„Neukölln muss Atommacht werden!“

Aufgalopp zum Wahlkampf in Neukölln: Die Partei Die PARTEI will Neukölln geostrategisch neu ausrichten und fordert Gentrifizierung mit Augenmaß. Kein Live-Ticker zur Wahlkampfauftaktgala. (mehr …)

Montag, 26. November 2012

Die Emser Straße rund um das Laika sieht anders aus an diesem Freitag Abend. Großflächig aufgestellte Absperrgitter säumen den Weg. Platziert, um den großen Besucherandrang kontrollieren zu können? Schließlich ist es keine gewöhnliche Veranstaltung: Der Neuköllner Ortsverband der Partei Die PARTEI lädt zur Wahlkampfauftaktgala für die Bundestagswahl 2013.

Der Veranstaltungsraum ist über den letzten Platz hinaus gefüllt. Das Publikum (viele Parteikader Berliner Ortsverbände; einige politisch Interessierte) elektrisiert vor allem eine Frage: Kommt ER, oder kommt ER nicht? Wobei mit ER ausnahmsweise nicht der „Größte Vorsitzende aller Zeiten“, Martin Sonneborn, gemeint ist, sondern der Neuköllner Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky.

„Casinos vs. Jutebeutelfachgeschäfte“

Diesen hatte der Große Vorsitzende des Ortsverbands Neukölln, Georg Kammerer, zuvor in einem offenen Brief aufgefordert, den Bezirk an diesem Abend friedlich zu übergeben. Vorgeworfen wird ihm unter anderem, nicht „zeitgemäß zu hetzen“, wie Kammerer in seiner Rede betont, denn „seine populistischen Allgemeinplätze atmen den Muff der 90er Jahre“. Heutzutage müsse sich stattdessen populistisch an Touristen und Hipstern abgearbeitet werden, so Kammerer weiter.

Letztlich läuft es in Neukölln so auf einen Kampf „Casinos vs. Jutebeutelfachgeschäfte“ hinaus, wie es an anderer Stelle der Veranstaltung heißt. Doch sind dies nicht die einzigen „inhaltsleeren Visionen“. mit denen Die PARTEI zu punkten weiß. Weiter fordert Kammerer denn auch, dass Neukölln Atommacht werden muss, eine „Gentrifizierung mit Augenmaß“ betrieben wird und „dass in Neukölln Netto wieder Plus heißt“.

Schlammcatchen um den Bezirk

Forderungen, mit denen der angesprochene Buschkowsky scheinbar nicht aus der Reserve zu locken ist. Vom angefragten Stargast, wie es auf dem Flyer heißt, ist jedenfalls nichts zu sehen. Einen Umstand, den Kammerer als Provokation auffasst und Heinz Buschkowsky daher unter tosendem Applaus zum ultimativen Schlammcatchen um den Bezirk herausfordert – ein gelungener Auftritt erreicht seinen epischen Schlusspunkt.

Die Absperrgitter vor dem Laika stellen sich im Nachhinein dann allerdings doch noch als zufällig heraus: Denn auch wenn Kammerer gern glauben möchte, dass Buschkowsky diese aufstellen ließ, da er mit Aufständen gerechnet hatte, war an dieser Stelle einfach eine Baustelle.

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