Meter Rücken und in der 200 Meter Frestil-Staffel an den Start gehen. Wir drücken beiden feste die Schwimmflossen!

Wilde Tiere in Neukölln

Raus I: Grill & Chill heißt es am Samstag ab 14 Uhr auf dem Tempelhofer Feld auf der Grillwiese neben der Urban Gardening-Zone. Live-Musik kommt von den Os Batidos.

Raus II: Unter dem Motto „Uns gehört die Straße“ findet am heutigen Samstag von 11 bis 13 Uhr ein Fahrrad-Picknick auf der Sonnenallee statt. Es wird ein eigener Fahrradweg gemalt, auf dem Picknickkörbe, Picknickdecken, Essen und all eure Freunde Platz finden.

Raus III: Beim Kellergedeck könnt ihr ab 20 Uhr schön abhotten. Erst im Garten, danach weiter im KELLER mit Gypsy-Live-Musik von Chat Noir, dazu DJ-Sets von Basti Grub, Groj, Shlomniwatz, Hlomniwatz, Eulenspiegel und Spatzhabibi.

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