Müsli-Mafia

Auch wenn der Name Harmlosigkeit suggeriert – mit den Haferflocken Swingers ist nicht gut Müsli essen. Zusammen spielen sie in so vielen Bands, dass das Machtmonopol auf Seiten der „Gewerkschaft“ liegt.

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Montag, 10. Oktober 2011

„Oh fuckin‘ yeah!“ Andrea Roberts steht auf der Bühne – weiße Bluse, schwarze Kravatte und Polizeimütze – und zeigt der schwitzenden Menge, wie sie zum nächsten Song zu tanzen hat. „Ich tanz wie ich will“, murrt es aus der Meute im Bassy Club. „Dann, Baby, mach’s verdammt nochmal! Ich warte schon den ganzen Abend!“ Schlagfertig, wie eine Polizistin nicht schlagfertiger sein könnte.

In dieser Formation treten die Haferflocken Swingers eigentlich erst seit über einem Jahr auf, obwohl es die Band schon seit sieben Jahren gibt. Dafür ist der Zusammenhalt der Truppe um so größer. „Wir haben eine Gewerkschaft“, meint Andrea im Gespräch vor dem Konzert. Old Fish, Dirty Honkers, Froggy Mountain Boys, Shebang Power: gemeinsam spielen sie alle in so vielen Bands, dass sie schon ein kleines Machtmonopol gegenüber den Clubs besitzen. „Wenn uns ein Laden verarscht, spielt dort keiner mehr von uns“, bringt Bots die Sache auf den Punkt. „Wir sind wie die Mafia.“

Internationaler Blödsinn

Gemessen an der Garderobe der sechs Musiker aus Neukölln und Kreuzberg, erscheint der Vergleich zur Mafia gar nicht mal so abwegig. Ob es aber jemals eine herkunftsmäßig so wild zusammengewürfelte Mafiacombo gegeben hat (Lettland, Frankreich, Kanada, Belgien und Deutschland), die dermaßen viel Blödsinn auf, neben und vor der Bühne zustande bringt? Unwahrscheinlich. Ein Hase, der sich auf dem Weg zum „Bugs Bunny Casting“ verirrt hat, ein Faustkampf in der Menge, und Inspector Kowaslky, der das „extra harte Beweisstück“ – einen Dildo – im Publikum findet. Die Haferflocken Swingers verabreichen dem sich in Extase tanzenden Mob immer wieder kleine Verschnaufpausen, um sie dann mit den absurdesten Albernheiten aus dem Konzept und beim nächsten Stück noch mehr zum swingen zu bringen.

Die nicht minder wilde musikalische Mischung aus Jazz, Swing, Boogie, Blues und Rock ’n‘ Roll macht die Sache schließlich und vor allem perfekt: ein großartiger Abend mit grandioser Musik zum ordentlich Abspacken.

Video: Die „Gewerkschaft“ zum Thema Weltmusik 2.0 und zu Fremdenfeindlichkeit in Berlin

Dazu noch das Stück „Burn“, aufgenommen im Bassy Club am 22 Juli 2011:

Das nächste Mal in Berlin spielen die Haferflocken Swingers am 15. Oktober im Ritter Butzke und am 23. November in der Bar Tausend.

Von links nach rechts: Talis Mortalis (Gitarre & Sax), Johannes (Kontrabass), Andrea Roberts (Altsax), Bots (Posaune & Trompete), Florent Mannant (Tenorsax & Klarinette), Toto Wolf (Schlagzeug)